
© AFP / Patrick KOVARIK
Newsblog zur Wahl in Frankreich: Macron: "Für ein stärkeres Frankreich und stärkeres Europa"
Emmanuel Macron wirbt um die Unterstützung aller Franzosen. Die Rechtspopulistin Le Pen gibt sich als Vertreterin des Volkes. Am 7. Mai kommt es wohl zum Duell zwischen den beiden. Unser Newsblog zum Nachlesen.
- Knapp 47 Millionen Franzosen waren aufgerufen, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin von Staatschef François Hollande zu bestimmen.
- Als Bestplatzierte werden am 7. Mai voraussichtlich der parteilose Ex-Wirtschaftsminister Emmanuel Macron und die Rechtspopulistin Marine Le Pen in die Stichwahl ziehen.
- Deutsche Politiker gratulieren Macron
(mit Agenturen)
Das war die Wahl
In die Stichwahl um das Präsidentenamt in Frankreich gehen aller Voraussicht nacht der europafreundliche frühere Wirtschaftsminister Emmanuel Macron und die Chefin des rechtsextremen Front National, Marine Le Pen. Die beiden lieferten sich am Sonntag im ersten Wahlgang ein Kopf-an-Kopf-Rennen: Laut Innenministerium lag nach Auszählung von über der Hälfte der Stimmen Macron mit 23,11 Prozent minimal vor Le Pen, auf die 23,08 Prozent entfielen.
Die Kandidaten der 60 Jahre lang das Staatsoberhaupt stellenden Konservativen oder Sozialisten schafften es nicht in die zweite Runde am 7. Mai. Für diese sagten die noch am Abend veröffentlichte Umfragen dem unabhängigen Macron fast eine Zwei-Drittel-Mehrheit vorher. Der Linksliberale sagte, er wolle das europäische Projekt erneuern und sich rasch eine Mehrheit im Parlament verschaffen.
Insgesamt waren rund 47 Millionen Franzosen zur Abstimmung aufgerufen. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 80 Prozent. Politiker der unterlegenen Lager riefen zur Wahl Macrons in der Stichwahl auf. So appellierte der sozialistische Regierungschef Bernard Cazeneuve an seine Landsleute, für Macron zu stimmen und dem Front National eine Niederlage zu bereiten.
"Ich will der Präsident der Patrioten sein gegen die Bedrohung durch die Nationalisten", sagte der 39-jährige Macron am Abend. Er reagierte damit auf Le Pen, die vor ihren Anhängern "alle Patrioten" aufgerufen hatte, sie zu unterstützen. (Reuters)
Hier endet unser Newsblog zum ersten Wahlgang in Frankreich. Vielen Dank für Ihr Interesse!
Klare Fronten, doch es bleibt beunruhigend
Macron gegen Le Pen: Für die Stichwahl in zwei Wochen gibt es nun klare Fronten. Doch den Unabhängigen und die Rechtsextreme eint die Distanz zu den alten Parteien. Die Lage in unserem Nachbarland bleibt beunruhigend, kommentiert unser Frankreich-Experte Albrecht Meier den Wahlabend.
Kanzleramtsminister Peter Altmaier freut sich über Wahlergebnis
Die Bundesregierung wünscht Macron "alles Gute" für die Stichwahl

Macron: "Für ein starkes Frankreich und ein starkes Europa"
In seiner Ansprache an die jubelnden Anhänger umwirbt der unabhängige Kandidat Macron seine Unterstützer: "Ich werde Euch alle immer brauchen", sagt er und dankt "den Millionen, die mich gewählt haben." Jetzt empfinde er den "Optimismus und die Freude, die wir für unser Land und für Europa haben wollen".
Im Blick auf die Stichwahl am 7. Mai betont Macron, von jetzt an müsse man eine "noch größere Basis schaffen und Frankreich wieder versöhnen". An alle Franzosen gerichtet sagt er: "Ich hoffe, dass ich euer Präsident werde. Der Präsident aller Franzosen, der Patrioten im Angesichts der Bedrohung durch die Nationalisten. Ein Präsident, der Frankreich beschützt und verändert. Wir wollen ein stärkeres Frankreich und ein stärkeres Europa."
