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Opfer des Nahostkrieges: Linkspartei fordert „humanitäre Visa“ für verletzte Kinder und Begleiter aus Gaza
Hilfsorganisationen wollen schwer verletzte Kinder aus Gaza samt Angehörigen zur Behandlung nach Deutschland holen. Doch die Bundesregierung hat Sicherheitsbedenken. Die Linken-Vorsitzende Janine Wissler verlangt ein Umdenken.
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Die Linkspartei fordert die Bundesregierung auf, schwer verletzte Kinder aus Gaza und deren Begleitpersonen nach Deutschland einreisen zu lassen. „Das Bundesinnenministerium muss endlich humanitäre Visa für die Einreise schwer verletzter Kinder aus Gaza und ihrer Begleitpersonen erteilen, statt ihre dringend notwendige Behandlung in deutschen Krankenhäusern weiter zu blockieren“, sagte die Co-Vorsitzende Janine Wissler dem Tagesspiegel.
Auf Initiative von Medizinerinnen und Medizinern stünden in mehreren Städten Dutzende Krankenhausbetten, Material und Personal bereit, um Minderjährige mit lebensbedrohlichen Kriegsverletzungen, denen im Kriegsgebiet nachweislich nicht geholfen werden könne, kostenfrei behandeln zu lassen.
„Nach Angaben von Nichtregierungsorganisationen weigert sich das Innenministerium seit Monaten, die notwendigen Einreisevisa auszustellen. Innen- und Außenministerium müssen die Visa schnellstmöglich vergeben, um den Weg für die helfenden Ärztinnen und Ärzte freizumachen“, sagte Wissler.

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Wie das ARD-Hauptstadtstudio berichtet, scheitert die Visaerteilung bisher an Sicherheitsbedenken. Dabei geht es demnach nicht um die Kinder selbst, sondern um deren Begleitpersonen und die Sorge, auf diesem Weg könnten Hamas-Mitglieder oder Sympathisanten der Terrororganisation einreisen.
„Das Argument des Innenministeriums, die Begleitpersonen stellten ein akutes Sicherheitsrisiko für Deutschland dar, ist ein rassistischer Generalverdacht, der jedes humanitäre Menschenrecht aushebelt“, sagt dazu Wissler.
Zwar könnten die Kinder ohne Angehörige, nur in Begleitung von medizinischem Personal, nach Deutschland kommen. Das lehnen die Hilfsorganisationen aber ab, da sie fürchten, die Kinder könnten dadurch schwer traumatisiert werden.
Es geht um Leben und Tod.
Cornelia Möhring, Bundestagsabgeordnete der Linken
Auch Cornelia Möhring, Sprecherin für Humanitäre Hilfe der Linken-Gruppe im Bundestag, äußerte sich zur Sache. „Deutschland kann helfen, wenn es nur will“, sagte sie dem Tagesspiegel. Andere Staaten wie Italien und die USA, aber auch Länder aus dem Nahen Osten hätten bereits Hunderte schwer verletzter Kinder und deren Begleitpersonen einreisen lassen.
„Bei den Kindern handelt es sich um schwer verletzte Kriegsopfer, die nach Verbrennungen, Schäden der Weichteile, Verletzungen des Zwerchfells, der Eingeweide, der Gliedmaßen durch Explosionen und einstürzende Gebäude nun lebensrettende Maßnahmen benötigen. Es geht also um Leben und Tod“, sagte Möhring.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte nach dem jüngsten russischen Raketenangriff auf ein Kinderkrankenhaus in Kiew zugesagt, ukrainische Kinder zur Behandlung nach Deutschland zu bringen. Möhring nennt „moralisch schwer erträglich“, dass gleichzeitig Lauterbachs Parteikollegin, Innenministerin Nancy Faeser, die Behandlung palästinensischer Kinder in Deutschland ablehne. „Menschenrechte sind unteilbar, nur das kann der Kompass unseres politischen Handelns sein“, sagte Möhring.
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