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Donald Trump (links), Präsident der USA, begrüßt Mark Rutte, Ministerpräsident der Niederlande, für ein gemeinsames Treffen. 

© dpa/Carolyn Kaster

Nato-Generalsekretär überschüttet Trump mit Lob: Als ob Rutte den Kaiser bei Laune halten wollte

Ein Freund, ein guter Freund? Nicht das Schlechteste in der Welt. Aber Staaten haben Interessen, die Atlantische Allianz auch. Deren Vormann muss das beachten.

Stephan-Andreas Casdorff
Ein Zwischenruf von Stephan-Andreas Casdorff

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Lob ist ein strategisches Element. Wer freut sich nicht darüber. Doch zu viel davon – das kann sehr schnell übertrieben und unangenehm wirken. Die Folge ist dann Abwehr bis hin zu Befremden. Auf diesen schmalen Grat hat sich Nato-Generalsekretär Mark Rutte mit seinem überschwänglichen Lob in einer Textnachricht an den amerikanischen Präsidenten Donald Trump begeben.

„Ein weiterer großer Erfolg“

Rutte gratuliert Trump in der Nachricht als erstes begeistert zu den Militärschlägen gegen den Iran. Diese Wortwahl! „Wahrhaft außerordentlich“, niemand außer ihm, dem lieben Donald, hätte es gewagt, so etwas zu tun. „Das macht uns alle sicherer.“

Aber auch für den Nato-Gipfel sagt der Generalsekretär Trump einen „weiteren großen Erfolg“ voraus, sogar einen „Sieg“. Und zwar, weil er es gewesen sei, der allen Nato-Mitgliedern jährlich fünf Prozent ihrer Wirtschaftsleistung für die Verteidigung abgerungen habe. „Du wirst etwas erreichen, das KEIN amerikanischer Präsident in Jahrzehnten erreicht hat.“

Rutte musste wissen, dass Trump das alles nicht für sich behalten würde. Make Trump great again – wird das jetzt zum Programm? Eine unangenehme Vorstellung. Ton und Inhalt der Textnachricht klingen, als solle hier ein über die Maßen selbstgefälliger Kaiser bei Laune gehalten werden.

Dem Präsidenten als Freund Komplimente zu machen, ist das eine; Rutte sagt ja, Trump und er seien befreundet, er möge ihn. Dabei aber nahezu unterwürfig aufzutreten, oder fast liebedienerisch, wirft ein schlechtes Licht auf beide: Trump, der das offenbar nötig hat, Rutte, der sich dazu hergibt.

So ist es aber eigentlich: Freunde achten einander. Mag sein, dass Rutte es mit Shakespeare hält – es soll ein Freund eines Freundes Schwächen tragen. Nur muss er zugleich in seiner offiziellen Funktion als Generalsekretär aufpassen, dass ihm sein Verhalten gegenüber dem US-Präsidenten nicht als unprofessionell ausgelegt wird. Das Befremden kann schnell zunehmen. Die Nato hat schließlich eigene Interessen, und sie darf im Vergleich nicht schwach erscheinen.

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