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Greta Thunberg, die junge schwedische Aktivistin, mobilisiert weltweit junge Menschen für den Klimaschutz.

© Monika Skolimowska/dpa

Klimaschutz: Schulschwänzen gegen Klimawandel

Die 15-jährige Schwedin Greta Thunberg bezeichnet sich selbst als "Klimaradikale". Via Twitter motiviert sie Schüler zur Demonstration.

„Mein Name ist Greta Thunberg. Ich bin 15 Jahre alt und ich komme aus Schweden.“ So stellt sich die Schulschwänzerin auch heute noch vor. Als ob sie nicht längst weltweit eine gewisse Bekanntheit erlangt hätte, als das Gesicht einer Generation, der die Erwachsenen die Zukunft stehlen, weil sie nichts gegen den Klimawandel tun. Das jedenfalls ist die Ansicht von Thunberg. Sie redet den Delegierten bei der UN-Klimakonferenz in Kattowitz ins Gewissen: „Vielleicht fragen mich meine Kinder einmal nach euch. Vielleicht werden sie wissen wollen, warum ihr nichts unternommen habt, als noch Zeit dafür war“, sagt sie vor dem Plenum.

Es ist diese klare Sprache, die Greta Thunberg bis in die Konferenz der Vereinten Nationen getragen hat. Dorthin ist sie natürlich nicht geflogen, sondern mit ihrem Vater im Auto gekommen. Alles begann vor ein paar Monaten, als in Schweden Wahlen anstanden. Thunberg setzte sich, anstatt in die Schule zu gehen, jeden Tag vors Parlament in Stockholm und forderte mehr Klimaschutz. Inzwischen kommt sie immer noch jeden Freitag.

Natürlich bricht sie damit die Regeln, denn es herrscht Schulpflicht in Schweden. Doch die Logik, mit der Thunberg ihren Protest begründet, ist geschliffen: „Weil ihr Erwachsenen euch nicht für meine Zukunft interessiert, werde ich eure Regeln nicht beachten“, steht auf ihren Flugblättern.

"Eine existenzielle Bedrohung"

Thunberg bezeichnet sich als „Klimaradikale“, wie sie auf ihrem Twitterprofil schreibt. Dort steht auch, dass sie das Asperger-Syndrom hat. Diese Form des Autismus geht mit der geringen Fähigkeit einher, den Gesichtsausdruck anderer Menschen zu erkennen oder selbst nonverbale Signale auszusenden.

Tatsächlich ist Greta Thunbergs Mimik unbewegt und sie lächelt kaum. Das mag aber auch an dem ernsten Thema liegen, das sie sich zu eigen gemacht hat. „Wir stehen vor einer existenziellen Bedrohung. Wir sind mitten im sechsten Massenaussterben mit bis zu 200 Arten, die jeden Tag ausgelöscht werden“, sagt sie bei der Klimakonferenz im kleineren Kreis bei einem Treffen mit UN-Generalsekretär António Guterres.

Solche Sätze spricht Greta Thunberg mit der sanften Stimme eines jungen Mädchens, aber die langen Pausen dazwischen zeigen: Sie weiß, was sie sagt und sie will verstanden werden. Am Ende ihrer Ansprache verhält sie sich dann aber doch altersgemäß und schaut schüchtern zu Boden, während Guterres sie freundlich anschaut.

Aufruf zum Schulstreik

Ihre neue Popularität hat Thunberg bereits reflektiert. „Das ist mir egal. Ich kümmere mich um Klimagerechtigkeit und den Planeten“, sagt sie. Sie pocht darauf, dass das Thema Gerechtigkeit im Abkommen von Paris verankert ist. Bisher ging es dabei mehr um die Gerechtigkeit zwischen Industrie- und Entwicklungsländern. Auch der gerechte Ausgleich für die Menschen, die heute noch ihr Auskommen in der fossilen Industrie haben, findet immer mehr Unterstützung. Doch Greta Thunberg hat nun auch das Thema Generationengerechtigkeit auf die Tagesordnung gehoben.

Die große Resonanz, die sie erlebt, hat natürlich auch damit zu tun, dass die Zeit reif dafür ist. Die Folgen des Klimawandels zeigen sich bereits heute so deutlich, dass Schüler weltweit Thunbergs Aufruf zum Schulstreik am Freitag gefolgt sind. Es wäre zu viel gesagt, dass es schon eine Massenbewegung wäre. Der Druck ist längst nicht so hoch wie der, den die Gelbwesten in Frankreich aufgebaut haben. „Aber die Mobilisierung der jungen Leute nimmt Fahrt auf", sagte Laurence Tubiana, Chefin der European Climate Foundation, gestern bei der Klimakonferenz.

Vertreter von Umweltorganisationen sind dankbar dafür, dass es jemanden wie Greta Thunberg gibt. „Sie erteilt uns eine Lektion“, sagt Yamide Dagnet vom World Resources Institute. „Sie inspiriert uns und ich hoffe, dass die Politiker auf sie hören. Wobei: Eigentlich sollten sie kein junges Mädchen brauchen, das sie an ihre Verantwortung erinnert.“

Wenn Greta Thunberg nach Schweden zurückkehrt, will sie ihren Streik auf jeden Fall fortsetzen.

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