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Gedenken in Saint-Etienne-du-Rouvray nach dem Anschlag und dem Mord an einem Priester

© dpa/EPA/Ian Langsdon

Update

Newsblog zu Rouen in Frankreich: Hollande nennt Anschlag auf Kirche "Schändung der Republik"

Der Angriff auf eine Kirche und der Mord an einem Priester erschüttern Frankreich. Die Täter beriefen sich auf den IS. Einer war erst 19. Beide wurden erschossen. Die Entwicklungen zum Nachlesen im Newsblog.

Stand:

- Bei einer Geiselnahme in einer Kirche von Saint-Etienne-du Rouvray bei Rouen haben zwei Angreifer einen Priester ermordet.

- Eine weitere Geisel schwebte in Lebensgefahr. Drei Geiseln konnten unverletzt befreit werden.

- Die Polizei beendete die Geiselnahme schnell und erschoss die beiden Angreifer.

- Laut Frankreichs Präsident François Hollande beriefen sich die Täter auf die Terrormiliz "Islamischer Staat". Die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen.

Die aktuellen Entwicklungen lesen Sie hier im Newsblog.

(mit dpa, AFP, KNA)

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Der Tagesspiegel

Einer der Angreifer war erst 19 Jahre alt

Die beiden Angreifer auf die Kirche trugen laut Staatsanwaltschaft Sprengstoffattrappen, Messer und eine Pistole bei sich. Beim Verlassen der Kirche hätten sie sich mit dem Ruf "Allahu akbar" ("Gott ist groß") auf die Sicherheitskräfte gestürzt, sagte der Pariser Staatsanwalt François Molins am Dienstagabend. Einer der beiden Täter habe eine Schusswaffe dabei gehabt. Beide wurden von der Polizei erschossen.

Einer der Täter trug laut Molins einen falschen Sprengstoffgürtel aus Aluminiumfolie um den Bauch und hatte drei Messer dabei. Sein Komplize hielt eine mit Aluminiumfolie umwickelte Küchenuhr in der Hand. In seinem Rucksack fand die Polizei demnach eine Sprengstoffattrappe.

Einer der Angreifer stand in einem laufenden Ermittlungsverfahren wegen Terrorverdachts unter Aufsicht der Justiz und trug eine elektronische Fußfessel. Der 19-jährige Adel Kermiche habe 2015 zweimal versucht, nach Syrien zu reisen, sagte Molins. Er wurde einmal in Deutschland, einmal in der Türkei gestoppt und festgenommen. In Frankreich wurde daraufhin ein Anklageverfahren eröffnet und Untersuchungshaft angeordnet.

Im März dieses Jahres wurde er aus der Untersuchungshaft entlassen und unter Hausarrest gestellt. Laut Molins hatte er aber die Erlaubnis, unter der Woche vormittags und am Wochenende nachmittags das Haus zu verlassen. Der von der Polizei erschossene Angreifer wurde anhand seiner Fingerabdrücke eindeutig identifiziert. Die Identifizierung des zweiten mutmaßlichen Terroristen sei noch nicht abgeschlossen, sagte Molins. (dpa)

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Der Tagesspiegel

Frankreich ist ins Mark getroffen

Der Schock in Frankreich geht tief: Nach den zurückliegenden Anschlägen in der Hauptstadt und in Nizza, bei denen nacheinander Karikaturisten, Kunden eines jüdischen Supermarktes, junge Menschen im Pariser Konzertsaal „Bataclan“ und zuletzt Feiernde beim französischen Nationalfeiertag getötet wurden, haben Dschihadisten nun erstmals einen Vertreter der katholischen Kirche umgebracht.

Der Regionalpräsident der Normandie, der frühere Verteidigungsminister Hervé Morin, rang am Dienstagmittag sichtlich mit der Fassung, als nach dem Anschlag in der 29.000-Seelen-Gemeinde vor die Kameras trat. Der Anschlag in der Kirche treffe ein Land, das sich bereits am Rande des Bruchs befinde, sagte Morin. Frankreichs müsse angesichts des Terrors Gegenmaßnahmen ergreifen, bevor die Gesellschaft "in Flammen aufgeht", erklärte er. Morin mahnte, dass sich die Franzosen von den Dschihadisten nicht "in eine Art Bürgerkrieg" hineinziehen lassen dürften.

Zur Lage in Frankreich lesen Sie hier den ganzen Bericht von Tagesspiegel-Redakteur Albrecht Meier. 
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Der Tagesspiegel

Hollande nennt Anschlag "eine Schändung der Republik"

Frankreichs Präsident François Hollande hat den Anschlag auf eine Kirche als "neue Bewährungsprobe für die Nation" bezeichnet. "Eine Kirche anzugreifen, einen Priester zu töten, das ist eine Schändung der Republik, die die Gewissensfreiheit garantiert", sagte der Staatschef am Dienstagabend in einer im Fernsehen übertragenen Erklärung im Pariser Élyséepalast.

