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Freiwillige Helfer, darunter auch Sanitäter, helfen Rettungskräften bei der Beseitigung der Trümmer eines zerstörten Gebäudes des Ohmatdyt-Kinderkrankenhauses nach einem russischen Raketenangriff in der ukrainischen Hauptstadt Kiew am 8. Juli 2024 inmitten des russischen Einmarsches in der Ukraine.

© AFP/Roman Pilipey

Update

Nach russischem Großangriff auf Kiew: Totes Kind aus Trümmern geborgen – Sicherheitsrat tagt zu Attacke auf Kinderkrankenhaus

Kiew und andere Städte in der Ukraine sind von russischen Raketen getroffen worden. Alleine in der Hauptstadt gibt es Dutzende Tote. Selenskyj kündigt Vergeltung an.

Stand:

Nach dem verheerenden russischen Raketenangriff auf Kiew ist in der Nacht ein vermisster Junge tot geborgen worden. Das teilte der Katastrophenschutz der ukrainischen Hauptstadt mit.

Durch die Einschläge mehrerer Raketen und Marschflugkörper in der Dreimillionenstadt wurden nach letztem Stand 27 Menschen getötet, darunter 4 Kinder. 117 Menschen wurden demnach verletzt. Weitere Opfer gab es im Gebiet Dnipropetrowsk im Süden. Damit hat die Ukraine insgesamt mindestens 37 Tote und 170 Verletzte durch die jüngsten Angriffe zu beklagen.

In Kiew ist für heute ein Trauertag angesetzt. Dramatische Folgen hatte ein Treffer auf eins der wichtigsten Kinderkrankenhäuser der Ukraine in der Hauptstadt Kiew.

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Hunderte Retter und Freiwillige suchten in den Trümmern weiter nach Verschütteten. Gerettete krebskranke Kinder an Infusionsgeräten saßen auf dem Schoß ihrer Mütter auf der Straße. In der Klinik wurden zwei Erwachsene getötet, darunter eine Ärztin.

Nach dem Raketenangriff der russischen Armee auf die Kinderklinik in Kiew suchen Menschen nach Verschütteten.

© Imago/SOPA Images/Aleksandr Gusev

Ukraine geht von gezieltem Angriff aus

Der Treffer auf das Kinderkrankenhaus löste europaweit Bestürzung aus. Es ist das größte staatliche Krankenhaus der Ukraine, in dem Kinder mit schweren Krankheiten und Komplikationen behandelt werden. 

Der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU hat nach eigenen Angaben neue Beweise dafür, dass das Krankenhaus von einer russischen Rakete vom Typ Kh-101 Kalibr direkt getroffen wurde. „Die Schlussfolgerungen der Experten sind eindeutig – es war ein direkter Angriff“, erklärt der SBU auf dem Kurzmitteilungsdienst Telegram.

Er zeigt Bilder von einem Fragment eines Raketentriebwerks, das an der Stelle des Einschlages gefunden worden sein soll. Die Analyse der Flugbahn und der Art des verursachten Schadens beweise, dass es sich um einen direkten Treffer gehandelt habe..

Der ukrainischen Luftwaffe zufolge feuerte das russische Militär Marschflugkörper und mehrere Hyperschallraketen des Typs Kinschal (Dolch) auf Ziele in der Dreimillionenstadt ab. Die Luftabwehrsysteme Kiews hätten allerdings funktioniert.

Ukrainische Feuerwehrleute löschen ein Feuer am Ort eines Raketenangriffs in Kiew am 8. Juli 2024.

© AFP/ANATOLII STEPANOV

UN-Sicherheitsrat tagt nach Angriff

In einem großen Wohnhaus in der Nähe der Klinik wurden sieben Menschen getötet, darunter drei Kinder. Zwei Menschen starben in einer nicht näher bezeichneten Industrieanlage. Inoffizielle Berichte gehen von Angriffen auf ein Rüstungsunternehmen aus. In einem weiteren teilweise zerstörten Krankenhaus kamen neun Menschen ums Leben, in einem Geschäftszentrum sieben Menschen.

