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Der Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU).

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Update

Rückzug aus der Bundespolitik: Entwicklungsminister Müller kandidiert nicht mehr für den Bundestag

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller hat seinen Rückzug aus der Bundespolitik angekündigt. Der CSU-Politiker vertrat oft eine andere Haltung als seine Partei.

Stand:

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat seinen Rückzug aus der Bundespolitik angekündigt. Er werde 2021 nicht mehr für den Bundestag kandidieren, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Sonntag aus Parteikreisen.

Der 65-Jährige begründete die Entscheidung dem Vernehmen nach damit, dass es Zeit für einen Generationenwechsel sein. Zuvor hatte der „Münchner Merkur“ darüber berichtet.

Müller ist neben Andreas Scheuer und Horst Seehofer einer von drei CSU-Ministern im Bundeskabinett von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Seit CSU-Chef Markus Söder im Januar eine Kabinettsumbildung gefordert hatte, war auch über die politische Zukunft Müllers spekuliert worden. Zuletzt galt er aber wieder als ungefährdet, zumal eine mögliche Kabinettsumbildung ohnehin wegen der Corona-Krise fraglich und mindestens in weite Ferne gerückt ist.

Müller sitzt seit 1994 für den Wahlkreis Oberallgäu im Bundestag, seit Dezember 2013 ist Bundesminister.

Im schwäbischen CSU-Bezirksverband zeigte man sich nach Informationen des „Münchner Merkur“ überrascht von Müllers Schritt, schließlich hatte er bei den zurückliegenden Wahlen stets unumstritten das Direktmandat geholt, selbst 2017 mit knapp über 50 Prozent der Erststimmen.

Er war der einzige Minister, der in seinem Ressort weitermachte, als Union und SPD im Jahr 2018 für eine erneute Koalition zusammenfanden. Dabei war ihm immer klar, dass er sich anstrengen kann, wie er will: Sein Namensvetter, der „Bomber der Nation“, bleibt berühmter.

Der CSU-Politiker, dessen Weltsicht Begegnungen mit einer Näherin aus Bangladesch und einem Jungen auf einer Kakaoplantage mehr geprägt haben als Treffen mit Regierungschefs, nimmt die Übermacht des Namensvetters mit Humor und verteilte in Flüchtlingslagern Fußbälle an Kinder.

Entwicklungshaushalt um 35 Prozent erhöht

Einmal musste er sich für seine Aussage entschuldigen, afrikanische Männer gäben zu viel Geld für „Suff, Drogen, Frauen“ aus. Allerdings gelang es ihm auch, den Entwicklungshaushalt um 35 Prozent zu erhöhen und neuen Schwung in die Afrika-Politik der Bundesregierung zu bringen. In den Anrainerstaaten Syriens hat er dafür gesorgt, dass Schulplätze für eine Million Flüchtlingskinder geschaffen wurden.

In Fragen der Entwicklungshilfe setzte er sich wiederholt von von der CSU-Linie ab - zuletzt in der Debatte um die Aufnahme von Migranten aus dem abgebrannten Lager Moria auf Lesbos. Müller forderte, 2000 der Migranten in Deutschland aufzunehmen. Damit stellte er sich auch gegen die Linie der Bundesregierung.

„Hallo Gerd Müller, stimmt das? Und stimmt der Grund?“, fragte die ZDF-Journalistin Dunja Hayali Müller auf Twitter. „Frage unter anderem wegen Moria und ihrer ja doch anderen Haltung als Innenminister Seehofer.“ (dpa)

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