Hollande rief das Land zur Einheit auf. "Was die Terroristen wollen, ist uns zu spalten", sagte er. Die Regierung werde die in den vergangenen Monaten verschärften Anti-Terror-Gesetze voll anwenden. "Aber ich sage ganz klar: Unsere Rechte zu beschränken, von unseren Verfassungsregeln abzuweichen, würde nicht mehr Wirksamkeit im Kampf gegen den Terrorismus bringen, aber ganz sicher den kostbaren Zusammenhalt unserer Nation schwächen." 

 "Angegriffen wird unsere Demokratie", sagte Hollande. "Sie ist das Ziel, sie wird unser Schutzschild sein." Der Krieg gegen den Terrorismus werde lange dauern. (dpa, AFP)


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Der Tagesspiegel

Ein Angreifer war Beschuldigter in Terrorverfahren

Die französischen Behörden haben einen der erschossenen Angreifer auf eine nordfranzösische Kirche formal identifiziert - gegen ihn war in der Vergangenheit bereits ein Terrorverfahren eingeleitet worden. Nach Ermittlerangaben vom Dienstag hatte der Mann 2015 zwei Mal versucht, nach Syrien zu gelangen, beim ersten Mal war er noch minderjährig. Beim zweiten Versuch wurde er in der Türkei festgenommen.

Nach seiner Überstellung nach Frankreich wurde ein Ermittlungsverfahren gegen den Mann eingeleitet. Ihm wurde die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung in Verbindung mit einem Terrorvorhaben zur Last gelegt. Der Mann kam zunächst in Untersuchungshaft, wurde aber später mit einer elektronischen Fußfessel freigelassen.

Diese Angaben über den Mann waren bereits am frühen Dienstagnachmittag bekannt geworden. Allerdings stand seine Identität zu diesem Zeitpunkt noch nicht zweifelsfrei fest. (AFP)


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Der Tagesspiegel

Katholische Kirche in Frankreich warnt vor Rachegefühlen

Nach der tödlichen Geiselnahme in einer Kirche in Nordfrankreich hat der Generalsekretär der französischen Bischofskonferenz, Olivier Ribadeau Dumas, vor Rachegefühlen gewarnt. Zwar seien alle Katholiken seines Landes und alle Franzosen geschockt von diesem "unfassbaren und barabarischen" Verbrechen.

"Aber weder Hass noch Rache sind ein Ausweg", sagte Dumas am Dienstag am Rande des Weltjugendtages im polnischen Krakau. Vielmehr gehe es um Frieden und Brüderlichkeit. Dieses Signal solle auch vom WJT ausgehen. (dpa)


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Der Tagesspiegel

Täter filmten laut Augenzeugin Ermordung des Priesters

Eine Augenzeugin hat die Tötung eines Priesters in Saint-Etienne-du-Rouvray mit einer Hinrichtung verglichen. "Sie haben ihn auf die Knie gezwungen", sagte die Nonne am Dienstag dem Sender RMC. "Er hat versucht, sich zu verteidigen, und dann hat das Drama begonnen."

Demnach filmten die Täter die Szene. "Sie haben am Altar so etwas wie eine Predigt auf Arabisch gehalten. Es war ein Horror", sagte die Frau. Der getötete Priester sei ein außergewöhnlicher Mensch gewesen. 

Sie sei unbemerkt geflohen, als einer der Täter dem anderen ein Messer gereicht habe, sagte die Nonne. Die als "Schwester Danielle" bezeichnete Frau alarmierte daraufhin nach eigenen Angaben einen Autofahrer. 

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Der Tagesspiegel

Bürgermeister von Saint-Etienne sieht ganzes Land in tiefem Schmerz

Nach der tödlichen Geiselnahme in der Kirche von Saint-Étienne-du-Rouvray hat der Bürgermeister des Ortes für Trauerbekundungen ins Rathaus geladen. Er richte sich damit an die Bewohner von Saint-Étienne, aber auch an alle anderen, die sich an die Werte der Republik gebunden fühlten, hieß es am Dienstag in einer Mittelung. Das Gefühl der Erschütterung reiche über das Gebiet der Stadt hinaus. "Nur wenige Tage nach dem Anschlag von Nizza stürzt es das Land als Gesamtes in tiefen Schmerz." (dpa)

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Der Tagesspiegel

Kardinal Marx: "Werden uns Atmosphäre von Hass und Gewalt nicht anschließen"

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat die tödliche Attacke in einer nordfranzösischen Kirche als "erschreckend" bezeichnet. "Gläubige, zum Gottesdienst in einer Kirche versammelt, wurden zum Opfer einer schrecklichen Gewalttat", erklärte Marx am Dienstag in Bonn. "Hier soll Hass zwischen den Religionen geschürt werden."

