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Schon vor Verzicht von Pistorius: Scholz legt im direkten Kanzlerduell gegenüber Merz zu
Der SPD-Politiker kommt einer Umfrage zufolge wieder besser an. Im Vergleich mit dem CDU-Chef schneidet der Verteidigungsminister aber klar besser ab. Die Union bleibt in der Sonntagsfrage weit vorn.
Stand:
Längere Zeit kannten die persönlichen Umfragewerte für Bundeskanzler Olaf Scholz nur eine Richtung: Es ging bergab. Jetzt kann sich der SPD-Politiker über bessere Zahlen freuen: Scholz, der für die Sozialdemokraten nun wieder als Spitzenkandidat antreten soll, hat im Politbarometer von ZDF und Tagesspiegel im direkten Vergleich mit Unionsherausforderer Friedrich Merz an Zustimmung gewonnen – und zwar schon vor dem Verzicht von Verteidigungsminister Boris Pistorius auf die SPD-Kandidatur.
Für Scholz als Kanzler sprachen sich der am Freitag veröffentlichten Umfrage zufolge 39 Prozent der Wahlberechtigten aus – das waren zwei Prozentpunkte mehr als bei der vorherigen Erhebung im Oktober. Der CDU-Chef verlor dagegen vier Punkte auf 44 Prozent. 17 Prozent (plus zwei) legten sich nicht fest.
Ginge es darum, sich zwischen Pistorius und Merz als nächsten Kanzler zu entscheiden, läge aber Pistorius mit 59 Prozent deutlich vor Merz mit 28 Prozent. 13 Prozent äußerten keine Meinung. Der Verteidigungsminister ist zudem weiterhin der beliebteste Politiker des Landes.
Nach tagelangen Spekulationen um seine Kanzlerkandidatur für die SPD hatte Verteidigungsminister Pistorius am Donnerstagabend seinen Verzicht für die Kandidatur für die am 23. Februar 2025 geplanten vorgezogenen Neuwahlen erklärt. Er stellte sich dabei klar hinter Scholz. Die Erhebung für das „Politbarometer“ erfolgte davor – von Dienstag bis Donnerstag dieser Woche.
Ginge es darum, sich zwischen Pistorius und Merz als nächsten Kanzler zu entscheiden, läge Pistorius mit 59 Prozent deutlich vor Merz mit 28 Prozent. 13 Prozent äußerten keine Meinung.
Die überwiegende Mehrheit der Befragten (78 Prozent) vertrat auch die Auffassung, dass die SPD mit einem Kanzlerkandidaten Pistorius ein besseres Ergebnis bei der Bundestagswahl erzielen würde. Nur elf Prozent meinten, das könnte sie eher mit Scholz erreichen. Bei den SPD-Anhängern wurde das ebenfalls mit deutlicher Mehrheit (72 Prozent zu 17 Prozent) so gesehen.
Auch nach dem Bruch der Ampel-Koalition bleibt zudem die Unzufriedenheit mit der Arbeit von Scholz groß: Nur 37 Prozent aller Befragten meinen, dass er seine Arbeit eher gut macht, 57 Prozent sehen das nicht so.
In der Sonntagsfrage veränderte sich die Lage wenig, der Abstand zwischen Union und SPD ist weiter sehr groß. CDU/CSU kämen klar auf Platz eins, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre. Nicht über die Fünf-Prozent-Hürde schaffen würden es die Linke mit vier Prozent und die FDP mit drei Prozent. Hier waren die Werte unverändert. Die anderen Parteien erhielten zusammen zehn Prozent (plus zwei Punkte). Darunter ist keine Partei, die mindestens drei Prozent erzielen würde.
Das würde von den politisch wahrscheinlichen Koalitionen für eine Regierung aus Union und SPD sowie für eine Regierung aus Union und Grüne reichen.
Pistorius weiter der klar beliebteste Politiker
Vor die Frage gestellt, ob man nach der nächsten Bundestagswahl lieber eine von der Union geführte Bundesregierung mit der SPD oder mit den Grünen hätte, ergeben sich klare Präferenzen: 60 Prozent fänden eine Koalition der CDU/CSU mit der SPD besser als eine mit den Grünen, die 28 Prozent bevorzugen würden. Bei den Unionsanhängern fällt das Urteil noch eindeutiger aus: Hier bevorzugen 74 Prozent eine Koalition mit der SPD (mit Grünen: 23 Prozent).
Auch bei der Beurteilung von Politikerinnen und Politikern nach Sympathie und Leistung („Was halten Sie von?“) liegt Pistorius mit einem deutlich verbesserten Wert weiter auf Platz eins. Er wird auf der Skala von +5 bis -5 mit einem Durchschnittswert von 2,2 (hier und im Folgenden Vergleichswert aus Oktober: 1,5) eingestuft.
Auf Platz zwei liegt mit 0,9 (1,0) NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU). Dann folgen der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder mit 0,1 (0,0), der Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck, deutlich verbessert, mit minus 0,1 (minus 0,7) sowie Merz ebenfalls mit minus 0,1 (minus 0,2).
Persönlicher Negativ-Rekord für FDP-Chef Lindner
Dahinter liegen Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) mit minus 0,3 (minus 0,7), Scholz mit minus 0,5 (minus 0,8), FDP-Chef Christian Lindner mit seinem persönlichen Negativ-Rekord von minus 1,6 (minus 1,1) und BSW-Co-Chefin Sahra Wagenknecht mit minus 1,7 (minus 1,2). Weiter tief im Negativbereich bleibt die AfD-Co-Vorsitzende Alice Weidel mit minus 2,8 (minus 2,4).
Für das Politbarometer befragte die Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen vom 19. bis 21. November 1399 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte. Die mögliche Fehlerquote liegt bei zwei bis drei Prozent.
Wahlumfragen sind generell immer mit Unsicherheiten behaftet. Unter anderem erschweren nachlassende Parteibindungen und immer kurzfristigere Wahlentscheidungen den Meinungsforschungsinstituten die Gewichtung der erhobenen Daten.
Grundsätzlich spiegeln Umfragen nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und sind keine Prognosen auf den Wahlausgang.
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