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Sein Vater war 1927 in Berlin geboren worden, nun kommt der Sohn: Israels neuer Botschafter Ron Prosor - hier als UN-Botschafter 2104.

© imago/Xinhua

Neuer Botschafter aus Israel: „Mein Vater war ein echter Preuße“

Ron Prosor, Israels neuer Botschafter, hat familiäre Bindungen an Berlin: Sein Vater wurde hier geboren. Der Diplomat hat auch schon in Deutschland gearbeitet.

Von Hans Monath

Mit einer kleinen Medienoffensive in den sozialen Netzwerken hat der neue israelische Botschafter Ron Prosor am Montag seine Ankunft in Berlin und am Dienstag seinen ersten Tag an der Botschaft begleitet. Er sei aufgeregt und freue sich auf die Aufgabe, erklärte der Karrierediplomat in fließendem Deutsch in Videos, die nach seiner Ankunft am Flughafen Berlin-Brandenburg und bei der Begrüßung seiner neuen Mitarbeiter in der Botschaft aufgenommen wurden.

Das Verhältnis beider Staaten sei „nicht nur eine besondere Beziehung, sondern wirklich eine einzigartige Beziehung“, sagte er. Es sei für Deutsche wie Israelis „wirklich ein Privileg, die deutsch-israelischen Beziehungen zu pflegen“.

Berufliche und familiäre Rückkehr

Für den 63-jährigen Prosor ist die neue Aufgabe in Berlin eine sowohl berufliche wie familiäre Rückkehr. In der israelischen Botschaft in der damaligen deutschen Hauptstadt  Bonn hatte er vor und nach dem Fall der Mauer als Sprecher gearbeitet und erst Beziehungen zur DDR wie später zu den neuen Ländern aufgebaut.

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Zu seinen persönlichen Beziehungen zu Deutschland sagte der künftige Botschafter: „Mein Vater ist ursprünglich aus Berlin.“ Seine Familie sei 1933, also im Jahr der Machtübernahme der Nationalsozialisten, ausgewandert. Sein Vater Uri Prosor war 1927 in Berlin geboren worden und als Sechsjähriger mit seinen Eltern nach Palästina geflohen. Auch er diente Israel als Diplomat, unter anderem als Botschafter in Jamaika. Sein Vater sei „ein echter Preuße“ gewesen, sagte Prosor nun dem schweizer online-Medium „audiatur-online“.

Der Politikwissenschaftler gilt als einer der profiliertesten Diplomaten seines Landes und hatte schon auf wichtigen Posten gedient. So war er Botschafter in London (2007 bis 2011) und Gesandter Israels bei den Vereinten Nationen (2011 bis 2015). Zwischen 2004 und 2007 war er Generaldirektor des Außenministeriums in Jerusalem und war unter anderem in Geheimmissionen daran beteiligt, die Wiederaufnahme von Beziehungen zu arabischen Staaten wie Bahrein vorzubereiten. Zuletzt hatte der frühere Artillerie-Offizier in der israelischen Armee das Abba-Eban-Institut für internationale Diplomatie an der Reichman-Universität in Herzliya geleitet. 

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Außenminister Yair Lapid sagte, Prosors Ernennung symbolisiere „die Bedeutung der israelisch-deutschen Beziehungen und die weitere Stärkung der Zusammenarbeit mit der neuen Regierung in Berlin“. Prosors Erfahrung und langjährige Zusammenarbeit mit dem israelischen Außenministerium würden „einen großen Beitrag zur Lösung der Herausforderungen auf der internationalen Bühne leisten“.  Angesichts der instabilen Lage der Regierung in Israel dürfte es auch zu den Aufgaben des neuen Botschafters gehören, ungeachtet eines möglichen Regierungswechsels nach Neuwahlen für Stabilität in den Beziehungen zu Deutschland zu sorgen.

Er vertritt Deutschland künftig in Tel Aviv: Steffen Seibert, langjähriger Sprecher von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
Er vertritt Deutschland künftig in Tel Aviv: Steffen Seibert, langjähriger Sprecher von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

© imago images/IPON

Deutschland gilt in Israel nach den USA als einer der wichtigsten Partner. Umgekehrt bekennt sich die deutsche Politik dazu, dass die Existenz Israels „Teil der deutschen Staatsräson“ ist, seit die frühere Kanzlerin Angela Merkel (CDU) diesen Satz 2008 vor der Knesset prägte. Daran ändern auch Meinungsunterschiede im Hinblick auf das Atomabkommen mit dem Iran, die von Deutschland nach wie vor vertretene Zwei-Staaten-Lösung oder den Siedlungsbau in von Israel besetzten Gebieten wenig. Innerhalb der EU gilt Berlin als eine Kraft, die scharfe Resolutionen gegen Israel eher abmildert. Nicht immer gelingt es, die europäische Einigkeit zu wahren. So fiel die EU bei der Abstimmung, ob Palästina Vollmitglied der Unesco werden sollte, komplett auseinander.

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Schon als vor wenigen Tagen der designierte deutsche Botschafter in Tel Aviv, Steffen Seibert sich seinem Gastland in einem Tweet vorgestellt hatte, gratulierte Prosor und versprach, gemeinsam an der Pflege der Beziehungen beider Länder zu arbeiten. Seibert jedenfalls duzt Prosor, wie eine Antwort von ihm auf den Begrüßungstweet des neuen Botschafters aus Berlin zeigt. „Danke für Deine guten Tipps neulich im Café“, schrieb der langjährige deutsche Regierungssprecher: „Ich hoffe, wir können gemeinsam viel für diese einzigartige israelisch-deutsche Freundschaft tun.“ 

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