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Fahnen des Kirchentages hängen am Platz der Menschenrechte vor dem Neuen Rathaus.

© dpa/Julian Stratenschulte

Hat der Kirchentag eine politische Schlagseite?: Das Herz schlägt links

Profanisierung und Politisierung des Glaubens – diese Kritik hören die Verantwortlichen schon lange. Es wäre Zeit, etwas dagegen zu tun.

Stephan-Andreas Casdorff
Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Stand:

Alle Jahre wieder … kommt die Kritik am Evangelischen Kirchentag. Und zwar, dass er politische Schlagseite habe, seine Offenheit nur behauptet werde, nicht auch für konservative Meinungen gegeben sei. Ist da, wo Rauch ist, auch Feuer?

Weihrauch ist es jedenfalls nicht. Der hätte beruhigende und stimmungsaufhellende Wirkung. Vielleicht wäre das ganz gut für die, die sich auf der eher rechten Seite nicht so recht wahrgenommen fühlen. Denn einerlei, dass Weihrauch eher den Katholiken zugerechnet wird: Er symbolisiert die Gegenwart Gottes. Und darum geht es ja denen, die den Kirchentag als Zeichen der Profanisierung und Politisierung des Glaubens ansehen.

Wie sagt Christdemokrat Günter Krings? „Als evangelischer Christ wünsche ich mir aber, dass man politische Botschaften aus der Heiligen Schrift und nicht nur aus einer linken politischen Grundhaltung ableitet.“

Ein Markus Söder fehlt

Tatsache: Auch jetzt fehlen Politiker von Rang mit anderer, auch kontroverser Weltsicht, ein Markus Söder, der evangelische Franke, ein Alexander Dobrindt. Selbst wenn er Katholik ist.

Sie, überhaupt mehr Andersdenkende, in den gesamtgesellschaftlichen Diskurs einzubeziehen, ist aber auch eine Aufgabe von Kirche. Gerade jetzt. Stattdessen wird das Gemeinschaftserlebnis für Zehntausende so, wie es erlebbar ist, nicht für alle eines.

Hauptsache, politisch korrekt?

In seinem Wunsch, politisch korrekt zu sein, erscheint der Kirchentag bisweilen seltsam überkorrekt. In seinem Vorsatz, divers zu sein, wirkt der Kirchentag schon fast ironisch bemüht. Richtig ist beispielsweise der Kampf gegen Pinkwashing. Aber wie viel trägt ein Workshop „Von Schnabeltieren und genderqueeren Heiligen“ oder der Gottesdienst „Queere Tiere auf der Arche“ am Ende zur Fortentwicklung der Kirche bei?

Zur Schlagseite. Nun, an der Spitze des diesjährigen Kirchentages steht – eine Grüne. Und das Programm zeigt, wo das Herz schlägt: links. Im Zweifel sowieso.

Dazu ein bereits weithin verbreiteter Vorwurf: Zahlreiche Veranstaltungen in Hannover widmen sich der Gefahr des Rechtsextremismus. Der durch Linksextremismus nicht. Und auch nicht der durch Islamismus. Politisch offen ginge anders.

Alle Jahre wieder … Mit Vorhaltungen wegen einer einseitigen Ausrichtung müssen die Verantwortlichen seit Jahren schon umgehen, ihnen begegnen – und tun es nicht. Nicht, wie es dem selbst gestellten Auftrag des Kirchentags entspräche: den Glauben zu fördern, gesellschaftliche Debatten zu gestalten und den Zusammenhalt zu stärken.

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