
© dpa/Soeren Stache
„Rennen sehenden Auges in eine Katastrophe“: Pflegekräfte protestieren auf dem roten Teppich der Berlinale
Erneut wird die Berlinale zur Bühne für politischen Protest. Anlass ist die Premiere des Films „Heldin“, der auf den Pflegenotstand aufmerksam gemacht.
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Zahlreiche Pflegekräfte haben am sechsten Tag der Berlinale bei der Film-Premiere von „Heldin“ auf das Thema Pflegenotstand aufmerksam gemacht.
Bei der Protestaktion auf dem roten Teppich der Berlinale sprach die Aktivistin Franziska Böhler - Buchautorin und selbst Pflegekraft - davon, dass „wir sehenden Auges in eine Katastrophe rennen“.
Sie kritisierte, dass der Pflegenotstand im aktuellen Bundestagswahlkampf nicht thematisiert werde und keine Priorität habe - „und das ist ein Armutszeugnis“.
Im Film „Heldin“ (Sektion „Berlinale Special Gala“) geht es um die Pflegefachfrau in der Chirurgie eines Schweizer Krankenhauses, die im Stress des Arbeitsalltages einen verhängnisvollen Fehler macht.
Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit arbeiten in Deutschland derzeit knapp zwei Millionen Menschen in Pflegeberufen. Im Jahr 2024 blieben im Schnitt 32.000 Stellen für Pflegekräfte unbesetzt, teilte eine Sprecherin mit.
„Emotional ausgelaugt am Ende des Drehs“
Hauptdarstellerin Leonie Benesch spielt in „Heldin“ die Pflegekraft Floria. Mit dem Hashtag #wirsindfloria betonten die Pflegekräfte, wie sehr sie sich mit der Film-Figur Floria identifizieren.
„Ich glaube, das Thema geht uns alle an, weil wir sind alle potenzielle Patientinnen“, sagte die Regisseurin Petra Volpe. Die Situation der Pflegekräfte sei ein globales Problem, betonte Volpe weiter. „Wir hoffen natürlich schon, dass wir mit diesem Film auch noch mal ein bisschen was aufmischen.“
Benesch fokussierte sich in der Vorbereitung auf ihre Rolle als Floria vor allem auf das Erlernen bestimmter Handgriffe. Dafür hatte die 33-Jährige eine medizinische Beraterin am Set an ihrer Seite.
„Ich war dann ein bisschen überrascht davon, wie sehr ich auch emotional ausgelaugt war am Ende des Drehs“, erzählte Benesch auf einer Pressekonferenz. Das habe sie unterschätzt, betonte sie.
Berlinale als Bühne für Protest
Auch Prominente nutzten bereits den roten Teppich der diesjährigen Berlinale für politischen Protest. So teilte etwa die Klimaaktivistin Luisa Neubauer bei der Eröffnungsgala mit einem provokanten Kleid gegen Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz aus.
Auf ihrem Kleid war vorn zu lesen: „Donald & Elon & Alice & Friedrich?“ Auf der Rückseite stand: „Democracy Dies In Daylight!“ („Die Demokratie stirbt bei Tageslicht!“).
Die Schauspielerinnen Meret Becker und Anna Thalbach hielten einen Schal mit der Aufschrift „Humanity for all“ für zivile Seenotrettung hoch. (dpa)
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