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Der Regierungs-Airbus A340 steht am Flughafen Abu Dhabi.

© dpa/Sina Schuldt

Update

Baerbock bricht Dienstreise verärgert ab : Luftwaffe mustert Pannenflieger nach Odyssee aus

Auch der zweite Versuch der Luftwaffe scheitert, die Außenministerin von Abu Dhabi nach Australien zu fliegen. Nun tritt sie übellaunig die Heimreise per Linie an. Der Pannen-Airbus wird aussortiert.

| Update:

Nach den wiederholten Pannen mit ihrem Regierungsflugzeug hat Außenministerin Annalena Baerbock ihre geplante Reise zu einem einwöchigen Besuch in der Pazifik-Region abgebrochen.

„Wir haben alles versucht: leider ist es logistisch nicht möglich, meine Indo-Pazifik-Reise ohne den defekten Flieger fortzusetzen. Das ist mehr als ärgerlich“, schrieb die Grünen-Politikerin am Dienstag im Onlinedienst X, der vorher Twitter hieß.

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„Im Indo-Pazifik haben wir nicht nur enge #Freunde und #Partner. Die Region wird die #Weltordnung des 21. Jahrhunderts entscheidend prägen“, ergänzte Baerbock. „Daher ist der inhaltliche und persönliche Austausch so wichtig.“

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Später kündigte die Luftwaffe an, dass der Pannen-Airbus vorzeitig aussortiert wird. „Wir werden die beiden A340 so schnell wie möglich, das heißt in den kommenden Wochen vorzeitig außer Dienst stellen“, sagte ein Sprecher der Luftwaffe am Dienstagmorgen.

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Die beiden Airbus A340 sollten nach bisherigen Plänen im September 2023 und Ende 2024 ausgesondert werden. Stattdessen sollen künftig etwa die bereits vorhandenen, moderneren A350 für Langstrecken eingesetzt werden.

Baerbock nimmt Linienflieger zurück nach Berlin

Unterdessen wollte Baerbock nach dem Abbruch ihrer Reise noch am Dienstag per Linienflug nach Berlin zurückkehren. Ihre genaue Route zur Rückreise wurde aus Sicherheitsgründen nicht veröffentlicht.

Baerbocks Ministerium hatte am frühen Dienstagmorgen den Abbruch bekannt gegeben. „Wir haben bis zuletzt geprüft und geplant, aber leider war es nicht mehr möglich, die geplanten Reisestationen der Indo-Pazifik-Reise nach dem Ausfall des Flugzeugs der Flugbereitschaft mit den noch verfügbaren Optionen logistisch darzustellen“, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts.

Zuvor hatte die Grünen-Politikerin gleich zweimal innerhalb von 24 Stunden vergeblich versucht, mit der Flugbereitschaft der Luftwaffe nach Australien zu kommen.

Noch am frühen Dienstagmorgen hatte Baerbock erwogen, ihre Reise zu einem einwöchigen Besuch in der Pazifik-Region per Linienflug fortzusetzen. Nach Angaben aus ihrer Delegation wollte sie noch am Vormittag von der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, Abu Dhabi, mit ihrem Tross direkt zur australischen Metropole Sydney aufbrechen.

Annalena Baerbock bei einem Hintergrundgespräch auf dem Flughafen von Abu Dhabi.
Annalena Baerbock bei einem Hintergrundgespräch auf dem Flughafen von Abu Dhabi.

© dpa/Sina Schuldt

Ursprünglich geplante Programmpunkte in der Hauptstadt Canberra waren bereits teils abgesagt und teils verschoben worden. Wegen eines technischen Defekts an den Landeklappen konnte die Maschine vom Typ A340-300 auch im zweiten Versuch nicht nach Australien fliegen.

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„Wenn Sie auf die Monitore schauen, dann werden Sie auch das gleiche Flugverhalten wie gestern wiedererkennen. Wir sind gerade am Kreisefliegen. Uns ist tatsächlich leider das gleiche Problem, was wir gestern hatten, wieder passiert“, sagte der Flugkapitän in der Nacht zu Dienstag nach Angaben eines dpa-Reporters an Bord der Maschine.

