
© dpa/Roland Weihrauch
Kampf gegen das Coronavirus: Schluss mit der Bürokratie – impft doch endlich!
Bis zu 20 Millionen Menschen werden jeden Herbst gegen Influenza geimpft – in rund zwei Monaten. Das muss doch auch bei Corona möglich sein. Ein Kommentar.

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Herrje, so geht politische Führung, ach was, Führung überhaupt. Ich sage, was ich tue, und tue, was ich sage: Joe Biden. In den USA wird geimpft auf Teufel komm raus, und so wird der Teufel, wird Corona, vertrieben. Bald hat Biden sie alle durch, die Amerikaner. Und warum? Weil er als Hauptverantwortlicher, Topregierender, Chef Prioritäten setzt.
Heißt: Anderes ist eben mal für eine Zeit nicht ganz so wichtig. Ein Menschheitsthema ist die Geißel Covid-19, ein Kampf ist es, und Biden nimmt den Kampf an.
Und wir hier? Wir drucken Formulare, schicken die per Post, sichern uns dreimal ab, brauchen vier Wochen, bis eine:r erfährt, wann er/sie womöglich geimpft werden kann. Oder auch nicht, weil der Impfstoff nicht da ist. Noch nicht ausreicht, um genau zu sein. Aber wenn er da wäre, da ist, der Impfstoff, dann müsste es so gehen: Alle werden eingespannt. Soldaten, Apotheker, Zahnärzte, Sanitäter, Arzthelfer, Tierärzte und Studierende der Medizin.
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Alle, die willig sind. Um über den Bund verwaltete Zentren für Massenimpfungen zu betreiben oder mobile Impfkommandos in besonders betroffenen Gemeinden. Geimpft wird überall, von den vielen, die zur Impfung von Mitbürgern berechtigt sind.
Ob das geht? Wo das so ist? Ach ja, nicht hier, sondern in den USA. Hier haben wir ja schon Probleme, die zehntausende Hausärzte an den Start zu bekommen. Klar, diesmal hat Jens Spahn recht: Wo nicht ausreichend Impfstoff vorhanden ist, dürfen auch keine Hoffnungen geweckt werden.
Ist jetzt mal egal, warum der Impfstoff bisher nicht ausreichend da ist; das wissen wir schon alles, auch wer verantwortlich ist. Aber jetzt mal im übertragenen Sinne: Das war gestern. Morgen muss der Stoff kommen, damit es endlich, endlich wirklich vorangeht.
Wir müssen aber wieder warten. Das haben die Amerikaner, sorry to say, auch wieder richtig gemacht, sogar der vermaledeite Donald Trump. Der hat ganz früh, vor allen anderen, gekauft, gekauft, gekauft, überall. Der wollte, um Impfchampion zu werden, ja sogar eine deutsche Firma kaufen. Das will zwar keiner mehr wissen, aber davon profitiert heute Joe Biden. Allerdings hat er das Thema erst richtig eingeordnet, Stichwort Priorität.
Bis zu 20 Millionen Menschen werden jeden Herbst gegen Influenza geimpft
Noch mal zu den Hausärzten: Organisatorisch ist das Impfen in den Praxen kein Hexenwerk. Es werden halt feste Zeiten eingerichtet: 12 bis 14 Uhr zum Beispiel, oder 18 bis 19 Uhr, damit der Betrieb ansonsten weiterläuft. Dann können alle nach dem Pieks auch noch 15 Minuten bleiben, um zu sehen, ob es eine Impfreaktion gibt. Dann gibt’s auch mehr als 20 Impfungen die Woche.
Warum das gehen kann? Weil es im Wesentlichen Standard seit Jahrzehnten ist. Nur bekommt das keiner mehr mit: Bis zu 20 Millionen Menschen werden jeden Herbst gegen Influenza geimpft – in der Regel in zwei Monaten, im Oktober und November. So viele in so kurzer Zeit. Wer’s nicht glaubt: Nachfrage bei der Bundesärztekammer. Deren Chef Klaus Reinhardt ist Hausarzt und praktiziert auch.
Die Vorbereitungen können schon mal alle getroffen werden. Jens Spahn verspricht, dass es für die Hausärzte – sagen wir: das Rückgrat der Gesundheitsversorgung – keine Überbürokratisierung geben soll. Das Versprechen kann er halten. Die Ärzte werden wissen, wie was wo gemeldet wird. Und wenn sie dann noch selbst entscheiden können, wen sie wann in welcher Reihenfolge impfen – dann, zum Teufel, geht es Corona an den Kragen. Sagen wir so: Just do it.
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