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SPD-Chef Sigmar Gabriel und Mitglieder der SPD-Führung am Montag nach der Landtagswahl mit Parteifreundin Malu Dreyer, die in Rheinland-Pfalz ihre Mehrheit verteidigte. Gabriel lobte, "Klarheit" und "Haltung" hätten ihr Erfolg gebracht.

© dpa

Vorschlag aus der SPD-Spitze: Sigmar Gabriel soll Kanzlerkandidat werden

Während Sigmar Gabriel im Urlaub ist, loben ihn seine Stellvertreter. Der SPD-Chef soll Kanzlerkandidat 2017 werden - aber vorher Besserung geloben.

Von Hans Monath

Es ist immer Taktik im Spiel, wenn Politiker über Karriereschritte eines anderen Politikers reden, bevor dieser seine Ambitionen selbst erklärt hat. Aufmerksam wird Sigmar Gabriel im spanischen Urlaubsdomizil deshalb verfolgt haben, wie etliche seiner Stellvertreter am Wochenende seine Leistung als SPD-Chef priesen und ihn als nächsten SPD-Kanzlerkandidaten empfahlen.

Das Lob dürfte Gabriel in den Ohren klingen. Denn Olaf Scholz, Ralf Stegner und Thorsten Schäfer-Gümbel signalisieren ihrem Vorsitzenden nun auch öffentlich, was viele ihm intern längst schon mitgeteilt haben: Du muss es selbst machen, anders als 2013 mit Peer Steinbrück kannst du keinen anderen ins Rennen schicken, wenn du Parteichef bleiben willst.

Im Willy-Brandt-Haus glaubt niemand daran, dass ein SPD-Herausforderer Angela Merkel schlagen kann, sofern deren Umfragewerte in den eineinhalb Jahren bis zur Bundestagswahl nicht noch dramatisch fallen. Folglich wollen sich Gabriel-Mitstreiter, die schon für die Zeit nach Merkel planen, nicht schon 2017 verheizen lassen.

Zu Gabriels Stärken gehört es, dass er intuitiv Stimmungen der kleinen Leute spürt und ihre Sprache spricht. Zu seinen Schwächen gehört es, dass er impulsiv und ohne Abstimmung Kursentscheidungen trifft – so wie in der Flüchtlingskrise, als er die Skepsis einer Mehrheit sah und immer wieder auf Distanz zu Merkels Kurs ging.

Zu den Bedingungen der Genossen, die ihn nun preisen, gehört ein Verzicht des Vorsitzenden auf Alleingänge und auf jedes Abrücken von einer liberalen Flüchtlingspolitik. Das wurde Gabriel schon vor dem Wahltag deutlich gemacht. Als der Parteichef am Wahlabend dann "Haltung" und "Klarheit" als Erfolgsgaranten der SPD pries, klang das wie ein Zugeständnis an seine Kritiker nach dem Motto: Ich habe verstanden.

Dabei dürfte sich der Vizekanzler gut daran erinnern, dass die Glaubwürdigkeit des letzten SPD- Kandidaten vor allem darunter litt, dass sich Steinbrück entgegen all seinen Instinkten von einem linken Wahlprogramm der eigenen Partei einmauern ließ. Fremde Texte zu sprechen und ein Parteichef von der Gnade anderer zu sein, das passt zumindest auf Dauer auch nur schwer zu Gabriels Charakter.

Im Urlaub hat der SPD-Chef nun Zeit – möglicherweise auch Zeit zum Nachdenken darüber, ob er wirklich zu den Bedingungen seiner Lobredner antreten will oder ob es für ihn noch einen Ausweg gibt.

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