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Friedrich Merz spricht auf dem Landesparteitag der Südwest-CDU in Stuttgart.

© Imago/Bihlmayerfotografie/imago

Update

„Sie wissen alle, wie wir es meinen“: Merz verteidigt neue Asylpolitik trotz Kritik aus Nachbarländern

Der Kanzler sagt bei der Baden-Württemberg-CDU, er habe mit den Partnern über Migration gesprochen. Zudem mahnt er Reformen bei Pflege und Rente an und gibt Unternehmen ein Versprechen.

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Die neue Migrationspolitik der Bundesregierung steht aus Sicht von Kanzler Friedrich Merz (CDU) nicht im Widerspruch zu den europäischen Partnern. „Bitte lassen Sie sich nicht von irgendjemandem sagen, das sei jetzt sozusagen gegen unsere europäischen Nachbarn“, sagte Merz auf dem Landesparteitag der Südwest-CDU in Stuttgart.

„Ich habe mit allen gesprochen, und sie wissen alle, wie wir es meinen: Wir wollen dieses Problem gemeinsam lösen, aber wir können es nicht akzeptieren, dass ein großer Teil des ungelösten Problems in der Bundesrepublik Deutschland ankommt.“

Merz verteidigt Zurückweisungen an Grenzen

Deshalb ändere man das nun – und die Zahlen gingen nach einer Woche bereits runter, sagte Merz. Die Regierung werde dafür sorgen, dass das Thema so gelöst werde, dass Städte und Gemeinden wieder Luft zum Atmen hätten und dass Deutschland wieder ein offenes, tolerantes, ausländerfreundliches Land sein könne.

Im Koalitionsvertrag steht der Satz: „Wir werden in Abstimmung mit unseren europäischen Nachbarn Zurückweisungen an den gemeinsamen Grenzen auch bei Asylgesuchen vornehmen.“

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) hatte nach seinem Amtsantritt angekündigt, an den deutschen Grenzen schärfer kontrollieren zu lassen. Auch Asylsuchende sollen demnach an der Grenze zurückgewiesen werden können.

Polens Regierungschef Donald Tusk hatte den Kurswechsel beim Antrittsbesuch von Merz in Polen scharf kritisiert und festgestellt: „Deutschland wird in sein Gebiet lassen, wen es will. Polen wird nur in sein Gebiet lassen, wen es akzeptiert.“ Auch aus der Schweiz kam Kritik.

Bei seinem Arbeitsbesuch in Österreich erhielt Dobrindt Rückendeckung für seine verschärfte Grenzpolitik. Österreich begrüße die robusteren Kontrollen, sagte sein Wiener Amtskollege Gerhard Karner von der konservativen ÖVP am Abend. „Es gibt den Spruch ,Strenge Rechnung, gute Freunde’. Ich sage: Strenge Kontrollen, gute Freunde und gute Nachbarn“, so der Innenminister nach dem Treffen mit Dobrindt.

Merz fordert Reformen bei Rente, Pflege und Krankenkassen

Merz sagte in Stuttgart zudem, die neue Bundesregierung müsse mehr voranbringen als im Koalitionsvertrag vereinbart. „Wir haben in den Koalitionsvertrag viele richtige Dinge aufgeschrieben.“ Aber man habe auch Fragen offen gelassen – etwa die, wie man mit dem demografischen Wandel und der Zukunft der sozialen Sicherungssysteme umgehen wolle. Aus Zeitgründen habe man diese Frage nicht beantworten können, die CDU selbst habe sie auch noch nicht abschließend beantwortet, räumte Merz ein.

Wenn wir es hinbekommen, wollen wir noch vor den Sommerferien steuerpolitische Entscheidungen treffen.

Friedrich Merz, Bundeskanzler (CDU)

„So wie es heute ist, kann es allenfalls noch für ein paar wenige Jahre bleiben“, sagte Merz. Diese wenigen Jahre müsse man nutzen, um grundlegende Reformen der Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung auf den Weg zu bringen. Merz sagte, er sei optimistisch. Solche Reformen könne die Union ohne oder gar gegen die Sozialdemokraten sowie ohne oder gar gegen Gewerkschaften nicht wirklich durchsetzen. Vielleicht stecke in einer solchen Koalition, die keine Liebesheirat sei, auch eine große Chance.

Weiter sagte Merz, er wolle bereits in den kommenden Wochen die geplanten Steuererleichterungen für Unternehmen auf den Weg bringen. „Wenn wir es hinbekommen, wollen wir noch vor den Sommerferien steuerpolitische Entscheidungen treffen“, sagte Merz. Sein Ziel sei, hier „so schnell wie möglich“ voranzukommen – die Details müssten aber noch in der Koalition besprochen werden.

Die im Koalitionsvertrag festgehaltenen Vorhaben beinhalten eine massive Ausweitung von Abschreibungsmöglichkeiten für Unternehmen; zudem soll ab 2028 die Körperschaftssteuer schrittweise sinken.

„Die deutsche Wirtschaft hält eine Menge aus, aber was sie nicht aushält, ist permanente Unsicherheit über die politischen Rahmenbedingungen, unter denen sie arbeitet“, sagte Merz. „Wir wollen der deutschen Wirtschaft jetzt Planungssicherheit geben, Perspektiven geben und Sicherheit geben.“ (dpa)

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