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Bundestagspräsidentin Bas bei ihrer Rede im Plenum.

© REUTERS / Fabrizio Bensch

50 Jahre nach Münchner Olympia-Attentat: Bas bittet Israel um Vergebung für Fehler

Vor der Rede des israelischen Präsidenten Herzog im Bundestag drückt die Parlamentspräsidentin ihr Bedauern aus. Der Gastredner betont sodann eine gemeinsame Zukunft beider Staaten.

Nach Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat auch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) 50 Jahre nach dem Münchner Olympia-Attentat um Vergebung für Fehler und Versäumnisse gebeten. Diese Bitte spreche sie auch im Namen des Bundestags aus, sagte Bas in ihrer Eröffnungsansprache der Plenarsitzung am Dienstag, bei der auch Israels Präsident Issac Herzog als Redner auftrat.

Bei dem Münchner Olympia-Attentat im Jahr 1972 waren elf israelische Sportler getötet worden. „Ich bin froh, dass die Bundesregierung und die Angehörigen der Opfer eine Einigung gefunden haben“, sagte Bas nun. „Keine Entschädigungszahlung kann diese Morde ungeschehen machen oder die tiefen Wunden der Angehörigen heilen.“

Die Einigung auf die Entschädigungen bedeute aber „eine Anerkennung Ihres Leids“, sagte sie an die Hinterbliebenen gerichtet. „50 Jahre nach dem entsetzlichen Attentat liegt darin ein zwar spätes, aber wichtiges Zeichen der Verantwortung.“

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Bas beklagte den anhaltenden Antisemitismus in Deutschland. „Auch heute gibt es Hass, der sich gegen Juden und gegen Israel richtet“, sagte sie. „Es ist eine Schande, dass jüdische oder israelische Einrichtungen nur unter Polizeischutz sicher sind, dass auf Demonstrationen gegen Israel gehetzt wird, dass in sozialen Netzwerken Israel der Tod gewünscht wird.“

Sie fügte hinzu: „Wir alle müssen entschieden gegen diesen Hass und diese Hetze vorgehen. Mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen.“

Herzog hält Rede im Bundestag

Im Anschluss hielt Israels Präsident Isaac Herzog im Rahmen seines dreitägigen Staatsbesuchs eine Rede vor dem Bundestag. Darin sprach er Deutschland Dank und Respekt für die Unterstützung seines Landes aus. „Der Staat Israel ist stolz auf seine Partnerschaft mit Deutschland“, sagte Herzog. „Wir wissen den deutschen Beitrag zur Sicherheit und zum Erfolg Israels sehr zu schätzen.“ Auf der Grundlage des gemeinsamen Gedenkens an den Holocaust könnten die beiden Länder eine gemeinsame Zukunft gestalten.

„Die Zukunft gehört uns, sie muss uns beiden gehören“, sagte Herzog vor den Abgeordneten und den Spitzen der deutschen Verfassungsorgane. „Nur gemeinsam können wir dem Gedenken Bedeutung geben.“ Dazu gehöre für Israel auch das „Treuegelöbnis für die Freiheit und Sicherheit des Staates Israel und das Wohlergehen des jüdischen Volkes“.

Izchak Herzog, Präsident von Israel, bei seiner Rede vor dem Deutschen Bundestag.
Izchak Herzog, Präsident von Israel, bei seiner Rede vor dem Deutschen Bundestag.

© dpa / Michael Kappeler

Herzog betonte, dass der Holocaust immer eine zentrale Rolle im deutsch-israelischen Verhältnis spielen werde - „das jüdische Volk vergisst nicht“, sagte er. Zugleich zollte er der Entwicklung Deutschlands nach den Zweiten Weltkrieg großen Respekt. Deutschland sei „einer der wichtigsten Anführer der freien Welt“ geworden, es sei wieder ein „Motor von Geist und Kultur“, sagte Herzog.

Ausdrücklich bedankte sich Herzog für den Gedenkakt zum 50. Jahrestag des Olympia-Attentats am Tag zuvor. „Ich danke Ihnen für die bewegende Zeremonie gestern“, sagte er. Durch die „Übernahme der Verantwortung“ leiste Deutschland einen Beitrag für „eine gewisse Linderung des Schmerzes der Angehörigen“.

Herzog war am Sonntag in Deutschland eingetroffen. Als bisher letzter israelischer Präsident hatte Herzogs Vorgänger Reuven Rivlin im Januar 2020 vor dem Bundestag gesprochen.

Nach seiner Rede im Bundestag nimmt Herzog mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an einer Kranzniederlegung am Holocaust-Denkmal in Berlin teil. Am Nachmittag besuchen die beiden Präsidenten das ehemalige Konzentrationslager Bergen-Belsen (13.30 Uhr). Herzogs Vater, der ehemalige israelische Präsident Chaim Herzog, gehörte als Offizier in den Reihen der britischen Streitkräfte im April 1945 zu den Befreiern des Lagers. (AFP)

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