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Die Reise geht weiter: Nach zwölf Jahren im Bundestag zieht Annalena Baerbock bald nach New York.

© REUTERS/Nadja Wohlleben

Exklusiv

Letzte Rede im Bundestag: Zum Abschied wird Baerbock parteiübergreifend gewürdigt

Am Freitag spricht Annalena Baerbock zum letzten Mal im Bundestag. Selbst Kritiker der Ex-Außenministerin finden warme Worte zum Abschied – und auch Robert Habeck.

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Den ganz großen Abschied hat sich Annalena Baerbock verbeten. Auf dem Sommerfest der Grünen-Fraktion am Dienstagabend in Berlin-Treptow mit 800 Gästen wollte die frühere Außenministerin explizit keine Würdigung der beiden Fraktionsvorsitzenden. Katharina Dröge dankte Baerbock dennoch von der Bühne. Nur ein kurzer Dank, doch ihre Worte gingen im lautem Applaus unter.

Für die breite Öffentlichkeit scheidet die 44-Jährige an diesem Freitag fast unbemerkt aus dem Bundestag aus. Nach zwölf Jahren als Parlamentarierin, davon fünf Jahre als Grünen-Vorsitzende und dreieinhalb als oberste Diplomatin des Landes, zieht Baerbock weiter nach New York. Ab September wird sie dort die Generalversammlung der Vereinten Nationen leiten.

Ein letztes Mal wird Baerbock am Freitag als Rednerin für ihre Fraktion sprechen. In einer Debatte zur Finan­zierung von Nichtregierungs­organisationen – der Antrag stammt von der AfD – wird sie die einzige Rednerin der Grünen sein. Rund zehn Minuten Redezeit wird sie bekommen, vermutlich wird sie nicht nur zum Thema sprechen.

Mit Habeck veränderte sie die Grünen

Für die Grünen endet damit ein Teil der Ära, die Baerbock gemeinsam mit Robert Habeck prägte. Gemeinsam rückten sie die Partei in die Mitte, sorgten für einen Mitgliederboom und führten die Grünen in die Regierung. Doch mit Baerbock ist auch der Absturz der Partei verbunden. Die Grünen verloren zuletzt zahlreiche Wahlen und ihr Image als Lieblingspartei des Landes. Auch Baerbock polarisierte als Außenministerin zunehmend.

Zu ihrem Abschied erfährt Baerbock dennoch parteiübergreifende Wertschätzung. „Baerbock hat wesentliche Akzente gesetzt und ein Umdenken in der bisher sozialdemokratisch geprägten Außen- und Sicherheitspolitik bewirkt, das Soft und Hard Power kombiniert zu Smart Power vereint“, sagte der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter.

Sie hab geostrategisches Denken eingebracht, das nicht nur Interessen beachte, sondern auch die zentralen Werte, so Kiesewetter weiter. Er ist davon überzeugt, dass Baerbock ein außenpolitisches Erbe hinterlasse: „Auf jeden Fall wird außenpolitisch ihre Aussage bleiben, dass Diplomatie nur wirksam wird, wenn sie mit Härte verbunden ist“, sagte Kiesewetter dem Tagesspiegel.

Genau für diese Härte – ihr Einsatz für Waffen an die Ukraine oder die Aussage, der chinesische Präsident sei ein Diktator – war Baerbock vor allem mit der SPD und dem früheren Kanzler Olaf Scholz immer wieder aneinandergeraten.

Wir waren nicht in jedem Punkt einer Meinung, aber...

Auch SPD-Politiker Ralf Stegner würdigt Baerbocks Verdienste.

Einer ihrer härtesten Kritiker, der SPD-Parteilinke Ralf Stegner, würdigt Baerbock zum Abschied dennoch: „Wir waren nicht in jedem Punkt einer Meinung, aber Annalena Baerbock hat in einer Zeit schwierigster internationaler Krisen und Kriege mit großem Engagement und Leidenschaft das Auswärtige Amt geführt“, sagte Stegner dem Tagesspiegel. Er wünsche ihr „von Herzen“ alles Gute für die Aufgabe bei den Vereinten Nationen.

Und auch Robert Habeck, mit dem sie parteiintern lange konkurrierte und den sie 2021 bei der Kanzlerkandidatur ausstach, findet zum Abschied freundliche Worte: „Wenn ich nur ein Wort wählen müsste, dass Annalena beschreibt, dann wäre es Furchtlosigkeit. Und in einer Welt voll Angst brauchen wir die.“

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