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PORTRÄT GERDA HASSELFELDT CSU-LANDESGRUPPENCHEFIN:: „Moderat und eigenständig“

Gerechnet hatte keiner mit ihr, aber am Ende war sie die ideale Konsenskandidatin. Allen sympathisch, die Grande Dame der Christsozialen mit langer politischer Erfahrung und Silber im Haar.

Gerechnet hatte keiner mit ihr, aber am Ende war sie die ideale Konsenskandidatin. Allen sympathisch, die Grande Dame der Christsozialen mit langer politischer Erfahrung und Silber im Haar. Gerda Hasselfeldt, 60 Jahre alt, seit 24 Jahren im Bundestag und dort seit 2005 Vizepräsidentin, ist am Montagabend zur neuen Landesgruppenchefin der CSU in Berlin gewählt worden. Sie beerbt dort den zum Innenminister ernannten Hans-Peter Friedrich und ist die erste Frau auf diesem einflussreichen Posten.

Gedrängt hat sie sich nicht danach. Im Gegenteil. Intern machte sich Hasselfeldt sogar ausdrücklich für einen anderen stark, den erst 35-jährigen Geschäftsführer der Landesgruppe, Stefan Müller. Doch nach den Erfahrungen mit dem flotten und nicht viel älteren Freiherrn aus Oberfranken neigte der vorschlagsberechtigte Parteichef Horst Seehofer diesmal nicht zur Risikovariante – zumal die auch zwischen seinen 44 Parlamentariern womöglich schwer zu flickende Risse hinterlassen hätte.

Schließlich hatten sich gleich fünf Kandidaten ins Spiel gebracht – und das mit Vehemenz. Agrar- Staatssekretär Gerd Müller freilich schien dabei übertrieben zu haben. Christian Schmidt war im Verteidigungsministerium unabkömmlich. Sozialexperte Max Straubinger galt als zu aufmüpfig. Und Generalsekretär Alexander Dobrindt war den auf Unabhängigkeit bedachten Berlinern nicht vermittelbar. Sie hätten ihn als verlängerten Arm ihres Parteichefs empfunden.

Mit Hasselfeldt dagegen können alle leben. Und die im niederbayerischen Straubing geborene Politikertochter wusste sogleich, worauf es ankam. Sie werde, so versicherte sie, den moderaten Kurs Friedrichs fortsetzen, nicht „schnell mit irgendwelchen Schlagworten“ operieren – und die Eigenständigkeit der Gruppe gegenüber Parteivorgaben zu verteidigen wissen.

Gleichwohl gibt es Zweifel, dass Hasselfeldt genug Nachdruck für ihr Amt mitbringt. Mit Initiativen ist die Volkswirtin und Mutter von zwei erwachsenen Kindern bisher nicht groß aufgefallen. Und auch in ihren lang zurückliegenden Ministerämtern hat sie kaum Spuren hinterlassen. Nach der Wende war Hasselfeldt zwei Jahre Bauministerin. Und als hilflos agierende Gesundheitsministerin wurde sie 1992 nach einem Jahr von Seehofer abgelöst. Als Anlass diente die Spionagetätigkeit ihres Büroleiters. Nun sind auch Parteifreunde gespannt, wie sie ihr unverhofftes Comeback nutzt. Und – wer ihr als Bundestagsvize folgt. Rainer Woratschka

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