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Keine Lockerungen über Ostern? Die Ministerpräsidenten wollen sich noch nicht festlegen.

© Sebastian Gabsch/PNN

Update

Fällt Ostern ein zweites Mal aus?: Bundesregierung will sich beim Thema Osterurlaub noch nicht festlegen

Mit zu großer Mobilität würden wir „alles zerstören“, sagt Sachsens Ministerpräsident Kretschmer. Müller, Söder und Co. sind sich da nicht so sicher.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sieht in den nächsten Wochen der Corona-Pandemie keine Chance für Reiseverkehr und Tourismus.

„Ich bin dafür, Wahrheiten auszusprechen: Osterurlaub in Deutschland kann es dieses Jahr leider nicht geben“, sagte er der „Bild am Sonntag“. Zu große Mobilität bereits im April sei Gift. „Wir würden alles zerstören, was wir seit Mitte Dezember erreicht haben.“

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hält Osterurlaub in diesem Jahr für nicht möglich.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hält Osterurlaub in diesem Jahr für nicht möglich.

© Robert Michael/dpa

Eine Rückkehr zur Normalität wie im Herbst führe dann auch zu einer Explosion der Infektionszahlen wie im November und Dezember. „Die Folge wäre ein harter Lockdown wie im Frühjahr. Das müssen wir unbedingt vermeiden.“

In Sachsen blieben Gaststätten und Hotels auch über Ostern geschlossen, kündigte der CDU-Politiker an. Auch der Spielbetrieb in Opernhäusern und Theater könne frühestens nach den Feiertagen wieder aufgenommen werden.

Die Erfahrung der vergangenen Monate zeige, dass kleinste Veränderungen im Verhalten der Bevölkerung, beispielsweise eine höhere Mobilität und mehr Kontakte, sofort zu höheren Infektionszahlen führten, sagte Kretschmer.

Die Bundesregierung will in der Frage möglicher Lockerungen zu Ostern zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Festlegung treffen. Es spreche "vieles dafür, dass wir jetzt erstmal die Entwicklung der nächsten Wochen abwarten und dann bewerten, welche Lockerungen zu welchem Zeitpunkt möglich sind", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag.

Er betonte zugleich, die Bundesregierung „arbeitet daran, das Ostern 2021 schon wieder ein etwas anderes Fest wird, als Ostern 2020 war.“

Unterstützung erhielt Kretschmer vom SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach. „Ich gehe nicht davon aus, dass wir in diesem Jahr Osterurlaub machen können“, sagte Lauterbach der „Welt“. Die Osterwochen müssten genutzt werden, „mit möglichst geringen Kontakten die noch immer drohende dritte Welle mit den gefährlichen Mutationen abzuwenden“.

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Auch der Tourismusbeauftragte Bareiß hatte sich vor gut fünf Wochen skeptisch gezeigt, ob Urlaub in den Osterferien wieder möglich sein wird. Mit Besserung rechne er erst ab den Pfingstferien, sagte der Tourismusbeauftragte Mitte Januar dem Sender RTL/n-tv. Auch jetzt wagt Bareiß keine Prognosen, riet aber, die Entwicklung abzuwarten. „Ostern ist ja erst am 4. April“, schrieb er am Sonntag via Twitter.

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Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) teilt die Meinung von Kretschmer „so pauschal nicht“. Er glaube, es sei auch verfrüht, das so festzulegen. Man habe es in den letzten sechs, sieben Wochen geschafft, doch um 100 Punkte runterzukommen. „Warum soll es uns nicht jetzt gelingen, in den nächsten sechs, sieben Wochen bis Ostern noch einmal 30 Punkte runterzukommen? Und damit ja doch viel mehr Freiheit und Normalität zurückzugewinnen“, so Müller.

Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) verwies darauf, dass Ostern erst „ungefähr in sieben Wochen“ sei. Es gehe darum, klug und Schritt für Schritt zu agieren. „Das gilt für diejenigen, die jetzt schon sagen, was fürs nächste halbe Jahr nicht gehen sollte, als auch für diejenigen, die sagen, es muss sofort alles geöffnet werden“, sagte Söder am Sonntag bei einem Besuch am Grenzübergang Schirnding.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) will den Osterurlaub bislang nicht in Frage stellen. Die Ministerpräsidenten hätten einen klaren Fahrplan verabredet, um eine Öffnungsstrategie auch für die Bereiche Gastronomie und Beherbergung zu erarbeiten. „Ich halte nichts davon, dies nicht mal eine Woche später infrage zu stellen“, sagte Günther der „Welt“. „Unser Ziel muss es sein, ein anderes Ostern erleben zu können als im vergangenen Jahr.“

Dehoga kritisiert Kretschmers Aussagen als „inakzeptabel“

Auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff schließt sich der Forderung seines sächsischen Amtskollegen Kretschmer nach einem Verzicht auf Osterurlaub nicht an.

Haseloff, der wie Kretschmer der CDU angehört, plädiert in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“ für ein abgestuftes Vorgehen je nach Inzidenzwert. Man könne zunächst Urlaub im eigenen Land in Ferienwohnungen zulassen. „Man muss nicht gleich die gesamte Branche aufmachen. Man muss auch nicht bundes- und europaweit wieder alles fallen lassen“, so Haseloff.

Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga kritisiert die Warnungen von Sachsens Ministerpräsident. Solche Aussagen sorgten für Verunsicherung und seien völlig inakzeptabel, sagte Dehoga-Lobbyistin Ingrid Hartges den Sendern RTL und ntv: „Darüber hinaus ist es auch rechtlich fragwürdig.“

Auch der Verband der Eigentümer von Ferienwohnungen und Ferienhäusern warnte vor verfrühten Entscheidungen.

Sollte die Inzidenzwert auf einen Wert von unter 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen zurückgedrängt werden, „dann muss zu Ostern das Reisen innerhalb Deutschlands unter gewissen Voraussetzungen erlaubt werden“, erklärte Verbandspräsident Daniel Rousta am Sonntag. Es gebe Hygienekonzepte und eine lückenlose Kontaktverfolgung, die in den Ferienwohnungen und Ferienhäusern gewährleistet werden könne. (Tsp, Agenturen)

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