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Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU).

© dpa/Sven Hoppe

Update

Späteres Berufsende für Akademiker?: Auch Union zeigt sich offen für Renteneintritt nach Beitragsjahren

Ein Wissenschaftler hat Vorschläge für eine Kopplung der Rente an die Lebensarbeitszeit gemacht: Wer früher anfängt zu arbeiten, soll auch früher aufhören können. Markus Söder nennt die Idee sympathisch.

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In der Debatte um die nächsten Rentenreformen in Deutschland rückt immer mehr das Rentenalter in den Fokus. Für Diskussionen sorgt der Vorschlag, den Renteneintritt nicht mehr an ein festes Rentenalter zu knüpfen, sondern an die Zahl der Beitragsjahre. Nach Zustimmung von Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) zeigt sich nun auch die Union offen für die Idee.

CSU-Chef Markus Söder äußerte sich in München positiv dazu. Er finde „den Grundgedanken, dass man nach der eigenen Lebensarbeitszeit geht, sympathischer als es an ein bestimmtes Alter allein zu setzen“, sagte der bayerische Ministerpräsident.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zeigte sich zumindest offen für den Vorschlag. „Das ist durchaus erwägenswert“, sagte Merz am Montagabend in der ARD-Sendung „Die Arena“. Er wolle aber der geplanten „Gesamtreform nicht vorgreifen“ und über einzelne Punkte diskutieren. Ziel müsse einen Rentenreform „aus einem Guss“ sein. „Da könnte das Thema eine Rolle spielen.“

Auch CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann hält den Rentenvorschlag für diskussionswürdig. Die von der Regierung geplante Rentenkommission müsse jetzt ohne Denkverbote und Vorfestlegungen arbeiten, sagte Linnemann den Zeitungen der Funke Mediengruppe am Montag. „Die Überlegung, das Renteneintrittsalter an die Zahl der Beitragsjahre zu koppeln, gehört da sicherlich dazu.“

Vorschlag von Wirtschaftsprofessor

Der Wirtschaftsprofessor Jens Südekum hatte sich zuvor dafür ausgesprochen, den Renteneintritt nicht mehr an das Alter zu koppeln – sondern an die Zahl von Beitragsjahren. Arbeitsministerin Bas sagte dazu im ARD-„Bericht aus Berlin“: „Ich finde die Idee grundsätzlich ganz gut.“ Bei der sogenannten „Rente mit 63“ ist die abschlagsfreie Rente nach 45 Beitragsjahren gemeint, die zunächst ab einem Alter von 63 möglich war.

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Bas nannte ein Beispiel: Wenn jemand mit 16 schon angefangen habe mit einer Ausbildung und dann eine gewisse Strecke in die Sozialversicherungssysteme einbezahle, der könne dann auch früher aussteigen. „Und wer später anfängt, vielleicht erst ein Studium macht und dann später erst in die Kassen einzahlt, der muss dann auch länger arbeiten.“ In der Rentenkommission würden sicherlich beide Modelle diskutiert werden.

Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) lehnt den Vorschlag dagegen ab. „Der von Bas unterstützte Vorschlag eines einzelnen Beraters ist eine Neuauflage der Rente mit 63 unter einer neuen Überschrift. Dieses war falsch, bleibt falsch – und wird auch zukünftig unter einer neuen Überschrift falsch“, sagte BDA-Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Die Idee, Akademikerinnen und Akademiker pauschal länger arbeiten zu lassen, ist ein fatales Signal in Zeiten des Fachkräftemangels.

Linken-Fraktionsvize Nicole Gohlke

Die Linke im Bundestag kritisierte den Vorschlag als „Spaltung der Beschäftigten“. „Wer körperlich hart arbeitenden Menschen einen früheren Ruhestand ermöglichen will, rennt bei uns offene Türen ein“, erklärte die Linken-Fraktionsvize Nicole Gohlke am Montag. „Aber das darf nicht gegen diejenigen ausgespielt werden, die sich für ein Studium entschieden haben.“

Als ungerecht erachtet auch der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, die Idee Südekums. „Der Vorschlag wird die Altersarmut nicht reduzieren, sondern Ungleichheiten verstärken“, sagte Fratzscher der „Rheinischen Post“. „Zudem wird er zu einem intensiven Streit über die Frage führen, ob und wann Unterschiede im Renteneintrittsalter berechtigt sind oder nicht.“ Aus Sicht des Ökonomen würden auf diese Weise „Menschen und vor allem Frauen, die viele Jahre ehrenamtlich tätig waren oder sich um die Familie gekümmert haben, schlechter gestellt“ werden.

Bis 2031 steigt das Rentenalter schrittweise auf 67 Jahre. Wer 45 Beitragsjahre vorweisen kann, darf früher in den Ruhestand gehen. Für Versicherte, die nach dem 1. Januar 1953 geboren sind, steigt die Altersgrenze laut Arbeitsministerium mit jedem Jahrgang stufenweise um zwei Monate. Wer nach dem 1. Januar 1964 geboren wurde, kann abschlagsfrei in Rente gehen, wenn er das 67. Lebensjahr vollendet hat.

Nach monatelangen Diskussionen hatte der Bundestag am Freitag für das Rentenpaket gestimmt, es muss noch den Bundesrat passieren. Streit gab es in der Frage nach der Stabilisierung des Rentenniveaus und der Ausweitung der Mütterrente. Bis Mitte 2026 sollen Vorschläge der Rentenkommission vorliegen – die dann rasch in ein Gesetzgebungsverfahren münden sollen. (dpa/AFP)

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