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Hochumstritten und derzeit nicht möglich: Erdgas-Fracking in Deutschland.

© Foto: dpa/Ingo Wagner

Gas-Fracking in Deutschland? : Chef des Geologen-Verbandes fordert grünes Licht vom Kanzler

Mit einer Experten-Stellungnahme versuchen führende Geologen die Argumente der Gegner gegen Fracking in Deutschland zu entkräften. Und der Verbandschef verweist auf einen bisher kaum diskutierten Punkt.

| Update:

Wegen der hohen Preise und einer schlechteren Klimabilanz forderte der Vorsitzende der Deutschen Geologischen Gesellschaft von der Bundesregierung eine Genehmigung zum Gas-Fracking in Deutschland. „Wir müssen jetzt wirklich mal ernsthaft über dieses Thema reden“, sagte der Professor für Regionale und Strukturgeologie an der Universität Greifswald, Martin Meschede, dem Tagesspiegel.

Das sei weit klimafreundlicher als die anderen Importmethoden und das Potenzial gerade in Niedersachsen groß – dort stemmt sich aber die rot-grüne Landesregierung gegen einen Neuanlauf für das Gasfracking.

Der Unterschied auch beim CO2-Abdruck im Vergleich zu LNG aus den USA

Bei der Nutzung des vor allem aus Nordamerika eingeführten Fracking-Gases würden allein zur Verflüssigung bis zu 20 Prozent der transportierten Energie benötigt, weshalb das importierte Flüssiggas im Vergleich zu heimischem Erdgas einen weit höheren CO2-Fussabdruck habe, betonte Meschede. Dieser Punkt komme in der Debatte bisher kaum vor.

Die Deutsche Geologische Gesellschaft – Geologische Vereinigung e.V. (DGGV) fordert daher in einer Experten-Stellungnahme, die umweltfreundliche Förderung von heimischem Erdgas per Fracking „umgehend auszubauen“. Erstes heimisches Erdgas könnte bereits sechs Monate nach der Bohrung gefördert werden. Die Bundesregierung solle das Fracking-Moratorium aufheben, wird eine Handlungsempfehlung an Kanzler Olaf Scholz (SPD) formuliert.

Vor allem in Niedersachsen gibt es große Widerstände gegen das Gas-Fracking.
Vor allem in Niedersachsen gibt es große Widerstände gegen das Gas-Fracking.

© dpa / Holger Hollemann

Da wird mit viel Unwissen und wirklich fehlerhaften Argumenten herum diskutiert

Der Vorsitzende des Geologen-Verbandes, Martin Meschede.

In der Ampel-Koalition pocht die FDP seit Wochen auf einen entsprechenden Beschluss, zumal der LNG-Bezug aus dem Ausland teuer ist und man sich hier auch abhängig macht von den Frachtraten der LNG-Tanker. Grüne und SPD lehnen das ab. „Da wird mit viel Unwissen und wirklich fehlerhaften Argumenten herum diskutiert“, kritisierte Meschede die deutsche Debatte. Die Verfahren hätten sich weiterentwickelt und könnten umweltfreundlich betrieben werden.

Der Streit dreht sich vor allem um das Fracking-Gemisch

Es werde zum Aufbrechen des Gesteins in bis zu 4000 Metern Tiefe ein Wasser-Gemisch in den Boden gepresst. Der eingesetzte Zusatz sei aber „chemisch überhaupt nicht bedenklich, nicht toxisch“, betonte Meschede. Das Wasser werde in eine Art Gel verwandelt, damit es sich nicht gleich wieder verflüchtige. Das Trinkwasser habe die Reinhaltungsstufe null, dies hier immer noch eins, sagte Meschede. „Es ist weit davon entfernt, toxisch zu sein.“

Meschede sieht da nichts „toxisches“

m Übrigen würden auch die durch die Bohrung an die Erdoberfläche strömenden Flüssigkeiten, das Bohrwasser, aufgefangen und fachgerecht entsorgt. „Das ist händelbar.“

Eine Bohrstelle sei im Prinzip eine schwimmende Wanne, alles was da rausströmt, werde darin gesammelt und aufbereitet. Und jenseits dieser Debatten hat Meschede noch einen anderen problematischen Punkt, der für eine verstärkte Förderung in Deutschland sprechen würde: Nach den Importdaten werde auch russisches Gas über andere Länder als LNG-Gas nach Deutschland eingeführt.

Umweltschützer warnen vor Gefahr für das Grundwasser

Beim Fracking wird in tief liegenden Gesteinsschichten enthaltenes Erdgas mit Chemikalien und Druck gefördert. Seit 2017 ist in Deutschland eine solche Ausbeutung von Gasvorkommen in Schiefer- und Kohleflözschichten verboten, weil eine Gefährdung unter anderem für das Grundwasser angenommen wird .Aus Sicht der FDP ist es aber heuchlerisch, wenn stattdessen gefracktes Gas etwa aus den USA oder Kanada eingeführt wird. Allerdings wurden aus anderen Ländern immer wieder Probleme gemeldet.

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