zum Hauptinhalt
Erst am Freitag besuchte Robert Habeck, Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, die hungerstreikenden Henning (M) und Lea.

© dpa

Habeck bei Klimaaktivisten im Hungerstreik: „Es ist nichts gewonnen, wenn ihr sterbt“

Seit mehr als drei Wochen ist Klimaschutzaktivist Henning Jeschke im Hungerstreik. Nun besuchte ihn Grünen-Chef Habeck. Überzeugen konnte er Henning nicht.

Seit dem 30. August isst Henning Jeschke nichts mehr. Aus Protest. Weil ihm die Klimaschutzbemühungen Deutschlands und aller Parteien nicht weit genug gehen, fordert er ein Gespräch mit den Kanzlerkandidaten von Union, SPD und Grünen. Ursprünglich war Jeschke mit sechs weiteren Mitstreitern in den Hungerstreik getreten, doch seit Donnerstag ist nur noch er übrig. Die anderen haben teils wegen gesundheitlicher Beschwerden aufgeben müssen.

Der 21-jährige Politikstudent will dagegen sogar die Bedingungen nochmal verschärfen. Ab dem morgigen Samstag will er zusätzlich in den trockenen Hungerstreik treten, also auch nichts mehr trinken. Er werde gesundheitlich von Tag zu Tag schwächer, sagte Jeschke in einem Interview mit „T-Online“ am Donnerstag: „Ich verliere Gewicht. Ich habe Schmerzen in den Gliedmaßen, muss viel liegen. Meine Knochen stehen hervor, wenn ich irgendwo sitze, ich kann schlecht schlafen und habe Hautausschlag.“

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

In der Nacht auf Freitag hat ihn nun Grünen-Chef Robert Habeck in seinem Protestlager in der Nähe des Kanzleramts in Berlin besucht und versucht, Jeschke zum Ende seines Hungerstreiks zu bewegen. „Es ist nichts gewonnen, wenn ihr sterbt“, sagte Habeck zu Jeschke und einer Mitstreiterin, die sich seit vier Tagen im Hungerstreik befindet.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Die Protestbewegung habe es geschafft, dass ganz Deutschland über den Hungerstreik und seine Forderungen spreche. Nun mache es keinen Sinn, weiterzumachen. „Ihr setzt nur ein Signal, dass andere Leute auch ihr Leben riskieren und sterben müssen“, sagte Habeck und ergänzte: „Kein Gramm CO2 wird eingespart, wenn hier Laschet, Scholz und Baerbock sitzen.“ Auch ein Besuch der Kanzlerkandidaten sei lediglich eine symbolische Aktion.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Jeschke äußerte sich dennoch entschlossen, seinen Streik fortzusetzen. „Wir sind im Hungerstreik, um ein Gespräch zu führen, das öffentlich eine Debatte anfacht, in dem klar wird, dass wir schon im Arsch sind.“ Die Klimaschutzbemühungen aller Parteien würden nicht ausreichen, die Klimaerwärmung aufzuhalten. Die Grünen seien dabei Teil des Problems, weil selbst ihr Programm nicht ausreiche, die Klimaerwärmung auf unter 1,5 Grad zu beschränken. „Verbrecherisch“ sei die Rolle der Grünen.

Der Grünen-Vorsitzende räumte ein, dass auch das Wahlprogramm seiner Partei nach wissenschaftlichen Berechnungen das 1,5 Grad-Ziel knapp verpasse. „Das liegt daran, dass die Zeit so weit vorangeschritten ist.“ Er glaube aber, dass man das Ziel trotzdem erreichen könne, weil es sich bei den Berechnungen um lineare Modelle handle, die jedoch gesellschaftliche Entwicklungen nicht berücksichtigen würden. „Die Welt verläuft nicht linear“, sagte Habeck. Man sei beim Wahlprogramm an die Grenze dessen gegangen, was gesellschaftlich machbar sei.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Kurz vor dem globalen Klimastreik, der am Freitag in Berlin und der ganzen Welt stattfinden soll, ließ sich Henning Jeschke davon jedoch ebenfalls nicht überzeugen. „Wir sind an einem historischen Zeitpunkt, in dem wir jetzt nicht das politisch Realistische, sondern das naturwissenschaftliche Notwendige brauchen, weil wir sonst die Kontrolle verlieren“, sagte er.

Nach gut einer halben Stunde beendete Habeck das Gespräch. Man komme da nicht mehr weiter, sagte er, appellierte aber nochmals an die Aktivisten, den Hungerstreik zu beenden. „Macht es nicht“, sagte Habeck. „Ihr seid zu Ikonen geworden.“ Mehr könnte man nun nicht erreichen, es sei besser nach der Wahl weiter um das Klima zu kämpfen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false