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Manipulierte Stimmzettel in Sachsen entdeckt: Polizei in Dresden ermittelt wegen des Verdachts der Wahlfälschung
Ramelow schließt Wechsel zu BSW aus und reicht CDU die Hand + Antisemitismusbeauftragter fordert Aufarbeitung des Wahlverhaltens + SPD-Ministerin wünscht sich Talkshow-Verbot für Parteikollegen + Der Newsblog
Stand:
Am Sonntag war großer Landtagswahltag im Osten Deutschlands. In Thüringen gewann die AfD, in Sachsen gab es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen CDU und AfD. Insgesamt waren fast fünf Millionen Menschen aufgerufen, ihre Stimme abzugeben: 3,3 Millionen in Sachsen und 1,66 Millionen in Thüringen. Lesen Sie alle Entwicklungen um und nach der Wahl in unserem Newsblog nach.
Manipulierte Stimmzettel zugunsten der Freien Sachsen entdeckt – Polizei ermittelt
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Brandenburger AfD glaubt an Regierungsbeteiligung spätestens in fünf Jahren
Die Brandenburger AfD rechnet damit, dass die Brandmauer der anderen Parteien gegen die AfD im Fall eines Sieges bei der Landtagswahl allmählich fallen wird.Ramelow bietet an, „Regierung zur Mehrheit zu verhelfen“
Antisemitismusbeauftragter fordert Aufarbeitung des Wahlverhaltens
Ifo-Chef Fuest befürchtet wirtschaftliche Schäden durch AfD-Wahlerfolge im Osten
Brandenburger CDU-Spitzenkandidat Redmann bekräftigt Nein zu Koalitionen mit Linken und AfD
SPD-Ministerin wünscht sich Talkshow-Verbot für Parteikollegen
Angesichts des schlechten Abschneidens der SPD bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen wächst bei der Brandenburger SPD offenbar die Angst vor einem neuen Debakel. Am 22. September wird dort ein neuer Landtag gewählt. Brandenburgs Finanzministerin und stellvertretende Vorsitzende des dortigen Landesverbandes, Katrin Lange, sorgt sich einem Medienbericht zufolge um die Wirkung öffentlicher Auftritte ihrer Parteikollegen. Der "Bild"-Zeitung sagte sie „Fürs Erste wäre schon einiges gewonnen, wenn bestimmte Leute grundsätzlich nicht mehr an Talkshows teilnehmen würden. Es ist nämlich unerträglich.“ Wen sie damit meinte, ließ sie offen.
Zuletzt hatte eine Aussage von SPD-Chefin Saskia Esken für viel Kritik, auch innerhalb der Partei gesorgt. In der ARD-Sendung „Caren Miosga“ hatte sie nach dem Anschlag mit drei Toten gesagt: „Gerade aus diesem Anschlag lässt sich, glaube ich, nicht allzu viel lernen, weil der Täter ja offenkundig nicht polizeibekannt war, insofern auch nicht unter Beobachtung stand.“ Später korrigierte sie ihre Aussage. (lam)

Schröder nennt SPD-Ergebnisse „katastrophal“
Merz: Koalition mit BSW Sache der Landespartei
CDU-Chef Friedrich Merz hat sich skeptisch zu einer Zusammenarbeit seiner Partei mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht geäußert, den Landesverbänden in Sachsen und Thüringen aber freie Hand für Verhandlungen mit dem BSW gegeben.
„Das ist eine Kaderpartei einer Person, die sich in diesen beiden Landtagswahlkämpfen zur Weltpolitik geäußert hat“, sagte er nach Beratungen der CDU-Spitze. „Aber was diese Partei zu den Abwassergebühren in Thüringen und in Sachsen sagt, weiß ich nicht“, ergänzte Merz dem gemeinsamen Auftritt mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer und dem Landesparteichef von Thüringen, Mario Voigt, in Berlin.
Auf mögliche Schnittmengen der CDU zum BSW angesprochen sagte Merz, er könne die Frage nicht beantworten. „Ich habe ein Gefühl oder einen Blick auf die Person Sahra Wagenknecht. Wer sich sonst noch in diesem Bündnis zusammengefunden hat, kann ich überhaupt nicht beurteilen“, fügte Merz hinzu.
