
© Radio Bremen / Claudia Konerding
Wie gut ist der Bremer „Tatort“: Verwirrspiel mit Stalker und Zoff im Ermittler-Team
Die Bremer „Tatort“-Kommissarinnen Selb und Moormann schlagen sich mit dem Thema Stalking herum – und auch noch untereinander.
Stand:
Als am Weser-Strand eine Leiche angespült wird, stehen die Ermittlerinnen Linda Selb und Liv Moormann vor einem Rätsel. Es gibt keine Hinweise auf die Identität der Leiche. Dann ein Schnitt. Eine Rückblende auf Rani Ewers. Die durchlebt einen Albtraum: Überall lauert der Alleinerziehenden und ihrer Tochter ihr Ex-Freund Marek Kolschak auf. Am Spielplatz, auf der Straße, vor der Haustür. Ist Kolschak ein Stalker und – ist er das Mordopfer aus der Weser?
Im Verlauf ihrer Ermittlungen stoßen die Kommissarinnen nicht nur auf Stalking-Täter und -Opfer, sondern auch auf brisante investigative Recherchen und wahrhaft toxische Abhängigkeiten: „Tatort: Solange du atmest“ (Sonntag, ARD, 20:15 Uhr)

© Radio Bremen / Claudia Konerding
So weit, so gut, so auffällig. Im Krimi-Ranking der beliebtesten Mordmotive hat sich das Thema Stalking in jüngster Zeit nach oben gekämpft. Nachdem Kommissarin Brasch vergangene Woche im „Polizeiruf 110“ über die Verbindung einer verunglückten Frau zu einem Star-Architekten rätselte, versuchen sich nun die Bremer „Tatort“-Kommissarinnen Selb (Luise Wolfram) und Moormann (Jasna Fritzi Bauer) einen Reim auf die Geschichte der allein erziehenden Mutter Rani (Via Jikeli) zu machen, deren Stalker umgebracht wird.
Gerichtsmedizinerin Edda Bingley (Helen Schneider) liefert dem Team die entscheidenden Spuren auf die Identität des Opfers. Dennoch wird das kein eindeutiger Stalker-Fall.
Die Grenzen verschwimmen mehr und mehr, die Drogenszene mischt auch mit, Zeugen werden zu Verdächtigen – vor allem Ranis Mitbewohnerin Paula Södersen (Sarina Radomski) –, und Verdächtige zu Zeugen, die selbst in Lebensgefahr geraten.
So verwirrend das alles klingt, sieht es sich über weite Strecken auch an. Mühsam unterhaltsam. Im Bemühen, von den Nöten einer alleinerziehenden Mutter zu erzählen, verquirlt mit Stalker-Motivik und der Recherche eines Investigativ-Journalisten – der Tote Marek – in der Bremer Drogenszene, schlagen Buch (Judith Westermann) und Regie (Franziska Margarete Hoenisch) all zu viele Volten. Da helfen auch keine Rückblenden.
Liebe macht Blind? Nein, Liebe macht dumm.
Kommissarin Linda Selb (Luise Wolfram) zu ihrer Kollegin Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer)
Für zusätzliche Verwirrung sorgen die Kommissarinnen untereinander. Selb und Moormann sind ohnehin recht unterschiedliche Charaktere. Sie hatten sich in den jüngsten Ausgaben aber ganz gut zusammen gerauft.
Hier tragen sie fast durchgängig einen Beef um Vertrauen, Kompetenzgerangel und Alleingänge aus, der nicht immer nachvollziehbar ist.
Selb hat hinter deren Rücken Moormanns kleine Schwester Marie in der Haft besucht, was Moormann nicht gefällt. Und die Übung der Beiden in Selbstverteidigung (sie trainieren Krav Maga) schon mal kräftig ausarten lässt. Das wirkt reichlich konstruiert. Als ob man der Krimi-Geschichte nicht trauen würde.
Nach langer Zeit mal wieder ein schwächerer Primetime-Krimi am Sonntagabend im Ersten.
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