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In München soll die Maskenpflicht in der U-Bahn bald der Vergangenheit angehören.

© IMAGO/Wolfgang Maria Weber / Imago/Wolfgang Maria Weber

Abschaffung der Maskenpflicht im ÖPNV: Der Schritt ist so leichtsinnig wie unnötig

Bayern und Sachsen-Anhalt schaffen die Maskenpflicht im Nahverkehr ab. Jetzt droht ein Flickenteppich. Das untergräbt die Akzeptanz der Maßnahmen in ganz Deutschland.

Ein Kommentar von Maria Fiedler

Markus Söder ist gern vorne dran. Der bayerische Ministerpräsident, so beschreiben es CSU-Parteikollegen, wolle immer einen Tick schärfer, schneller oder besser sein als andere. Zu Anfang der Pandemie etwa war er eines der härtesten Mitglieder im „Team Vorsicht“. In der ersten Coronawelle durfte man in Bayern nur mit triftigem Grund vor die Tür. Ein Gericht erklärte das jüngst für unverhältnismäßig.

Mitglied im „Team Vorsicht“ ist Söder bekanntermaßen schon länger nicht mehr. Aber jetzt, da alle Zeichen endgültig auf Lockerung stehen, will der Bayer wieder vorne dran sein. Er verkündete am Dienstag, Ende der Woche solle in Bayern die Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr fallen. Kurz darauf folgte ihm Sachsen-Anhalt, wo nun schon am Donnerstag fast alle Corona-Regeln abgeschafft werden.

Der Schritt, die Maskenpflicht im ÖPNV abzuschaffen, ist ebenso leichtsinnig wie unnötig. Die Freiheitseinschränkung, auf dem Weg zur Arbeit eine FFP2-Maske tragen zu müssen, ist minimal, die Wirkung aber groß. Wer schon einmal im dichtesten Berufsverkehr in Bus oder U-Bahn stand, weiß, wie leicht man sich hier ohne Maske anstecken kann. Wenigstens im Winter hätte man an der Pflicht festhalten sollen. Wer sie jetzt abschafft, setzt das Signal, dass der Schutz nicht mehr notwendig sei.

Zudem führt der Schritt zu der paradoxen Situation, dass nun im Fernverkehr – also in ICE und IC – die Maskenpflicht noch gilt. Auf dem Weg zum Bahnhof in der U-Bahn aber nicht. Und weil die Bundesländer sich bislang nicht auf ein gemeinsames Vorgehen haben verständigen können, droht bundesweit ein Flickenteppich – ähnlich wie das bei der nach wie vor sinnvollen Isolationspflicht für Infizierte der Fall ist.

Die Pandemie ist nicht vorbei. Ein Vorpreschen bei der Abschaffung aller Regeln ist kein Qualitätsmerkmal. Besser wäre gewesen, Sachsen-Anhalt und Bayern hätten die Ministerpräsidentenkonferenz am Donnerstag abgewartet. Der Flickenteppich ist Gift für die Akzeptanz der letzten verbliebenen Regeln auch im Rest Deutschlands.

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