Marx fügte hinzu: "Dem werden wir widerstehen und uns der Atmosphäre von Hass und Gewalt nicht anschließen." Die Antwort könne nicht eine Verschärfung des Hasses und des Gegeneinanders sein, "sondern nur der Versuch, die Täter zu stellen und alles zu tun, damit nicht neue Gewalt geschieht". 

"In dieser Stunde sind wir besonders verbunden mit unseren französischen Schwestern und Brüdern", erklärte der Vorsitzende der Bischofskonferenz. "Ich bitte alle um ihr Gebet für den ermordeten Priester, für die noch in Lebensgefahr schwebende Ordensschwester und die anderen Gläubigen, die Opfer der Geiselnahme wurden. Unser Gebet gilt auch den Tätern." 

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Der Tagesspiegel

Sicherheitsexperten sehen neue Stufe der Eskalation

Deutsche Sicherheitskreise sehen im Angriff auf die Kirche in Frankreich eine "weitere Eskalationsstufe" des islamistischen Terrors. "Jetzt geht es um einen der Pfeiler unserer Werte", sagte ein Experte. Der IS und die Dschihadisten, die zumindest in seinem Sinne handelten, "wollen offenbar einen Religionskrieg gegen die Christen im Westen vom Zaun brechen". Dazu passe die Propaganda des IS, die schon länger Frankreich, Deutschland und andere Staaten des Westens als "Kreuzzüglernationen" bezeichnet. 

Auch Al Qaida hatte schon früh gegen die vermeintlichen "Kreuzritter" des Westens gehetzt. Ein Experte verwies zudem auf die Strategie des IS, auch den Kampf gegen Schiiten und Juden propagandistisch als Religionskrieg zu inszenieren.

Die deutschen Behörden sehen die Eskalation mit großer Sorge. "Kirchen sind weiche Ziele, es gibt sehr viele und sie sind unmöglich alle zu schützen", sagte ein Sicherheitsexperte. Bislang gelinge es schon nur mit einem "erheblichen Kräfteeinsatz der Polizei, die weit weniger zahlreichen Synagogen in Deutschland zu schützen".

Der IS und sein Anhang würden auch keine Rücksicht darauf nehmen, dass viele Kirchen sich um Flüchtlinge kümmern. Vielmehr gehe es der Terrormiliz darum, mit Anschlägen noch stärker zu provozieren als bislang schon. Deshalb gerate selbst ein 84-jähriger Pfarrer "in die Zielauswahl des IS".

Auch diesmal befürchten die Behörden eine hohe Nachahmergefahr. "Die Situation ist dramatisch, der Anschlag auf die Kirche ist mit das Übelste, was man sich vorstellen kann", sagte ein Sicherheitsexperte.

Fachleute aus den Behörden hatten bereits nach dem Anschlag in Nizza gewarnt, das Risiko von Nachahmertaten sei noch höher als sonst schon, da der Täter einen Lkw und damit ein einfach zu beschaffendes Tatmittel eingesetzt hatte. 

Als kurz darauf die Axt-Attacke in Würzburg folgte, beschrieben Sicherheitsexperten eindringlich eine nochmal weiter wachsende Gefahr von Terrorangriffen, gerade auch durch radikalisierte Einzeltäter. Dann geschah der Selbstmordanschlag in Ansbach.  

"Wir müssen können inzwischen beinahe täglich unsere Warnungen vor Nachahmertaten wiederholen", sagte ein Sicherheitsexperte. Mit jedem weiteren Anschlag steige das Risiko, gewaltorientierte Salafisten sowie auch psychisch instabile Personen, die nicht politisch motiviert sein müssen, "kommen in die Stimmung, jetzt setze ich noch einen Anschlag drauf". 

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Der Tagesspiegel

Steinmeier: Wir werden unsere Werte nicht aufgeben

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hat den neuesten Anschlag in Frankreich verurteilt. „Der fanatische Hass macht jetzt noch nicht einmal Halt vor Gotteshäusern und Gläubigen“, sagte Steinmeier am Dienstag bei einem Besuch in Transnistrien. "Wir sind entschlossen, gemeinsam mit unseren Partnern dem Terrorismus die Stirn zu bieten. Die Tätern wollen nicht nur Terror verbreiten, sondern auch Zwietracht in unseren Gesellschaften säen", sagte der SPD-Politiker. „Wir werden unsere Werte, unsere Freiheit und unsere Art zu leben, nicht aufgeben.“


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Der Tagesspiegel

Ex-Präsident Sarkozy verschärft Rhetorik gegenüber IS

Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy verschärft nach der Ermordung eines katholischen Priesters in der französischen Gemeinde Saint-Etienne-du-Rouvray seine Rhetorik. "Unser Feind kennt keine Moral", erklärt der Vorsitzende der konservativen Partei "Les Républicains". "Wir müssen unbarmherzig sein." Nach dem Anschlag von Nizza hatte sich Sarkozy mit Blick auf den Kampf gegen den IS noch gemäßigter geäußert.


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