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Menschen stehen Schlange auf der Westminster Bridge in London.

© dpa/Matt Dunham

„Breitet sich mit phänomenaler Geschwindigkeit aus“: So greift die Omikron-Variante in Großbritannien um sich

In London sind bereits 40 Prozent aller neuen Corona-Fälle auf Omikron zurückzuführen. Es gibt mindestens einen bestätigten Todesfall.

Die Corona-Infektionen mit der Omikron-Variante steigen in Großbritannien sprunghaft an. „Es breitet sich mit phänomenaler Geschwindigkeit aus“, sagte Gesundheitsminister Sajid Javid am Montag. „So etwas haben wir noch nie beobachtet.“ Die Infektionen verdoppelten sich alle zwei bis drei Tage. Allein in London seien bereits 40 Prozent aller neu positiv getesteter Corona-Fälle darauf zurückzuführen.

Am Montagnachmittag meldete das Land den ersten Todesfall nach einer Infektion mit der neuen Variante. „Omikron sorgt für Krankenhauseinlieferungen, und traurigerweise gibt es mindestens einen bestätigten Todesfall mit Omikron“, sagte der britische Premierminister Boris Johnson am Montag in London beim Besuch eines Impfzentrums.

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Man könne sich also nicht darauf verlassen, dass Omikron nur für milde Verläufe sorge, so Johnson, sondern müsse anerkennen, wie schnell sich die Mutante verbreite. Johnson warb dafür, schnellstens Angebote für Booster-Impfungen in Anspruch zu nehmen.

Nach der starken Ausbreitung in Südafrika hatte es zunächst die Hoffnung gegeben, die neue, wohl hochansteckende Variante könne womöglich mildere Verläufe hervorrufen als die bisher bekannten. Allerdings ist der Altersdurchschnitt in Südafrika auch deutlich niedriger als in vielen westlichen Ländern. Zur Schwere der Verläufe bei Omikron laufen derzeit etliche wissenschaftliche Untersuchungen, bestätigte Ergebnisse gibt es noch kaum.

[Mehr zum Thema: Ansteckender als je zuvor: Was schützt jetzt vor der Omikron-Variante? (T+)]

Die Ausbreitung der neuen Variante in Großbritannien könnte auch mit dem nachlassenden Schutz der Impfungen zusammenhängen. Eine Studie der Universität Oxford kommt zu dem Ergebnis, dass zwei Impfungen nicht genügend neutralisierende Antikörper gegen die Omikron-Variante erzeugen. Die Wissenschaftler hatten Blutproben von Geimpften untersucht, die Vakzine von Astrazeneca oder Biontech erhalten hatten.

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„Das sind wichtige Daten, sie zeigen aber nur einen Teil des Bildes. Sie betrachten nur neutralisierende Antikörper nach der zweiten Dosis, sagen uns aber nichts über die zelluläre Immunität, und die wird auch getestet“, sagte der Impfstoff-Wissenschaftler Matthew Snape, einer der Autoren der Studie.

Auch Daten der Frankfurter Virologin Sandra Ciesek hatten gezeigt, dass die Impfungen schlechter gegen Omikron schützen. Untersucht wurden sowohl Proben nach zwei Moderna, Biontech und auch Kreuzimpfungen mit Astrazeneca und Biontech. Im Vergleich zur Delta-Variante sei die Antikörperantwort gegen Omikron 37 mal schwächer, schrieb Ciesek in einem Tweet.

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Ein ähnliches Bild zeigt eine Untersuchung von Bevölkerungsdaten aus Großbritannien. Auch hier kommen Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass die Impfstoffe weniger effektiv gegen Omikron schützen. Allerdings sei noch unklar, ob das auch für den Schutz vor schweren Krankheitsverläufen gelte. Darüber lägen noch nicht genügend Daten vor, schreiben die Forscher in der Studie, die von mehreren britischen Gesundheitsinstituten durchgeführt wurde.

Kampagne für Auffrischungsimpfungen

Die britische Regierung will nun die Kampagne für Auffrischungsimpfungen beschleunigen, um möglichst vielen Erwachsenen schon vor Jahresende eine dritte Impfdosis zu verabreichen.

[Mehr zum Thema: Omikron-Mitentdecker Preiser: „Ich bezweifle, dass wir die Pandemie ohne angepassten Impfstoff beenden“ (T+)]

Die Kampagne für Auffrischungsimpfungen soll zudem beschleunigt werden, um möglichst vielen Erwachsenen schon vor Jahresende eine dritte Impfdosis zu verabreichen.

Biontech und Pfizer hatten vergangene Woche Studienergebnisse veröffentlicht, wonach ihr Vakzin nach drei Dosen effektiv gegen die Omikron-Variante wirkt - nach zwei Dosen aber deutlich weniger wirksam ist. Biontech-Chef Ugur Sahin hält daher frühere Booster-Impfungen für ratsam, womöglich schon nach drei Monaten.

Großbritannien will nun die Corona-Maßnahmen verschärfen. Johnson hatte die Omikron-Ausbreitung am Sonntagabend zum „Notfall“ erklärt und von einer „Flutwelle“ gesprochen. Seit Montag sind die Briten auch wieder dazu aufgerufen, im Homeoffice zu arbeiten.

Das Parlament soll am Dienstag über eine Reihe von Corona-Maßnahmen abstimmen, die teilweise bereits in Kraft sind. Zahlreiche Abgeordnete von Johnsons Tory-Partei haben Widerstand angekündigt. Allerdings wird erwartet, dass die Regeln mit Unterstützung aus den Reihen der oppositionellen Labour-Partei gebilligt werden. (Tsp, dpa, Reuters)

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