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Minister will in den Bundestag: Pistorius ist der SPD-Kanzlerkandidat der Reserve
Erstmals will Boris Pistorius (SPD) für den Bundestag antreten. Das ist konsequent, denn der beliebte Verteidigungsminister könnte im Frühjahr Olaf Scholz als Kanzlerkandidaten ersetzen.

Stand:
Endlich also hat sich Boris Pistorius erklärt. Der Verteidigungsminister will im kommenden Jahr erstmals für den Bundestag kandidieren, im sozialdemokratischen Traditionswahlkreis Hannover II, in dem sich einst Kurt Schumacher wählen ließ. Die Nominierung durch die SPD gilt als Formsache.
Im 66. Lebensjahr eine Karriere im Parlament beginnen? Muss das sein? Reicht das Ministeramt nicht aus, um mitzumischen? Nein. Pistorius’ Schritt, sich um ein Mandat im nächsten Bundestag zu bemühen, ist nur konsequent und verständlich.
In wenigen Monaten könnte seine Stunde schlagen
Was bitte wäre es für ein Signal gewesen, hätte sich Pistorius gegen eine – zweifellos mühsame – Wahlkreisbewerbung entschieden?
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Boris Pistorius ist, mit klarem Abstand, Deutschlands beliebtester Politiker. Er kämpft für die Bundeswehr, er steht für eine klare, entschiedene Unterstützung der Ukraine und er spricht eine verständliche Sprache. Das macht ihn populär, übrigens selbst bei jenen Bürgerinnen und Bürgern, die mit seinem Kurs („Deutschland muss kriegstüchtig werden“) hadern. Wie hieß noch gleich Pistorius’ unglückliche Vorgängerin im Bendlerblock?
Je lauter öffentlich debattiert wird, ob Pistorius nicht ein besserer SPD-Kanzlerkandidat als Olaf Scholz wäre, desto stärker stellt sich Pistorius hinter den amtierenden Kanzler.
Nicht einmal die größten Pistorius-Kritiker in der SPD (ja, die gibt’s!) werfen ihm vor, seine Kanzlerkandidatur voranzutreiben oder an Scholz’ Stuhl zu sägen. Nichts wäre dümmer als das.
Und doch ist Boris Ludwig Pistorius SPD-Kanzlerkandidat der Reserve. Sollten die SPD-Zustimmungswerte noch im Frühling 2025 wie seit Monaten bei rund 15 Prozent in Beton gegossen erscheinen, dürften die Unruhe in der Partei laut und die Unzufriedenheit über den Ampel-Moderator Olaf Scholz vernehmbar werden.
Sollten Abgeordnete, die um ihr Mandat bangen müssen, und führende Sozialdemokraten zu der Überzeugung gelangen, mit Pistorius seien, anders als mit Scholz, 20 oder 22 Prozent für die SPD bei der Wahl drin, könnte Pistorius’ Stunde schlagen.
In der Politik sind Überraschungen immer möglich, und mancher im Land sehnt sich geradezu nach einem Pistorius-Moment.
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