„Insofern ist das eine Art Black Box oder Red Box, wie Sie immer wollen“, sagte der Unionsfraktionschef mit Blick auf Wagenknecht, die früher SED-Mitglied war und als Frontfrau der Kommunistischen Plattform in der Linkspartei galt. „Da muss man halt mal reinschauen und das müssen dann die Kollegen in Thüringen und in Sachsen beantworten“, ergänzte Merz mit Blick auf Voigt und Kretschmer.
Mit Bezug auf eine Zusammenarbeit mit der Linken sagte Merz, dass das vor knapp fünf Jahren vom CDU-Bundesparteitag beschlossene Kooperationsverbot mit der Linkspartei. „Der Beschluss gilt“, sagte der CDU-Vorsitzende. Allerdings ließ er durchblicken, dass er den betroffenen Landesverbänden Spielraum bei der konkreten Ausgestaltung lässt.
„Damit umzugehen wird Sache der beiden Landesverbände in Sachsen und Thüringen sein“, sagte Merz mit Blick auf den Unvereinbarkeitsbeschluss. Auf die Frage, ob der Parteitagsbeschluss etwa auch die Duldung einer CDU-geführten Minderheitsregierung in Thüringen durch die Linke unmöglich mache, vermied Merz eine klare Antwort. „Die Dinge sind im Fluss“, sagte er. Er könne noch nicht beurteilen, was sich in den kommenden Wochen ergebe.(dpa)
Lindner will an Ampel festhalten, obwohl diese "äußerst unbeliebt" bei Bürgern ist
Die FDP sieht den Hauptgrund für ihren Absturz bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen in ihrem Mitregieren in der Ampel-Koalition im Bund. „Die FDP befindet sich in der Defensive als Teil einer Koalition, die bei den Bürgern äußerst unbeliebt ist“, sagte Parteichef Christian Lindner am Montag in Berlin. Eigene Fehler oder Versäumnisse sehen er sowie der Thüringer FDP-Spitzenkandidat Thomas Kemmerich nach eigenem Bekunden nicht.
Im Gegensatz zu Kemmerich will Lindner aber trotz des „schmerzhaften Rückschlags“ bei den Wahlen an der Ampel-Koalition im Bund vorerst festhalten. „Hier haben wir unterschiedliche Auffassungen“, sagte der FDP-Chef. Lindner begründete seine Position damit, dass es noch „eine Reihe von Projekten in der Gesetzgebung gibt, die uns wichtig sind“.
Konkret nannte der Bundesfinanzminister die von der Regierung geplante Wachstumsinitiative - vor allem die damit verbundenen Steuersenkungen, die Reform der privaten Altersvorsorge sowie die Einführung des kapitalmarktgestützten Generationenkapitals bei der Rente.
Ebenfalls umgesetzt werden müssten die in der Regierung in deren „Sicherheitspaket“ verabredeten Änderungen in der Migrations- und Asylpolitik, betonte Lindner. Er machte deutlich, dass die FDP hier auch für weitere Maßnahmen offen sei, über die nun mit Ländern und CDU/CSU gesprochen werden müsse. „Es muss sich etwas ändern“, forderte der FDP-Chef. „Die Menschen haben die Schnauze voll, dass der Staat die Kontrolle verloren hat bei Einwanderung und Migration nach Deutschland“, sagte er.
Bei den Landtagswahlen in Thüringen hatte die FDP nur noch 1,1 Prozent der Stimmen erhalten, in Sachsen weniger als ein Prozent. (AFP)
Weidel beharrt auf AfD-Regierungsanspruch in Sachsen und Thüringen
Nach ihrem starken Abschneiden bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen hat die AfD den Anspruch auf Regierungsbeteiligungen erhoben. „Der Wähler hat uns in Thüringen und Sachsen einen klaren Regierungsauftrag gegeben“, sagte Co-Parteichefin Alice Weidel am Montag in Berlin.
Dass die CDU in beiden Ländern eine Koalition mit der AfD ausgeschlossen hat, sei undemokratisch und widerspreche dem Wählerwillen.
Weidel sagte dazu: „Wir möchten davor warnen, diesen Wählerauftrag zu ignorieren“. Das greife die „demokratische Teilhabe weiter Bevölkerungskreise“ an. „Brandmauern sind undemokratisch“, sagte Weidel mit Blick auf den Unvereinbarkeitsbeschluss der CDU zur AfD. Die Parteichefin sagte, dass sich „die Brandmauer der CDU nicht durchhalten lässt“. Diese führe die CDU in eine Sackgasse.
