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Ein Plakat des chinesischen Präsidenten Xi Jinping hängt in den Straßen von Shanghai.

© REUTERS/Aly Song

Hilfe für Serbien und Italien: Wie sich China in der Corona-Krise Einfluss in Europa sichert

Für Peking wird die Coronavirus-Pandemie auch zu einer Chance. Denn China unterstützt nun europäische Länder, die sich im Stich gelassen fühlen.

Von Gloria Geyer

Der serbische Präsident Aleksandar Vučić machte bei seiner Ansprache am Dienstag deutlich, was er in Zeiten der Corona-Krise von der Zusammenarbeit mit der Europäischen Union hält. „Es war ein schönes Märchen“, sagte Vučić angesichts der Abschottung der EU. Nun sei klar, dass die europäische Solidarität nicht existiere.

Er wollte aufgrund der Coronavirus-Ausbreitung für sein Land Schutzausrüstung aus der EU importieren. Doch derzeit dürfen nur mit „ausdrücklicher Genehmigung der EU-Regierungen“ Schutzmasken, Schutzanzüge und Co. an Nicht-EU-Länder exportiert werden. Das Land auf dem Westbalkan, das seit 2012 offiziell als EU-Beitrittskandidat gilt, fühlt sich deshalb von den Europäern im Stich gelassen.

Bislang 89 bestätigte Covid-19-Fälle in Serbien

Bislang wurden nach Angaben der John Hopkins Universität in Serbien 89 Coronavirus-Infektionen offiziell bestätigt (Stand 19.03.). Damit liegt Serbien zwar noch weit hinter anderen europäischen Staaten, bei denen die Fälle mittlerweile in die Tausende gehen, doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch in Serbien die Fallzahlen drastisch steigen.

Serbiens Präsident Aleksandar Vučić verkündet am 15. März den Ausnahmezustand für Serbien aufgrund des Coronavirus.
Serbiens Präsident Aleksandar Vučić verkündet am 15. März den Ausnahmezustand für Serbien aufgrund des Coronavirus.

© AFP/Oliver Bunic

Und das dürfte für das sieben Millionen Einwohner Land besonders dramatisch werden. Denn das Gesundheitssystem in Serbien ist marode. Auf staatliche Krankenkassenleistungen müssen Patienten oft mehrere Jahre warten. Eine in die Höhe schnellende Fallzahl von Coronavirus-Patienten könnte schnell zum Kollaps führen.

Vučić: „China ist das einzige Land, das uns helfen kann“

Für Vučić ist klar, wer der Retter in der Not sein soll. Zwar stellte Serbien vor rund elf Jahren den Antrag auf eine EU-Mitgliedschaft, pflegt aber zeitgleich auch einen engen Kontakt nach Peking. Und der dürfte wohl künftig noch enger werden. „China ist das einzige Land, das uns helfen kann“, verkündete Vučić. Die größte Hoffnung liege auf der Zusammenarbeit mit Peking. Er habe sich deshalb in einem Brief an Chinas Regierungschef gewandt.

Hintergrund über das Coronavirus:

Wie eng das Bündnis sein soll, hat er in seinem Schreiben an Xi Jinping verdeutlicht: Xi Jinping sei nicht nur ein Freund, sondern „Bruder“, schrieb der serbische Präsident. Und zwar nicht sein persönlicher, „sondern der Freund und Bruder meines Landes“.

In China werden diese drastischen Worte mit Wohlwollen aufgenommen. Besonders die „nichtexistente europäische Solidarität“ wurde in den chinesischen Staatsmedien aufgegriffen. „Ein Freund in der Not ist ein wahrer Freund", teilte Chinas staatliche Nachrichtenagentur Xinhua mit. „Wenn Handschläge in Europa nicht mehr gefördert werden, könnte Chinas helfende Hand einen Unterschied machen.“ Eine erste Ladung mit Covid-19-Testkits, die von der Mammoth Foundation, einer Hilfsorganisation mit Sitz in Shenzhen, gespendet wurden, ist bereits in Belgrad angekommen.

China will die Geopolitik neu ordnen

Für Xi Jinping wird die Pandemie somit zur Chance, die eigene Rolle in der Welt neu zu definieren und die Karten der globalen Geopolitik neu zu mischen. China als Retter in der Not – der sich auch in Krisenzeiten solidarisch zeigt. Die Inszenierung ist für China notwendig: Durch den Ausbruch des Coronavirus in Wuhan ist Chinas Image angekratzt. Das Bild des Verursachers der Pandemie soll nun durch das Bild des Retters ausgetauscht werden.

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Und auch Italien, das nach China die meisten Covid-19 Infizierten weltweit verzeichnet, setzt verstärkt auf die Hilfe aus Peking. Bereits zwei Ärzteteams und etliche Hilfsgüter wurden nach Italien geschickt. Ein weiteres Team wird erwartet.

Wie die „Wirtschaftswoche“ berichtet, soll auch der umstrittene Konzern Huawei von der Hilfe für Rom profitieren. Der chinesische Mobilfunkausrüster will demnach Italien Technologien zur Verfügung stellen, die den Datenfluss zwischen den Krankenhäusern verbessern sollen. Auch Schutzmasken will Huawei liefern. Damit soll nicht nur das Coronavirus in Italien bekämpft, sondern offenbar auch die Skepsis gegenüber dem chinesischen Unternehmen.

Am Montag telefonierte der italienische Ministerpräsident Guiseppe Conte mit Chinas Staatschef Xi Jinping. Wie die staatliche Nachrichtenagentur mitteilte, bedankte Conte sich für die „wertvolle Unterstützung“ und lobte das Vorgehen Chinas. Und Xi Jinping versicherte: China wolle eine „Seidenstraße der Gesundheit“ bauen.

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