
© Bernd von Jutrczenka/dpa
Live-Blog zum TV-Fünfkampf: Schlagabtausch der "kleinen" Parteien
Nach den beiden Spitzenkandidaten Merkel und Schulz diskutieren nun die Vertreter der kleinen Parteien. Live-Blog zum TV-Fünfkampf von CSU, Grünen, FDP, Linke und AfD.
- Matthias Meisner
- Cordula Eubel
Stand:
Die Spitzenkandidaten der kleinen Parteien durften nicht mit Angela Merkel und Martin Schulz zusammen debattieren. Stattdessen treffen Joachim Herrmann (CSU), Cem Özdemir (Grüne), Christian Lindner (FDP), Sahra Wagenknecht (Linke) und Alice Weidel (AfD) nun am Montagabend aufeinander. Die live in der ARD übertragene Sendung wird von den Chefredakteuren Christian Nitsche (BR) und Sonia Mikich (WDR) moderiert. Die Auseinandersetzung bei uns im Live-Blog:
Harter Schlagabtausch in der Flüchtlingspolitik
Einen harten Schlagabtausch gibt es beim Thema Flüchtlingspolitik: Gegen Abschiebungen von seit Jahren gut integrierten Menschen in Deutschland wandte sich Linken-Spitzenkandidatin Sahra Wagenknecht. "Solche Menschen abzuschieben ist wirklich unmenschlich", sagte Wagenknecht. Auch Abschiebungen nach Afghanistan erteilte sie eine Absage.
"Wer kein Aufenthaltsrecht hat, der muss so schnell wie möglich zurück", forderte FDP-Chef Christian Lindner. Um dies durchzusetzen, solle es etwa mit Ländern wie Marokko "robuste Verhandlungen geben".
AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel forderte, von vornherein keine Menschen ohne gültige Ausweispapiere ins Land zu lassen. Zudem solle es für Menschen, die nur den eingeschränkten Status des subsidiären Schutzes erhalten, eine "Obergrenze in der Größenordnung von 10.000 geben". Ausreisepflichtige müssten abgeschoben werden.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) machte in der ARD-Debatte deutlich, dass seine Partei es nicht für sinnvoll hält, Flüchtlingen mit subsidiärem Schutz wieder den derzeit vorübergehend ausgesetzten Familiennachzug zu gestatten.
Dagegen verwies Grünen-Spitzenkandidat Cem Özdemir auf die Position auch der Kirchen, dass "Familiennachzug auch die Integration leichter macht". Zudem "schieben wir die falschen Leute ab", kritisierte Özdemir. So sei in Bayern "ein Afghane mit optimalen Integrationsprognosen aus seiner Berufsschule herausgerissen" worden, während beispielsweise der Berliner Weihnachtsmarktattentäter Anis Amri im Land blieb.
Und das war's dann auch schon...
Nach 75 schnellen, zuweilen kurzatmigen Minuten ist der Fünfkampf auch schon wieder vorbei und die Moderatoren geben ab an Frank Plasberg von "Hart, aber fair".
In der Sendung angesprochen wurden viele Themen - von der Digitalisierung über Bildung, Rente, Ukraine, Flüchtlinge bis hin zum Dieselskandal. Vertieft wurde aber kaum eines dieser Themen; den Teilnehmern wurde nur selten erlaubt, direkt aufeinander einzugehen. Stets wurde von den Moderatoren Christian Nitsche und Sonia Mikich zur nächsten Frage, zum nächsten Aspekt übergeleitet.
BR-Chefredakteur Nitsche blieb dabei sehr blass, während seine WDR-Amtskollegin Mikich auch bei den Twitter-Beobachtern viel Lob bekam: Sie hatte die Runde im Griff und hielt auch mit Fakten dagegen. So korrigierte sie Sahra Wagenknecht, als diese das österreichische Rentensystem empfahl oder ließ Alice Weidel mit Äußerungen zum angeblich gar nicht so schädlichen Diesel nicht davonkommen.
Fazit: Eine kurzweilige Sendung mit leidenschaftlichen Gästen, die aber zu wenig Raum für echte Debatte und direkte Antworten ließ.Keine Kuschelveranstaltung
Fazit: Nach dem weitgehend harmonischen Duell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihrem SPD-Herausforderer Martin Schulz ging es beim Fünfkampf stärker zur Sache: Linkspartei, Grüne, FDP, AfD und CSU nutzen die Gelegenheit, ihr jeweiliges Profil zu schärfen. Für sie geht es im Endspurt des Wahlkampfes schließlich um die Frage: Wer gewinnt am 24. September das Rennen um Platz drei? Und hat damit die Chance, Einfluss auf Koalitionsgespräche zu nehmen oder Oppositionsführer im Falle einer erneuten großen Koalition zu werden? Bei vielen der angesprochenen Themen wurden Differenzen zwischen den Parteien deutlich: egal ob es um die Rente, die Zukunft Europas, das Klima oder die Flüchtlingspolitik ging. Manchmal gab es aber auch unerwartete Einigkeit zwischen den Diskutanten.
Wagenknecht sieht in AfD "Halbnazis"
Lindner duzt Özdemir
Weidel lobt Wagenknecht
Linke und Grüne mal einig
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