Über den verheerenden Angriff will am Nachmittag der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York beraten. Weil Russland als ständiges Mitglied in dem höchsten UN-Gremium aber ein Vetorecht hat, wird nicht mit einer Verurteilung Moskaus gerechnet.

Rettungskräfte suchen Überlebende nach dem Angriff.

© AFP/Roman Pilipey

Selenskyj kündigt Vergeltung an

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte Vergeltung für den massiven russischen Raketenangriff angekündigt.

Im sozialen Netzwerk X veröffentlichte der Präsident ein kurzes Video, das zerstörte Krankenzimmer und Blutspuren auf dem Fußboden zeigte. Selenskyj sprach davon, dass Menschen verschüttet seien. „Alle helfen, die Trümmer zu beseitigen - Ärzte und andere Leute“, schrieb er.

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Der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko und der Leiter des Präsidentenbüros, Andrij Jermak, hatten zuvor von dem Einschlag im Kinderkrankenhaus Okhmatdyt berichtet. Bei dem Angriff wurden demnach mindestens zwei Krankenpfleger getötet und sieben weitere Menschen verletzt, darunter auch Kinder. Laut Klitschko ist der Angriff einer der schwersten seit mehr als zwei Jahren.

„Ein Angriff auf die Ukraine zu einem Zeitpunkt, an dem die meisten Menschen auf den Straßen sind“, schreibt Jermak während des Angriffs auf Telegram. „Verrückte russische Terroristen.“ 

Inlandsgeheimdienst der Ukraine sichert Beweise

Nach Erkenntnissen des Inlandsgeheimdienstes SBU ist der Angriff durch einen russischen Marschflugkörper erfolgt. Vor Ort seien „relevante Beweise, insbesondere Fragmente vom hinteren Teils einer Ch-101-Rakete“ inklusive einer Seriennummer gefunden worden, hieß es in einer Erklärung des SBU.

Es ist unverzeihlich, dass in diesem Krieg Kinder getötet und verletzt werden.

Denise Brown, UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe in der Ukraine

Die UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe in der Ukraine, Denise Brown, verurteilte die tödlichen Angriffe. „Es ist unverzeihlich, dass in diesem Krieg Kinder getötet und verletzt werden“, hieß es in einer Erklärung.

Ähnlich äußerte sich der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell: „Russland nimmt weiterhin rücksichtslos ukrainische Zivilisten ins Visier“, erklärte er im Onlinedienst X. Die Ukraine brauche jetzt eine Luftverteidigung. „Alle Verantwortlichen für russische Kriegsverbrechen werden zur Rechenschaft gezogen“, betonte Borrell.

Rettungskräfte arbeiten im Okhmatdyt-Kinderkrankenhaus.

© REUTERS/Gleb Garanich

Bundesregierung verurteilt Raketenangriffe

In Berlin zeigte sich die Bundesregierung ebenfalls entsetzt. Man fordere den russischen Präsidenten Wladimir Putin auf, „diesen Angriffskrieg auf so viele unschuldige Menschen unverzüglich zu beenden“, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin.

Insbesondere die Lage der Zivilisten und der Kinder in der Ukraine sei „in großen Teilen dramatisch.“ Sie seien seit mehr als zwei Jahren „einem brutalen Angriffskrieg ausgesetzt, der unterscheidungslos Opfer fordert, und zwar durch russische Bomben und Angriffe, die durch nichts zu rechtfertigen sind“.

Putin übermittelt seine Grüße an den Nato-Gipfel mit der Bombardierung eines Kinderkrankenhauses.