Co-Parteichef Tino Chrupalla nannte es vor dem Hintergrund der Wahlergebnisse „gesichert undemokratisch“, dass die AfD ausgeschlossen werde. „Wir reichen all denen die Hand, die es gut meinen mit unserem Land“, sagte Chrupalla in Richtung möglicher Koalitionspartner.
Über das Abschneiden in Sachsen sagte Chrupalla, dass er sich mehr erhofft hätte. „Ich trete immer an, um Wahlen zu gewinnen“, sagte er. „Ich hätte mir gewünscht, dass wir in Sachsen noch zwei bis drei Prozent zulegen.“ Chrupalla fügte hinzu: „Der Apfel ist vielleicht noch nicht ganz reif.“ (AFP)
Wagenknecht-Partei prüft rechtliche Schritte gegen Robert Habeck
Bei der Pressekonferenz zur Nachbereitung der Wahl reagierte nun Wagenknecht. „Es ist eine einzige Unverschämtheit, was Herr Habeck da gemacht hat“, sagte sie. „Wir prüfen, ob wir dagegen vorgehen.“ Habecks Äußerung nannte sie eine „dreiste Lüge“, und sie sagte: „Das ist einfach unverschämt und niveaulos.“ (Karin Christmann)
Großer Andrang vor der Bundespressekonferenz

BSW lehnt Angebot Höckes zu Gesprächen ab
Das BSW wird nach Angaben der Co-Bundesvorsitzenden Amira Mohamed Ali nicht auf eine Einladung des thüringischen AfD-Landeschefs Björn Höcke zu Gesprächen eingehen. „Wir haben ja eine Koalition mit der AfD klar ausgeschlossen, deswegen macht das keinen Sinn“, sagt Mohamed Ali den TV-Sendern RTL/ntv. Die AfD komme als Koalitionspartner nicht infrage, denn sie sei in Teilen rechtsextrem und habe Faschisten in ihren Reihen. Höcke hatte am Sonntagabend angekündigt, er werde als stärkste Partei in Thüringen zu Sondierungsgesprächen einladen. (Reuters)BSW: Minderheitenregierung in Thüringen "keine gute Option"
Thüringens BSW-Chefin Katja Wolf sieht eine mögliche Minderheitsregierung in Thüringen skeptisch. Eine Minderheitsregierung sei in der aktuellen Situation „keine gute Option“, sagte die 48-Jährige der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. Sie habe eine große Einigkeit auch bei den anderen Parteien vernommen, „dass eine Minderheitsregierung, so wie wir sie in den letzten fünf Jahren erlebt haben, so keine politische Zukunft haben darf in Thüringen“. Man müsse daher schnell in Gespräche kommen „und muss ausloten, was irgendwie möglich ist“.
Nach der Landtagswahl in Thüringen zeichnet sich erneut eine schwierige Regierungsbildung ab. Die AfD mit ihrem Rechtsaußen-Chef Björn Höcke wurde erstmals in einem Bundesland stärkste Kraft. Die CDU kam auf Platz zwei, das BSW lag noch vor der Linken auf Platz drei. Die SPD schaffte den Einzug in den Landtag und landete auf Platz fünf. In den vergangenen fünf Jahren führte Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) eine Minderheitsregierung aus Linke, SPD und Grünen, die keine eigene Mehrheit im Parlament hatte. Das Besondere: Über mehrere Jahre gab es auch keinen festen Tolerierungspartner. Das Bündnis wurde im Landtag mehrfach von der Opposition überstimmt.
Zunächst hatte es am Wahlabend nach einer möglichen Mehrheit der Sitze für CDU, BSW und SPD ausgesehen, doch inzwischen ist klar, dass es dafür nicht reicht. Eine Koalition mit eigener Mehrheit ist in Thüringen ohne Einbeziehung von AfD oder Linke nicht möglich. Theoretisch denkbar wäre etwa eine Koalition aus CDU, BSW und Linke. Der CDU verbietet aber ein Unvereinbarkeitsbeschluss eine Zusammenarbeit mit der AfD und der Linken.
Wolf sagte, man müsse gegebenenfalls neue Wege gehen. Man sei in einer besonderen Situation. Sie zeigte Verständnis für CDU-Landeschef Mario Voigt, der mit einem Unvereinbarkeitsbeschluss umgehen muss - das sei ein Jahr vor der Bundestagswahl und einer Kanzlerkandidatenkür wahrscheinlich nicht einfach. „Aber es hilft nichts. Jetzt muss Thüringen im Mittelpunkt stehen.“ (dpa)
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