Der Flieger war nach dem Start um 1 Uhr Ortszeit (23 Uhr MESZ) in Abu Dhabi zu Anfang zwar gestiegen, nahm aber kein Tempo auf. 15 Minuten nach dem Abheben drehte der Airbus vom Typ A340-300 dann erneut vom Kurs ab und flog zurück in Richtung des Wüstenemirats, wo er schließlich um 2.57 Uhr Ortszeit wieder landete.

Außenministerin Baerbock steigt in Abu Dhabi aus der Regierungsmaschine.
Außenministerin Baerbock steigt in Abu Dhabi aus der Regierungsmaschine.

© dpa/Sina Schuldt

„Die Klappenvergrößerungen, die Flügelvergrößerungen lassen sich nicht mehr einfahren. Sie haben sich wieder gesperrt (...). Wir haben mit Testpiloten von Lufthansa gesprochen. Dieser Fehler existiert so nicht“, sagte der Kapitän, nachdem er auf dem Flug über die neuerliche Rückkehr informiert hatte. „Für alle, die ängstlich unterwegs sind, besteht überhaupt kein Grund zur Unruhe. Wir haben genug Benzin. Wenn wir nachher unser Landegewicht wieder erreicht haben, wie gestern, dann wird das eine ganz normale Landung.“

Er mache das schon ein paar Jahre, sagte der Kapitän, „aber sowas ist auch in der Geschichte der Flugbereitschaft noch nicht passiert“.

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„Mission abgebrochen! Der Fehler ist erneut bei der nun wieder aufgetankten Maschine aufgetreten“, erklärte die Luftwaffe am späten Montagabend bei X. „Wir landen jetzt wieder in Abu Dhabi“, fügte er hinzu. Baerbock gab sich in einer ersten Reaktion zerknirscht: „Manchmal ist es wirklich verflixt.“

Auch der Sprecher des Auswärtigen Amts, Sebastian Fischer, erklärte: „Das technische Problem ist trotz vorangegangener Flugtests soeben wieder aufgetreten. Wir kehren jetzt erneut nach Abu Dhabi um. Das ist sehr ärgerlich“, schrieb er bei X. 

Es ist die zweite derartige Panne binnen 24 Stunden. Bereits am frühen Montagmorgen, drei Minuten nach dem Abheben um 3.33 Uhr Ortszeit (1.33 Uhr MESZ), hatte der Flugkapitän einen Defekt beim Einfahren der Klappen festgestellt.

Die Regierungsmaschine, ein Airbus A340-300, steht auf dem Flughafen von Abu Dhabi.
Die Regierungsmaschine, ein Airbus A340-300, steht auf dem Flughafen von Abu Dhabi.

© dpa/Sina Schuldt

Nachdem die Crew in einem zweistündigen Manöver über dem Wüstenemirat und dem Meer rund 80 Tonnen Kerosin aus dem vollgetankten Flieger abgelassen hatte, landete er um 5.33 Uhr Ortszeit wieder in Abu Dhabi.

Da die Landeklappen nicht wie nötig vollständig und synchron eingefahren werden konnten, konnte das Flugzeug die normale Reiseflughöhe und -geschwindigkeit nicht erreichen - der Kerosinverbrauch auf der langen Strecke nach Australien wäre deutlich gestiegen. Da das Flugzeug für den knapp 14-stündigen Flug vollgetankt war, musste das Gewicht für die Landung stark reduziert werden.

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Am späten Nachmittag hatte es dann nach Angaben der Luftwaffe geheißen, die Außenministerin könne nach Sydney weiterreisen. „Wir haben soeben eine Funktionsüberprüfung während eines Testfluges durchgeführt“, teilte die Luftwaffe bei X mit. Dabei seien keine Probleme aufgetreten. „Wir planen daher, heute im Verlauf des Abends die Weiterreise nach Sydney anzutreten“, hieß es weiter.