Gabrielius Landsbergis, Außenminister Litauen

Litauen, das zu den größten und entschlossensten Fürsprechern der Ukraine zählt, verurteilte den Raketenangriff scharf. „Putin übermittelt seine Grüße an den Nato-Gipfel mit der Bombardierung eines Kinderkrankenhauses, als wenn es noch irgendeine Klarstellung bräuchte, warum die Ukraine jetzt jedwede erdenkliche Unterstützung und echte Garantien für ihre künftige Sicherheit erhalten muss“, schrieb Außenminister Gabrielius Landsbergis am Montag auf der Plattform X.

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Parlamentspräsidentin Viktorija Cmilyte-Nielsen sprach von einem „weiteren schockierenden Zeugnis von Kriegsverbrechen gegen die Ukraine“.

Russland feuere Raketen auf Kinderkrankenhäuser und schaffe eine russische Welt - „Russki Mir“ -, in der es normal sei, dass Mütter unter den Trümmern nach ihren Kindern suchten, schrieb sie auf Facebook. „Es gibt keine Entschuldigung dafür, der Ukraine nicht die nötige Hilfe zu gewähren.“

Italien verurteilt „Kriegsverbrechen“ in der Ukraine

Italien wertet den russischen Angriff auf Kiew, bei dem auch ein Kinderkrankenhaus getroffen wurde, als Kriegsverbrechen. Dies müsse von der gesamten Welt verurteilt werden, erklärt der italienische Außenminister Antonio Tajani auf der Online-Plattform X.

„Ich bin erschüttert von den Bildern des Bombardements von Kiew, bei dem auch ein Kinderkrankenhaus getroffen wurde“, heißt es dort. Solche Kriegsverbrechen müssten „von der gesamten internationalen Gemeinschaft verurteilt werden“.

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Das französische Außenministerium erklärte, der „direkte und absichtliche“ Angriff auf ein Kinderkrankenhaus könne „der Liste der Kriegsverbrechen“ zugefügt werden, für die sich Russland werde verantworten müssen. Auch der neue britische Außenminister David Lammy forderte, die Verantwortlichen für den „illegalen“ Krieg des russischen Präsidenten Wladimir Putin müssten zur Rechenschaft gezogen werden.

Selenskyj wies die russischen Behauptungen zu einem Flugabwehrfehler bei dem getroffenen Kinderkrankenhaus zurück. „Was für ein Zynismus, den die Mistkerle im Kreml an den Tag legten, dass es angeblich die ukrainische Flugabwehr und kein gezielter Raketenschlag war“, sagte der ukrainische Staatschef auf einer Pressekonferenz mit dem polnischen Regierungschef Donald Tusk in Warschau.

Elf Tote in Krywyj Rih – drei in Pokrows im Osten der Ukraine

Die russischen Streitkräfte haben Selenskyj zufolge mehr als 40 Raketen auf etliche Städte im Land abgefeuert. Auch aus der südostukrainischen Großstadt Krywyj Rih wurden Tote gemeldet.

„Mehrere Treffer. Unter anderem auf das Verwaltungsgebäude eines Industrieunternehmens. Die Beseitigung der Folgen ist noch nicht abgeschlossen. Vorläufig elf Tote, 59 Verletzte sind bereits im Krankenhaus, davon zehn schwer“, teilte der Leiter des Verteidigungsrates von Krywyj Rih, Oleksandr Wilkul, mit.

Mindestens drei Menschen sollen bei einem russischen Raketenangriff auf die Stadt Pokrows im Osten der Ukraine getötet worden. Eine Rakete habe ein nicht näher bezeichnetes Gebäude getroffen, teilt der Regionalgouverneur auf Telegram mit.

Am Morgen hatte die russische Luftwaffe Berichten zufolge bereits Marschflugkörper auf Ziele bei der westukrainischen Großstadt Schytomyr abgefeuert. Die ukrainische Flugabwehr hat dabei eigenen Angaben nach drei der vier Raketen abschießen können. Zwei weitere ballistische Raketen seien nicht abgefangen worden. Zum möglichen Ziel machte die Flugabwehr keine Angaben. (mit Reuters/dpa/AFP)

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