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Eine Person raucht einen Joint. Die Ampel-Parteien wollen Cannabis für den Genuss 2023 legalisieren.

© dpa/Fabian Sommer

Pläne der Bundesregierung: Ärztekammer-Präsidentin warnt vor Freigabe von Cannabis

Bezüglich der Legalisierung von Cannabis kommen Warnsignale aus dem gesundheitlichen Sektor. Auch die Ärztekammer-Präsidentin zeigt sich besorgt und warnt vor einer Verharmlosung.

Niedersachsens Ärztekammer-Präsidentin Martina Wenker warnt davor, den Konsum von Cannabis zu verharmlosen. Die Lungenfachärztin übte am Freitag in Hannover scharfe Kritik an den Plänen der Bundesregierung, den Stoff teilweise zu legalisieren. „Cannabis ist keine harmlose Droge“, betonte sie. Eine Legalisierung berge aus ärztlicher Sicht große gesundheitliche Risiken.

Wenn der Genuss von Cannabis in Deutschland straffrei werde, sei mit vermehrten körperlichen und psychischen Schäden durch einen gesteigerten Konsum zu rechnen, sagte Wenker: „Diese werden die ohnehin schon angespannte Versorgungssituation des deutschen Gesundheitssystems zusätzlich belasten.“

Aktuelle Erfahrungen aus Ländern, die Cannabis bereits freigegeben hätten, wie die USA, Kanada und Portugal, belegten dies. Nach der Legalisierung sei der Konsum der Droge um etwa 30 Prozent gestiegen. Dabei seien 25 Prozent mehr psychische Störungen aufgetreten, die durch den Genuss hervorgerufen wurden.

Cannabis ist keine harmlose Droge.

Niedersachsens Ärztekammer-Präsidentin Martina Wenker 

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) wollen den Besitz von 25 Gramm Cannabis und den Anbau von drei Hanfpflanzen für den privaten Gebrauch noch in diesem Jahr legalisieren. Clubs oder Vereinen soll es den Angaben zufolge zudem erlaubt werden, Cannabis für ihre Mitglieder produzieren.

Alle neuen Regeln gelten nur für Erwachsene ab 18 Jahren. Einen bundesweiten Verkauf in lizenzierten Geschäften, wie im Koalitionsvertrag der Ampel-Parteien vereinbart, wird es nach den vorgestellten Gesetzentwürfen jedoch zunächst nicht geben.

Forscher fordern frühe wissenschaftliche Begleitung der Cannabis-Freigabe

Auch Wissenschaftler mehrerer Disziplinen sollen in einer gemeinsamen Stellungnahme fordern, dass die geplante Cannabisfreigabe von Anfang an „wissenschaftlich interdisziplinär begleitet und evaluiert“ wird. Nach den bisherigen Plänen der Ampelkoalition soll eine solche Analyse erst nach der Gesetzesänderung erfolgen, das geht aus einem Bericht des Magazins „Spiegel“ hervor.

Das sei zu spät, kritisieren die Forscher: So müssten „regelmäßige Datenerhebungen“ bereits „im Vorfeld der rechtlichen Änderung beginnen“, um den jetzigen Zustand beschreiben zu können. Dafür seien „umfassend finanzielle Mittel aus allen relevanten Ressorts zur Verfügung zu stellen“, heißt es im Bericht weiter.

Die in neun „zentralen Forschungsfeldern“ erhobenen Daten müssten dann die Grundlage bilden für spätere Nachjustierungen, etwa um Überregulierungen abzubauen oder Fehlentwicklungen entgegenzuwirken. Es komme darauf an, nun „so schnell wie möglich aussagekräftige Daten zu erheben, die uns in den kommenden Jahren eine fundierte Einschätzung der gesellschaftlichen und politischen Chancen und Risiken der Legalisierung ermöglichen“, so der Koordinator der Gruppe, der Bremer Politologe Christian Peters.

Mitgewirkt haben unter anderem Professorinnen und Professoren für Suchtforschung, Strafrecht, Polizeiwissenschaften sowie Sozialpsychologie. (epd)

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