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Hat ein Herz für Hunde: Markus Söder.

© dpa/Sven Hoppe

Angebliches Haustierverbot der Grünen: Die CSU lügt!

Auf Instagram warnt CSU-Generalsekretär Huber vor einem Haustierverbot der Grünen. Doch das gibt es nicht. Das Video hat Methode - und ist brandgefährlich.

Felix Hackenbruch
Ein Kommentar von Felix Hackenbruch

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Traurige Klaviermusik läuft im Hintergrund, auf einem Bürostuhl sitzt ein langhaariger, brauner Hund, der verunsichert nach unten schaut. Dann Auftritt von CSU-Generalsekretär Martin Huber: „Sie sind für viele Wegbegleiter, Kummerkasten, Familienmitglied und Spielgefährte“, sagt er und gibt dem Hund ein paar Leckerlis.

Dann der Cut: „Die Grüne Jugend will das verbieten und euch einen treuen Freund wegnehmen. Was für ein herzloser Irrsinn!“

Moment. Was für ein sinnloser Schwachsinn!

Um was geht es eigentlich? Nach dem Rücktritt ihres Vorstands hat die Grüne Jugend am Wochenende zwei neue Sprecher gewählt. Jette Nietzard und Jakob Blasel. Letzterer hat schon eine beachtliche Karriere als Klimaaktivist bei Fridays for Future hinter sich und moderierte 2019 kurzzeitig das Funk-Nachwuchsformat „Ozon“.

In dieser Zeit thematisierte der damals 19-jährige Blasel in einer Folge den CO₂-Pfotenabdruck von Haustieren. Eine Sendung, für die er sich extra einen Hund ausgeliehen hatte und aus zahlreichen Studien zitierte. Etwa, dass 68 Prozent der CO₂-Belastungen von Haustieren durch das Futter entstehen und, dass pro Jahr rund 500 Millionen Hundekot-Beutel benutzt würden.

Ein paar Tipps zum CO₂-Sparen hat Blasel gleich mitgebracht: etwa ein Rezept für vegetarische Leckerlis (mit Polenta, Kartoffel, Karotte und Rote Beete) oder Kotbeutel aus recyceltem Plastik. Dann offenbarte er noch seine eigene Position: „Meiner Meinung nach, sollte es verboten werden, Tiere unnötig zu züchten.“ Man könne stattdessen ja Tiere aus dem Tierheim nehmen.

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Fünf Jahre ist das inzwischen her und sicherlich nicht der zielführendste Beitrag zum Klimaschutz gewesen. Doch nur Minuten nach der Wahl von Blasel ploppte bei der „BILD“-Zeitung bereits ein Skandal-Bericht auf: „Welpen-Feind ist neuer Junior-Chef der Grünen“.

Selbst diese Zuspitzung des Boulevards reichte der CSU offenbar nicht aus. Dort teilte man via Instagram wenig später erst eine Kachel zum Artikel - „Grüner Verbotswahn immer irrer“ - und ließ schließlich Generalsekretär samt Hund zum Videodreh auflaufen.

Klimaaktivist Jakob Blasel im Jahr 2020.

© imago images/Bildgehege

Man könnte meinen, die Vertreter einer Regierungspartei eines Landes mit mehr als 13 Millionen Einwohner hätten Sinnvolleres zu tun als sich an den fünf Jahre alten Aussagen eines damals 19-Jährigen abzuarbeiten. Aber schlimmer noch. Die CSU verbreitet wissentlich Lügen. Niemandem soll der Hund weggenommen werden, niemand will Haustiere verbieten.

Die Wahrheit spielt für die CSU keine Rolle

Tatsächlich hat das Video Methode: Seit Wochen arbeitet sich die CSU an den Grünen ab und flutet das Netz mit Sharepics. Kleine Auswahl vom Instagram-Kanal der Christlich-Sozialen Union: „Die Grünen bedrohen den ländlichen Raum“, „Die Grünen ruinieren die heimische Landwirtschaft“, „Die Grünen schwächen unsere Polizei“ und besonders furchterregend „Die Grünen benachteiligen Bayern“.

Alle Kommentare im Video

Dahinter mag Kalkül liegen, denn Schwarz-Grün ist an der konservativen Basis unbeliebt. Zudem gehört es sicherlich zum Handwerk der Opposition, die Regierungsparteien zu kritisieren, auch mal zuzuspitzen. Doch die CSU ist längst dabei, sich aus dem demokratischen Diskurs zu verabschieden. Sie überzieht maßlos, sie schürt Ängste, sie lügt. Eine gefährliche Entwicklung.

Schon im Bundestagswahlkampf 2021 machte ein Fake-Zitat der Grünen Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock aus mutmaßlich rechten Kreisen die Runde, sie wolle ein Ende der Haustierhaltung. Heute sind es nicht mehr rechte Bots, die den Quatsch verbreiten, sondern eine altehrwürdige Partei mit mehr als 125.000 Mitgliedern.

Lustig ist das nicht. Denn mit jeder Fake-Nachricht geht Vertrauen in staatliches Handeln verloren. Vor wenigen Tagen warnten die deutschen Geheimdienstchefs vor der Meinungsmache durch russische Propaganda. Durch gezielte Desinformation würde der Extremismus in Deutschland gestärkt.

Die Erkenntnis: In einer Welt, in der die Wahrheit immer weniger wert ist, haben es extremistische Kräfte immer leichter. Das gilt übrigens auch für das schöne Bayern. Darüber würde sich doch mal ein Video lohnen.

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