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Kanzlerin Angela Merkel (CDU), Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU), verhinderter Kandidat Markus Söder (CSU)

© Michael Kappeler/dpa

Strategiewechsel in der Union: Armin Laschet hört gerade auf, Armin Laschet zu sein

CDU-Chef und Unionskanzlerkandidat Armin Laschet warnt vor einer linken Gefahr. Aber der Heldengestus passt nicht zu ihm. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Robert Birnbaum

Wer studieren will, wie man einen schwierigen Wahlkampf weiter in die Grütze fährt, ist bei CDU und CSU im Augenblick gut aufgehoben. Die Parteifamilie mit dem vermeintlichen Abo aufs Kanzleramt ist auf dem besten Wege, die Chancen, die sie hat, selbst immer weiter zu verkleinern.

Daran wirken viele mit. Eine gespaltene Partei, die den Kandidaten kaum halbherzig unterstützt. Ein CSU-Chef, der ihn sabotiert. Man kann da fast Mitleid kriegen mit allen, die versuchen, den Wahlkampfauftakt im Berliner Tempodrom zum gewaltigen Schub zu erklären. Der Glaube ist ja ohnehin verwegen, eine einzige Inszenierung könne einen stabilen Negativtrend wenden.

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Aber das aktuelle Hauptproblem ist ein Kanzlerkandidat, der nach einer Serie unglücklicher Auftritte das einzige über Bord zu werfen beginnt, womit er vielleicht noch einiges retten kann. Armin Laschet hört gerade auf, Armin Laschet zu sein.

Das klingt auf den ersten Blick nach einer verwegenen Idee: War es nicht genau dieser Laschet, mit dem das Elend anfing? Der Lacher in der Flut, dieses Bild, das zum Symbol mangelnder Selbstbeherrschung und Überforderung wurde?

Stimmt. An dem Bild ist ja sogar etwas Wahres. Der kontrollierten Angela Merkel wäre es nie passiert. Dem sparsamen Mimen Olaf Scholz auch nicht.

Armin, der Retter vor der linken Gefahr? Das passt nicht

Aber Laschet ist nun mal ein leutseliger Rheinländer, allemal gut für einen Versprecher hier und einen unkonzentrierten Moment dort. Und die Twitter-Welt ist auch, wie sie ist: spottlustig, gehässig, dabei für den Wahlkampf im engeren Sinn eigentlich unwichtig, weil hierzulande kaum ein Wähler sich dort tummelt, aber mit einer gewaltigen Hebelwirkung in Politik und Presse hinein.

Dagegen haben Laschet und seine Truppen bisher kein Mittel gefunden. Nur noch ängstlich zu versuchen, weitere Patzer zu vermeiden, ist jedenfalls sinnlos – sie werden passieren oder konstruiert werden.

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Noch weniger Aussicht bietet es aber, aus dem ramponierten Kandidaten etwas machen zu wollen, was weder zu ihm noch zur Wirklichkeit passt: Armin, der Retter vor der linken Gefahr. Der Mann, der dafür sorgt, dass Deutschland nicht „Ideologen“ überlassen wird.

Wenn das überhaupt irgendwo zieht, dann im tiefsten konservativen CDU-Milieu. Der Strategiewechsel hieße dann also übersetzt: Bei Umfragewerten von 22 Prozent bleibt uns nur noch der Rückzug hinter die eigenen Barrikaden.

Der Rest der Wählerschaft glaubt keine Sekunde daran, dass unter einer Ampel-Koalition mit einem Kanzler Scholz die Republik unterginge, nicht mal mit Saskia Esken als Ministerin für irgendwas.

Die Gewinner heißen Scholz und Lindner

Scholz profitiert sogar eher von Angriffen, die nicht präzise sind, sondern breit ins Ungefähre streuen. Der Sozialdemokrat nutzt derweil die Zeit, dem mit Gefahrenabwehr beschäftigten Laschet die politischen Claims abzunehmen, aus denen der CDU-Mann Profit ziehen wollte: „Klimaschutz plus Arbeitsplätze“.

Der zweite Profiteur heißt Christian Lindner. Der FDP-Chef empfiehlt seine Partei als bürgerliches Bollwerk, das nach der Wahl in jedem Fall wirken werde. Also selbst – das muss er gar nicht sagen, sondern das sollen sich die Wähler gerne dazu denken – in einer Ampel.

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So verpufft die linke Gefahr, die im Tempodrom beschworen wurde. Es mag ja gelegentlich nötig sein, den eigenen Leuten Kampfgeist zu zeigen. Selbst Merkel kam darum in ihren 16 Jahren nicht immer herum. Das wird gerne vergessen, seit sie ins Überpolitische entrückt ist.

Aber Laschet taugt nicht zum Heldendarsteller. Das Bild wäre mindestens genauso schief wie das vom Tölpel, das seine Gegner lustvoll zeichnen.

Sorgsam gestanzte Polit-Floskel passen ebenso wenig zu ihm. Sein Markenzeichen ist das Ausgleichende, Unideologische, das leben und leben lassen. Das gleitet schnell mal rüber ins Leichtfertige. Zu sich selbst zu stehen birgt ein Risiko. Aber Wähler merken sofort, wenn einer unauthentisch wird. Und ohne Risiko kommt er jetzt sowieso nicht mehr aus dem Tal.

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