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US-Präsident Donald Trump wischt dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron eine Schuppe vom Anzug.

© AFP

Was macht die Welt?: Korea wiedervereinigen und Karl Marx beneiden

Was macht die Welt? Mit Macron turteln, Korea wiedervereinigen, und zwar als Demokratie - und Karl Marx beneiden.

Macron bei Trump – die Vertiefung einer wunderbaren Freundschaft?

Es gibt keine Freundschaft zwischen Nationen, schon gar keine wunderbare. Aber die beiden Turteltauben – Bussis links und rechts – haben anscheinend zwei gute im Töpfchen versenkt, um Aschenputtel zu bemühen. Beim Atomdeal wollen sie Iran schärfere Inspektionen und Limits für dessen Langstreckenraketen abverlangen. Uneinig sind sie sich noch über das Ablaufdatum 2025. Trump will ein Abkommen für alle Ewigkeit; Macron will darüber noch mit Trump verhandeln. Macron scheint zufrieden zu sein: „Unsere Diskussionen haben den Weg zu einer neuen Abmachung freigemacht.“ Am 12. Mai werden wir es wissen. Das ist der Kündigungstermin, den Trump angedroht hat.

Merkel bei Trump – die Vertiefung einer wunderbaren Feindschaft?

Auch Feindschaften sind nicht forever, schon gar nicht in einem 70 Jahre alten Bündnis. Bloß werden Merkel und Trump nie so viele Zärtlichkeiten austauschen wie er mit Macron; so viel Gefühligkeit bringt Angela, die Kühle, nicht auf. Dass zwischen den beiden die Chemie nicht stimmt, ist wohlbekannt. Das ändert aber nichts an den Interessen. Amerika ist Berlins wichtigster Bündnispartner, und Trump weiß, dass Deutschland die Nummer eins in Europa ist. Sodann: EU und USA ergeben den größten Handels- und Investitionsblock auf Erden. Macron, Charmeur von Gnaden, ist aber mehr Fun. So what? Für eine Bussi-Begrüßung und ein paar Händedrücke hat es immerhin gereicht. WmdW wäre bloß nicht in derselben Woche wie Macron nach Washington geflogen.

Kim und Moon gehen so weit noch nie, bis über die Grenze. Und jetzt?

Alles wird gut. Korea wird wiedervereinigt, und zwar als Demokratie. Kim verschrottet seine Atomwaffen und verpasst sich einen Haarschnitt wie Trump, der eine Büste im Parlament kriegt. Der Norden erlebt ein Wirtschaftswunder, welches das chinesische deklassiert. Daraufhin gibt Kuba den Sozialismus auf. Die Universität Pjöngjang verdrängt Harvard, und Putin proklamiert: „Von Korea lernen heißt siegen lernen.“ Aufgepasst: Sie haben es hier zuerst gelesen.

Ein letztes Wort zu Karl Marx…

WmdW schätzt Marx nicht als Propheten, der genau weiß, wo die Geschichte hinwill. Marx würde heute ausflippen; denn nichts, aber auch gar nichts ist eingetreten. Andererseits schätzt WmdW ihn als brillanten Journalisten. Keiner hat die Globalisierung so gut erfasst wie Marx in ein paar Zeilen des „Kommunistischen Manifests“ („alles Ständische und Stehende verdampft“). Vom „18. Brumaire“ zehren wir heute noch. Zum Beispiel: „Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber … nicht aus freien Stücken …, sondern unter gegebenen … Umständen.“ Und: Geschichte kommt immer im Doppelpack – erst „als Tragödie“, dann „als Farce“. Neid, lass nach.

Josef Joffe ist Herausgeber der „Zeit“.

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