Und dann betont Macron noch einmal seine Unabhängigkeit von der herrschenden politischen Klasse Frankreichs: "Von heute Abend an ist die Herausforderung, ein System zurückzuweisen, das uns zu den heutigen Problemen überhaupt gebracht hat", sagt er. "Die Herausforderung ist, eine ganz neue Seite in Frankreichs politischem Leben und in Europa aufzuschlagen." Jeder könne hier in der neuen Struktur seinen Platz finden, wenn es um die Erneuerung des politischen Lebens, der Gesellschaft insgesamt gehe, sowie des Wiederaufbaus eines starken Europa.
Und zum Schluss ruft Macron noch einmal, damit da auch keine Zweifel bleiben: "Ich will, dass wir gewinnen. Es lebe die Republik, es lebe Frankreich."
Macron: "Ein Präsident, der Frankreich beschützt und verändert"
Emmanuel Macron hat sich Zeit gelassen, bis auch er zu seinen Anhängern spricht. Und bevor er redet, gibt es auch noch ein ausgiebiges Bad in der Menge. Jetzt aber steht er auf der in Blau gehaltenen Bühne vor den Schriftzeichen "En Marche! La France", die Menge schwenkt die französische Flagge, ein paar EU-Fahnen sind auch darunter. Auf die Bühne tritt er übrigens zusammen mit seiner Frau, schon mal ziemlich First-Couple-artig.
"Macron, Président", rufen seine Anhänger - und Macron hört es sich erstmal einige Sekunden an, bevor er mit seiner Rede beginnt.
In seiner Ansprache dankt er Unterstützern, verweist auf die "außerordentlichen Umstände", unter denen die Wahl stattgefunden hat und betont immer wieder neben dem "neuen politischen Kapitel", dass er in Frankreich aufschlagen wolle, die Verbundenheit zu Europa.
Es sei sich über die "Ehre und Verantwortung" bewusst, die er nun trage, nachdem ihm nun so viele Franzosen seine Stimme gegeben haben, sagt Macron - und wird kurzzeitig von "Macron - President"- Rufen übertönt. Er bedankt sich bei allen anderen Kandidaten und bittet um Applaus auch für sie - nur Marine Le Pen erwähnt er nicht.
Man habe "innerhalb eines Jahres das politische Gesicht Frankreichs verändert." Er werde niemals die Überzeugung und Energie vergessen, "die so viele von Euch mitgebracht haben", sagt Macron. "Ihr habt Eure Zeit gegeben und nach heute Abend müsst ihr mit diesem Einsatz weitermachen". "Nur so können wir das Schicksal unseres Landes verändern."
Zusammenstöße zwischen linksgerichteten Demonstranten und Polizei
Die erste Runde der Präsidentschaftswahl ist überschattet von Ausschreitungen zwischen linksgerichteten Demonstranten und der Polizei. Mehrere hundert junge Leute lieferten sich am Abend an der Bastille in Paris Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete.
Aus der Menge wurden Flaschen und Feuerwerkskörper auf die Polizei geworfen, einige Demonstranten waren maskiert, viele trugen Schwarz. Etwa 300 Menschen waren dem Aufruf sogenannter antifaschistischer Bewegungen gefolgt, die eine "Nacht der Barrikaden" angekündigt hatten. Auf Fotos war zu sehen, wie die Polizei Tränengas einsetzte und vereinzelt Demonstranten abführte.
Macron spricht vor seinen Anhängern
Mittlerweile ist Emmanuel Macron vor seine Anhänger getreten. Unter großem Jubel dankte der Sozialliberale ihnen für ihre Unterstützung. Im Hinblick auf die Stichwahl gegen Marine Le Pen in zwei Wochen sagte er, er sei sich der Verantwortung bewusst, vor der er nun stehe.