Nach der neuerlichen Panne im zweiten Anlauf gab der Pilot übers Bordmikrofon eine wenig optimistische Prognose ab: „Für uns ist der Flug heute wieder zu Ende. Da wir im Moment absolut im Dunkeln tappen, welcher Computer jetzt Schuld an der Misere ist, wird es für uns wahrscheinlich auch keinen weiteren Flug nach Australien geben, auch morgen nicht.“ Man versuche jetzt herauszufinden, wie das Flugzeug überhaupt wieder nach Deutschland zurückkommen könne.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Außenministerin auf ihren Reisen aufgehalten wird. Erst Mitte Mai war Baerbock wegen eines Reifenschadens an ihrem Regierungsairbus in Doha im Wüsten-Emirat Katar gestrandet und musste ihre Reise in die Golfregion unfreiwillig verlängern.

Bereits mehrere Pannen bei Regierungsfliegern

Die Maschine ist 23 Jahre alt und trug eine Zeit lang trug den Namen Konrad Adenauers. Auch andere Regierungsmitglieder mussten bereits wegen Pannen dieser Maschine der Flugbereitschaft der Bundeswehr unplanmäßige Aufenthalte in Kauf nehmen.

Beispielsweise musste die Maschine im November 2018 mit der damaligen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und dem damaligen Finanzminister Olaf Scholz (SPD) an Bord auf dem Weg zum G20-Gipfel in Buenos Aires umkehren. Unter anderem war das Funksystem lahmgelegt. Beide flogen Linie nach Argentinien.

Im Oktober 2018 knabberten zudem Nagetiere bei einem Stopp in Indonesien wichtige Kabel der „Adenauer“ an. Scholz kehrte damals per Linienflug von der Tagung des Internationalen Währungsfonds zurück.

Im Dezember 2016 strandete die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) auf dem Weg nach Mali. Wegen eines Computerproblems bei ihrem A340 in der nigerianischen Hauptstadt Abuja musste sie dort übernachten.

Baerbocks jüngster Flug nach Australien war ursprünglich mit der Schwestermaschine der früheren „Konrad Adenauer“ geplant, einer nahezu baugleichen A340-300. Diese war jedoch ebenfalls kaputt.

„Einfach nur peinlich“

Die Vorsitzende des Bundestags-Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: „Es ist einfach nur peinlich, dass die Außenministerin ihre Reise nicht fortsetzen konnte“. Auch Angela Merkel habe mit einem Flugzeug desselben Typs „massive Probleme“ gehabt und die Flugwaffe müsse „schnellstmöglich neue beschaffen“., so Strack-Zimmermann.

Die Chefhaushälterin der Linken, Gesine Lötzsch, forderte derweil im „Spiegel“ die Abschaffung der Flugbereitschaft und den Umstieg auf Linienflüge. „Es wird Zeit, dass die Bundesregierung eine Zeitenwende einleitet, wenn es um ihre eigenen überzogenen Ansprüche geht“ so Lötzsch. „Sie können nicht Wasser predigen und Wein saufen.“ Die Flugbereitschaft sei teuer, unzuverlässig und verursache einen übergroßen ökologischen Fußabdruck.

Trotz der erneuten Panne sieht die Bundesregierung die Flotte in ausgezeichnetem Zustand. Man sei „sehr zufrieden“, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner am Montag in Berlin auf eine Frage nach der Einsatzbereitschaft der Flugbereitschaft. „Die Flugbereitschaft der Bundeswehr macht einen hervorragenden Job“, sagte Büchner.

Bei einem Flugzeug sei nicht das Alter sondern der Wartungszustand entscheidend. „Und diese Flugzeuge werden so gewartet, dass sie mit jedem neuen Flugzeug vergleichbar sind, was ihre Sicherheit angeht.“

Eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums versicherte, die Flugbereitschaft sei nicht häufiger von Pannen betroffen als vergleichbare Airlines, die Flotte sei nur kleiner. „Wir sind auf dem technischen Niveau einer renommierten Airline, ganz normal. Die Flugzeuge werden bei einer renommierten Airline gewartet.“ Das Ende der Nutzung der fraglichen Maschine vom Typ A340-300 sei für Ende September vorgesehen. (dpa, AFP, Tsp)

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