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Robert Habeck vergangene Woche im Bundestag. Als Bundeskanzler Merz das von Habeck so lange geforderte Sondervermögen verteidigte, spendete dieser ihm einsamen Applaus.

© AFP/TOBIAS SCHWARZ

Intel-Rückzug, Wärmepumpen-Rekord: Wo Habeck richtig lag – und wo nicht

Die Wärmepumpe wurde zum Gegenstand eines billigen Kulturkampfs. Nun zeigen neue Zahlen, wie Recht der frühere Wirtschaftsminister hatte. Doch seine Bilanz glänzt in der Rückschau nicht nur.

Jan Krüßmann
Ein Kommentar von Jan Krüßmann

Stand:

Es dürfte ein später Sieg für Robert Habeck sein: Die Zahl der verkauften Wärmepumpen (139.000) lag im ersten Halbjahr 2025 erstmals über der Zahl der verkauften Gasheizungen (133.000), wie eine Erhebung des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie und des Bundesverbands Wärmepumpe ergab. Das ist bemerkenswert, besonders weil es im vergangenen Jahr noch mehr als doppelt so viele Gasheizungen wie Wärmepumpen waren.

Damit zeigt sich entgegen allen Schlechtredens: Die Wärmepumpe setzt zum Siegeszug in den deutschen Heizungskellern an. Im Neubau ist sie schon lange die am häufigsten eingebaute Heizung und auch im Bestand ist mehr möglich, als viele kritische Kommentare vermuten ließen.

Dass die Zahlen nun so deutlich steigen, ist auch der erheblichen staatlichen Förderungen für klimaneutrales Heizen zu verdanken. Der Staat erreicht mit dieser Maßnahme das beabsichtigte Ziel.

Es bleibt unbegreiflich, wie manche politische Akteure von morgens bis abends über Technologieoffenheit und ihr großes Vertrauen in die Ingenieurskunst reden konnten – dann aber keine Sekunde zögerten, eine Spitzeninnovation ebendieser Ingenieurskunst für einen billigen Kulturkampf zu diffamieren.

139.000
Wärmepumpen wurden im ersten Halbjahr 2025 in Deutschland verkauft

Wärmepumpen haben Wirkungsgrade von mehr als 100 Prozent, sie stellen deutlich mehr Wärmeenergie zur Verfügung, als an Strom hereingesteckt werden muss. Kein anderer Heizungstyp ist auch nur annähernd vergleichbar effizient und noch dazu lokal emissionsfrei.

Die klimaneutrale Gasheizung muss erst noch erfunden werden. Wasserstoffheizungen werden ein Hirngespinst bleiben, solange Grüner Wasserstoff eine knappe und teure Ressource ist, die anderswo weit dringender benötigt wird.

Überhaupt können sich Habecks Weichenstellungen auf dem Feld der Energiewende sehen lassen, nicht nur im Gebäudesektor. Wie ebenfalls diese Woche bekannt wurde, ist auch die Zahl der Anträge für neue Windkraftanlagen in mehreren Bundesländern stark gestiegen. Und das nun beschlossene Sondervermögen für die Infrastruktur war ebenfalls lange eine Forderung Habecks.

Als Friedrich Merz diese neuen Schulden in der vergangenen Woche im Bundestag mit fast genau denselben Worten verteidigte, für die er Habeck vor der Bundestagswahl mehrfach scharf angegriffen hatte, schallte aus den hinteren Reihen der Grünen-Fraktion ein einzelnes, sarkastisch anmutendes Klatschen zu ihm herüber. Der Urheber: Habeck. Die Szene dürfte sinnbildlich für seine Stimmung stehen.

Gescheiterte Subventionspolitik

Doch auf einem anderen Feld sieht Habecks Bilanz deutlich weniger rosig aus. Als Wirtschaftsminister hatte er versucht, Schlüsseltechnologien in Deutschland anzusiedeln, um die Abhängigkeit von anderen Ländern zu verringern, besonders von China. Das Mittel der Wahl: großzügige Förderungen aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF).

Fast 10 Milliarden Euro hatte Habeck dem Chiphersteller Intel für seine Fabrik in Magdeburg zugesagt, eine gewaltige Summe. Nachdem die Pläne schon vor einiger Zeit auf Eis gelegt wurden, ist nun klar: Die Fabrik wird es nicht geben.

Anders als beim insolvent gegangenen schwedischen Batteriehersteller Northvolt kommt der Steuerzahler dieses Mal aber zumindest glimpflich davon. Von dem Intel zugesagten Geld fließt nichts ab.

Habeck hatte Northvolt eine Kreditbürgschaft über 300 Millionen Euro für den Bau einer Fabrik im schleswig-holsteinischen Heide gewährt, für weitere 300 Millionen Euro bürgte das Land. Dieses Geld ist nun weg. Habeck habe bei der Vergabe „weitestgehend nach dem Prinzip Hoffnung“ agiert, heißt es in einem vertraulichen Bericht des Bundesrechnungshofes.

Auch wenn solche Subventionen und Bürgschaften in der besten Absicht getätigt wurden, Deutschland technologisch unabhängiger zu machen: Habecks Politik ist an dieser Stelle gescheitert und hat noch dazu erhebliche Kollateralschäden verursacht.

Den Vorwurf der Sorglosigkeit muss er sich gefallen lassen. Es ist an der neuen Bundesregierung, jetzt bessere Lösungen zu finden.

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