Le Pen nach Auszählung von 20 Millionen Stimmen vorne
Nach Auszählung von rund 20 Millionen Stimmen liegt die Chefin des rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, in Führung. Sie komme auf 24,38 Prozent der Stimmen, teilt das Innenministerium mit. Emmanuel Macron komme auf 22,19 Prozent. Francois Fillon erreicht demnach 19,63 Prozent und Jean-Luc Melenchon 18,09 Prozent.
Zuerst werden die Stimmen im ländlichen Raum ausgezählt, wo Le Pen traditionell stärker ist als in den großen Städten.
Linkspartei: Erfolg von Le Pen schwerer Schlag für Demokratie
Die Vorsitzenden der Linkspartei haben sich besorgt über den prognostizierten Wahlausgang in Frankreich geäußert. Dass die Rechtspopulistin Marine Le Pen voraussichtlich in die Stichwahl einziehe, sei ein schwerer Schlag für Freiheit und Demokratie, Gerechtigkeit und Frieden, teilten die Parteichefs Bernd Riexinger und Katja Kipping am Sonntag mit. Auch die guten Chancen von Emmanuel Macron auf das Präsidentenamt seien kein Grund zum Jubeln. „Die Politik Macrons wird die Spaltungslinien in der Gesellschaft weiter vertiefen.“ (mit dpa)
Melenchon will noch nicht aufgeben
Jean-Luc Melenchon gibt sich noch nicht geschlagen. Bisher haben man noch keine offiziellen Ergebnisse durch das Innenministerium erhalten, sagt der radikal-linke Kandidat, der laut Hochrechnungen auf 19 Prozent gekommen ist. "Wenn das offizielle Ergebnis da sei, dann werde man es akzeptieren", sagt er.
"Wir können stolz sein auf das, was wir erreicht haben, sagt er. Melenchon ist - wie die Nationalistin Marine Le Pen - ein Kritiker der EU und für einen Austritt aus dem Euro. Beobachter gehen davon aus, dass er der FN-Chefin auch noch ein paar Wählerstimmen gekostet habe dürfte.Antifaschisten randalieren in Paris
Mehrere Hundert vorwiegend jugendliche Demonstranten haben am Abend in Paris randaliert. Ungefähr 300 Menschen folgten einem Aufruf antifaschistischer Bewegungen und kamen am Sonntag auf dem Bastille-Platz in der Hauptstadt zusammen, wie die Nachrichtenagentur AFP meldete.
Einige der Versammelten warfen Flaschen und Knaller auf die in großer Zahl anwesenden Polizisten. Einige waren vermummt und schwarz gekleidet. Drei Personen wurden von den Sicherheitskräften festgesetzt.
Ein Teilnehmer rief per Mikrofon auf, „gegen Marine und gegen Macron“ zu stimmen. Die Rechtspopulisten Marine Le Pen und der sozialliberale Emmanuel Macron haben in der ersten Wahlrunde gesiegt und stehen sich damit in der Stichwahl um das Präsidentenamt in zwei Wochen gegenüber. (mit dpa)
Europa-Grüne sehen Zulauf für Rechtspopulisten gebremst
Die Grünen im Europaparlament sehen das Wahlergebnis als Zeichen, dass der Zulauf zu Rechtspopulisten in Europa stagniert. „Zwar zieht die Kandidatin Le Pen in die zweite Runde ein, aber auch sie hat - genauso wie schon Geert Wilders in den Niederlanden - ihr Ziel verfehlt, stärkste Kraft zu werden“, erklärte Fraktionschefin Ska Keller am Sonntagabend.
Sie sagte Emmanuel Macron Unterstützung zu, kritisierte aber, dass „sein Programm, was ökologische und soziale Fragen angeht, stark zu wünschen übrig lässt“. Die Grünen würden Macron drängen, sein Programm nachzubessern. „Das Ziel Europas muss Wohlstand für alle sein“, meinte Keller. „Die Gefahr von Rechts ist nicht vorbei, und nur so können wir dagegen angehen.“ (mit dpa)
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