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Nach AfD-Wahlaufruf in Springer-Medium: Merz kritisiert Musks Gastbeitrag als „übergriffig und anmaßend“
Tech-Milliardär Elon Musk empfahl in der „Welt am Sonntag“, die AfD zu wählen. CDU-Chef Merz reagiert empört – und erinnert Musk daran, welche Partei gegen den Bau des Tesla-Werks in Brandenburg war.
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Der Kanzlerkandidat der Union, Friedrich Merz, hat den Gastbeitrag des Tech-Milliardärs Elon Musk zugunsten der AfD in der „Welt am Sonntag“ scharf kritisiert. Der Text sei „übergriffig und anmaßend“, sagte Merz den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Online Sonntag, Print Montag): „Ich kann mich nicht erinnern, dass es in der Geschichte der westlichen Demokratien einen vergleichbaren Fall der Einmischung in den Wahlkampf eines befreundeten Landes gegeben hat.“
Musk müsse bei der Abfassung seines Namensbeitrags auch einige Dinge übersehen haben, erklärte Merz. So hätte es mit der AfD den Bau seines Tesla-Werkes in Brandenburg nie gegeben, „denn es war die AfD, aus der der heftigste Widerstand gegen dieses Werk kam“.
Zudem befürworte die AfD den Austritt aus der EU, was der deutschen Wirtschaft massiv schaden würde. „Diese Zusammenhänge könnte man auch relativ leicht erkennen, vorausgesetzt, man informiert sich nicht allein über die eigenen Social Media Kanäle“, sagte der CDU-Vorsitzende.
Auch die SPD-Co-Vorsitzende Saskia Esken hat die Wahlempfehlung des US-Milliardärs Elon Musk für die AfD scharf kritisiert. „Unsere Demokratie ist wehrhaft und sie ist nicht käuflich“, sagte Esken am Sonntag der Nachrichtenagentur Reuters. „Wer unsere Wahl von außen zu beeinflussen versucht, wer eine antidemokratische, menschenfeindliche Partei wie die AfD unterstützt, sei die Einflussnahme staatlich organisiert aus Russland oder durch die geballte Geld- und Medienmacht von Elon Musk und seinen Milliardärsfreunden im Konzernvorstand von Springer, der muss mit unserem harten Widerstand rechnen“, fügte sie hinzu und kritisierte dabei auch den Springer-Verlag.
SPD-Chefin Saskia Esken hat dennoch Hoffnung in die Medien und Demokratie
Esken reagierte damit auf einen Gastbeitrag von Musk in der „Welt am Sonntag“, der eine Kontroverse ausgelöst hatte. Die SPD-Chefin warf dem Besitzer der Online-Plattform X, der den designierten US-Präsidenten Donald Trump im Wahlkampf massiv unterstützt hatte, vor, „Politik als Geschäftsfeld“ anzusehen.
Musk schrieb in der „Welt am Sonntag“, Deutschland taumele am Rande des wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenbruchs: „Die Alternative für Deutschland (AfD) ist der letzte Funke Hoffnung für dieses Land.“ Der Tech-Unternehmer hatte in einem Post auf seinem Kurznachrichtendienst X bereits kurz vor Weihnachten die AfD als „einzige Hoffnung für Deutschland“ bezeichnet.
SPD-Generalsekretär Miersch kritisiert Springer-Verlag: „beschämend und gefährlich“
SPD-Generalsekretär Matthias Miersch hat ebenfalls den Springer-Verlag im Zuge des Musk-Skandals kritisiert. „Dass der Springer-Verlag Elon Musk überhaupt eine offizielle Plattform bietet, um Wahlwerbung für die AfD zu machen, ist beschämend und gefährlich“, sagte Miersch dem „Handelsblatt“ (Sonntagsausgabe). Der Vorgang zeige, „wie weit rechte Netzwerke inzwischen vorgedrungen sind“.
Auch den US-Unternehmer und künftigen Berater des designierten US-Präsidenten Donald Trump ging Miersch mit scharfen Worten direkt an. Es sei „inakzeptabel, dass ausländische Milliardäre versuchen, unsere politische Landschaft zu beeinflussen und dabei Parteien unterstützen, die unsere demokratischen Werte untergraben“, erklärte er in Richtung Musk. „Deutschland braucht keine Einmischung von außen und schon gar keine Unterstützung für rechtsextreme Positionen.“
In Anspielung auf die Kündigung der Chefin des „Welt“-Meinungsressorts aus Protest gegen die Veröffentlichung des AfD-Wahlaufrufs von Musk sagte SPD-Chefin Esken: „Die Debatte und die teils harten Reaktionen, die die Veröffentlichung dieses Gastbeitrags auch in den Redaktionen ausgelöst hat, sind ein Hoffnungszeichen für die Widerstandskraft unserer unabhängigen Medien und unserer Demokratie.“
Auch Miersch lobte das Verhalten von „Welt“-Redakteurinnen und -Redakteuren, die gegen die Veröffentlichung des Artikels protestiert hatten. „Die Reaktionen innerhalb der Redaktion der “Welt am Sonntag’ geben Hoffnung – sie zeigen, dass es auch in schwierigen Zeiten Journalistinnen und Journalisten gibt, die Verantwortung übernehmen und klar Haltung zeigen.
Die „Welt am Sonntag“ hatte den Beitrag zusammen mit einem Gegenkommentar des designierten Chefredakteurs Jan Philipp Burgard veröffentlicht. Burgard und der zukünftige „Welt“-Herausgeber Ulf Poschardt verteidigten den Abdruck gegenüber Reuters mit Hinweis auf die Meinungsfreiheit, zu der auch gehöre, sich mit polarisierenden Positionen auseinanderzusetzen und diese journalistisch einzuordnen. Kritiker werfen der „Welt“ dagegen vor, dem Trump-Vertrauten Musk mitten im Wahlkampf eine Bühne für Falschaussagen und Polarisierung zu bieten. (epd, Reuters, APF)
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