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Ein iranisches unbemanntes Luftfahrzeug, auch Drohne genannt (Archivbild).

© AFP/Sepah News/Irans Revolutionary Guard

Auffälliger Frachtverkehr beobachtet: Liefert der Iran bald Drohnen nach Russland?

Die USA fürchten, dass „mehrere Hundert unbemannte Luftfahrzeuge“ nach Moskau gelangen könnten. Denn iranische Drohnenlieferungen in Krisengebiete haben System.

Kremlchef Wladimir Putin wird kommende Woche zu Gesprächen in Teheran erwartet. Die USA befürchten einen Waffendeal zwischen Russland und dem Iran. Die Vereinigten Staaten hätten Informationen, dass die iranische Regierung „sich darauf vorbereitet, schnell mehrere Hundert unbemannte Luftfahrzeuge bereitzustellen, darunter auch solche, die Waffen transportieren können“, sagte der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, am Dienstag.

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Unklar ist, ob der Iran Russland einige der umgangssprachlich auch Drohnen genannten Luftfahrzeuge bereits geliefert hat. Zudem bereite sich der Iran darauf vor, die russischen Streitkräfte im Umgang mit den Gefährten zu schulen, führte Sullivan weiter aus. „Die ersten Trainingseinheiten sollen bereits Anfang Juli beginnen.“ Der Iran wies Sullivans Aussagen zurück.

Dabei ist es durchaus vorstellbar, dass der Iran seine Drohnen an Russland verkauft. Ist das Land durch die Sanktionen wegen seines Atomprogramms doch weitgehend isoliert und habe keine andere Wahl, als mit Putin zusammenzuarbeiten, wie Beobachter anmerken. Russland auf der anderen Seite müsse durch die anhaltende Offensive in der Ukraine sehen, wie es seine Waffenarsenale wieder aufstockt, deutete Sullivan an.

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Der Iran hat eine lange Geschichte in der Entwicklung und Fertigung eigener Drohnen – und scheint diese auch bereitwillig an Kriegs- und Konfliktparteien abzugeben, wie aus mehreren Medienberichten hervorgeht.

Iranische Drohnen bereits in anderen Konfliktgebieten

„Heute hat sich die iranische Erfahrung mit Drohnen exponentiell entwickelt. Mit iranischer Drohnentechnologie in Gaza, Jemen, Libanon, Syrien und Irak spielt das Land eine immer wichtigere Rolle als aufstrebende Drohnen-Supermacht in der Region“, schreibt Seth Frantzman, Sicherheitsanalyst für den Mittleren Osten, in seinem Buch „Drone Wars“.

So habe der Iran die verbündeten Huthi-Rebellen im Jemen mit Drohnen ausgestattet, damit sie die Waffen gegen Saudi-Arabien einsetzen. Die Hamas im Gazastreifen hätten mit iranischen Drohnen Angriffe auf Israel geflogen.

Im August 2021 soll der Iran selber einen israelischen Tanker unter libanesischer Flagge im Golf von Oman angegriffen haben, teilte die britische Regierung damals mit. Ein Landsmann sei bei dem Angriff gestorben.

Kamikazedrohnen haben viele Vorteile gegenüber Raketen

Als Waffe seien damals mehrere „einseitig angreifende unbemannte Luftfahrzeuge“, auch bekannt als Kamikazedrohnen, identifiziert worden. Kamikazedrohnen sind mit einem Sprengsatz ausgestattete Flugkörper, die direkt in ein Ziel gesteuert werden können. Auch Sullivans Aussagen, der Iran werde Russland „schnell mehrere Hundert“ Drohnen bereitstellen, deutet auf diese Art von Waffen hin.

Der Vorteil der Drohnen liegt darin, dass sie mit der herkömmlichen Luftabwehr schwer zu bekämpfen seien und ihre Zerstörungskraft in keinem Verhältnis zu den relativ geringen Anschaffungskosten liege, berichtet das US-Militärnachrichtenportal „The War Zone“. Außerdem sei es fraglich, ob Russland angesichts der Sanktionen in der Lage sei, selbst solche Waffen zu produzieren.

Aufgrund ihrer Reichweite könnte Russland die Kamikazedrohnen auch für zielgenaue Luftangriffe im Westen der Ukraine einsetzen, heißt es in dem Bericht weiter. Zuletzt häuften sich die Meldungen, dass die russischen Luftschläge auf zivile Objekte zunähmen. Experten begründeten dies teils mit der veralteten Technik der Raketen und dadurch resultierenden Ungenauigkeit.

Der Iran könnte mit seiner Drohnenproduktion zu einem wichtigen Lieferanten Russlands werden, spekulieren die Autoren von „The War Zone“. Gingen Putins Truppen doch langsam die Raketen im Kampf mit der Ukraine aus. Als Beleg nennt der Bericht den Einsatz von Anti-Schiffs- und Boden-Luft-Raketen gegen Ziele an Land.

Wann könnte der Iran Drohnen liefern?

Bezüglich der Lieferung der Drohnen an Russland gibt es Spekulationen, dass einige Waffen bereits auf dem Weg sein könnten oder gar angekommen seien. Nach Angaben des Analysten Gerjon, wie er sich auf Twitter nennt, seien in den vergangenen Monaten mindestens 30 Frachtflugzeuge von dem Iran nach Russland geflogen.

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Die iranischen Fluggesellschaften hätten 2021 auch schon Drohnen nach Äthiopien geliefert, merkt der Twitter-Nutzer an. Was genau die iranischen Flugzeuge mit Ziel Moskau transportierten, ist unterdessen unklar.

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Eine andere Möglichkeit, wie die Drohnen in das Land kommen könnten, sei per Schiff, berichtet „The War Zone“. Die halbstaatliche iranische Nachrichtenagentur „Mehr News“ habe am Montag über eine Lieferung von 300 „Spezialcontainern“ mit ungenannter Fracht an Russland berichtet.

Eine weitere Frage, die sich stellt, ist allerdings, ob der Iran die Kapazitäten besitzt, Russland mit Hunderten dieser Flugwaffen auszustatten. „Soviel ich weiß, hat der Iran nicht hunderte Drohnen herumliegen“, schrieb die Drohnen-Expertin Ulrike Franke von der Denkfabrik ECFR auf Twitter. Auch könne der Iran seine anderen Exporte nicht vernachlässigen, ist die Islamische Republik doch stark in den Bürgerkrieg im Jemen involviert. (mit dpa)

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