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„Putin kann das nicht ewig durchhalten“: Heusgen nennt Umstellung auf Kriegswirtschaft für Russland verheerend
Für den Chef der Münchner Sicherheitskonferenz ist die Taktik des Kremlchefs mittelfristig volkswirtschaftlich katastrophal. Das sei aber eine Friedenschance, so der frühere Merkel-Berater.
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Russlands Präsident Wladimir Putin hat die Industrie seines Landes im Zuge der im Februar 2022 begonnenen Ukraine-Invasion faktisch auf Kriegswirtschaft umgestellt. Anfang Juni schwor er die Russen darauf ein, diese noch weiter auszubauen.
Wie die russische Wirtschaft insgesamt müssten vor allem auch die Streitkräfte des Landes mit hohem Tempo technologisch erneuert werden, sagte Putin auf dem 27. St. Petersburger Internationalen Wirtschaftsforum (SPIEF).
Trotz der Sanktionen des Westens stehe Russlands Ökonomie gut da, spiele im Welthandel allen Behinderungen zum Trotz eine Schlüsselrolle und sei im Krieg auf der Siegesspur, sagte Putin weiter. Und jüngst tauschte der Kremlchef seinen Verteidigungsminister Sergej Schoigu gegen den Ökonomen Andrej Beloussow aus, der dafür sorgen soll, dass die Militärausgaben effektiv für die Kriegswirtschaft und die Kämpfe an der Front eingesetzt werden.
Putin glaubt nur, dass er einen längeren Atem hat als wir. Wir müssen beweisen, dass er falsch liegt.

Christoph Heusgen, Chef der Münchner Sicherheitskonferenz
Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, hat die Umstellung auf Kriegswirtschaft nun als mittelfristig „volkswirtschaftlich verheerend“ bezeichnet. Auf die Frage, ob er noch einen anderen Weg als militärische Stärke sehe, um zu einem Frieden zu kommen, sagte Heusgen dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND): „Putin wird auf Dauer große wirtschaftliche Schwierigkeiten bekommen.“ Heusgen sagte, er sehe darin eine Chance.
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Der frühere Sicherheitsberater von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich überzeugt: „Russland wird das nicht aushalten.“ Heusgen forderte mehr Druck auf Staaten wie China, Indien oder die Türkei, die weiterhin mit Russland Geschäfte machten. „So wird der Krieg verlängert“, kritisierte er.
„Es ist nicht so, dass Putin ewig durchhalten kann“, sagte Heusgen. „Jeden Tag sterben russische Soldaten.“ Das würden über kurz oder lang auch die Menschen in Moskau und Sankt Peterburg mitbekommen.
„Putin glaubt nur, dass er einen längeren Atem hat als wir. Wir müssen beweisen, dass er falsch liegt“, sagte Heusgen vor dem am Dienstag in Washington beginnenden Nato-Gipfel. „Und das haben wir als Bündnis doch geschafft im Kalten Krieg. Wieso glauben wir, dass wir das jetzt nicht schaffen können?“
Skeptisch äußerte sich Heusgen zur Ankündigung des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, der gerade seinen Wiedereinzug in Weiße Haus anstrebt, er werde den Krieg nach seinem Wahlsieg sofort beenden. „Trump ist jemand, der große Deals machen will. Er hat sich in seiner ersten Amtszeit beispielsweise daran versucht, das Nordkorea-Problem zu lösen, aber die Komplexität der Frage unterschätzt.“
Im Fall eines Sieges von Trump würde aber in jedem Fall der Druck auf Deutschland, auf Europa wachsen, die Ukraine noch stärker zu unterstützen, so Heusgen weiter.
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