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Ukrainische Polizisten schießen auf Drohnen, die Kiew angreifen.

© REUTERS

Ukraine-Invasion Tag 243: Die zunehmend erfolgreiche Dreifach-Abwehr gegen iranische Drohnen

Russische Telefon-Offensive bei den Atommächten, Cherson vor dem Fall, Rätsler um strategisch wichtigen Staudammen. Der Überblick am Abend.

Stand:

Die Ukrainer werden immer besser darin, sich gegen die iranischen Drohnen zu verteidigen. Inzwischen würden mindestens sieben von zehn Drohnen unschädlich gemacht, heißt es aus Kiew. Insgesamt, so sagte es der Chef des ukrainischen Geheimdienstes Kyrylo Budanow in einem Interview (Quelle hier), seien seit Mitte September mehr als 220 von insgesamt 300 iranischen Drohnen abgeschossen wurden. 80 erreichten also ihr Ziel. Auch der britische Geheimdienst sieht zunehmend Erfolge der Ukraine beim Abschießen der Drohnen (Quelle hier).

Budanow verriet auch noch weitere interessante Details: Russland würde die Drohnen in 300er-Fuhren ordern, die zweite Charge sei schon angekommen. Insgesamt habe Moskau 1700 Drohnen bestellt, die teilweise im Iran noch produziert werden müssten. Das zeigt auch die Aufgabe, vor der Ukraine in den nächsten Wochen steht. 

Mit den iranischen Drohnen hat Russland zuletzt vor allem die Energieinfrastruktur der Ukraine angegriffen. In vielen Landesteilen ist die Stromversorgung bis heute gestört (hierhier und hier finden Sie unsere Newsletter-Berichterstattung dazu). In Kiew erhielten die Bewohner einen digitalen Wochenplan, wann sie mit Strom versorgt werden und wann nicht. Acht Stunden pro Tag fällt demnach der Strom aus. 

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Inzwischen hat die Ukraine eine Dreifachverteidigung gegen die Bedrohung aus der Luft aufgebaut. Als erstes versuchen Kampfjets die Drohnen abzuschießen, dann kommen Boden-Luft-Raketen hinzu und am Ende Soldaten mit ihren Gewehren. Das Problem: Teure Luft-Luft- oder Boden-Luft-Raketen gegen die vergleichsweise billigen Drohnen zu verschießen, ist wenig nachhaltig. Zudem ist die Abwehrarbeit alles andere als ungefährlich: Ein ukrainischer Kampfpilot stieß neulich in der Luft mit einer zerstörten Drohne zusammen und musste sich per Schleudersitz retten (Quelle hier).

Als Schwachpunkt der Drohnen hat sich dabei erwiesen, dass die sehr laut sind. Ohrenzeugen beschreiben ein kettensägenartiges Geräusch in der Luft. Außerdem fliegen sie vergleichsweise tief. Mit herkömmlichen Radaranlagen scheinen sie dagegen schwer zu erfassen zu sein, da sie hauptsächlich aus Kunststoffteilen bestehen.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Moskau verbreitet in Gesprächen mit Nato-Staaten Furcht vor nuklearer Eskalation: Kontaktiert wurden unter anderen die Außenminister Frankreichs und Großbritanniens. Auch seinen US-Amtskollegen rief der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu wiederholt an. Mehr hier.
  • Wo „große und kleine Probleme verschwinden“: Um westlichen Sanktionen zu entgehen, parkt die reiche Elite Russlands ihre Jachten in der Türkei. Darunter sind auch vier Boote des Oligarchen Roman Abramowitsch. Mehr hier.
  • „Wir erschießen sie“: Der russische Staatskanal RT entlässt Moderator Anton Krassowski. Er sprach in einer Sendung von der Ertränkung ukrainischer Kinder und verharmloste Vergewaltigungen. Mehr hier. 
  • Russland zieht Offiziere aus der Stadt Cherson ab: Die verbliebenen Einheiten sollen die Stadt wohl im Häuserkampf gegen die ukrainischen Truppen verteidigen. Der ukrainische Geheimdienstchef spricht von einem möglichen „Mariupol-Szenario“. Mehr hier. 
  • Die EU hat in Zusammenhang mit Russlands Krieg gegen die Ukraine in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 1200 Falschinformationen in kremlnahen Medien gezählt. Diese richteten sich unter anderem gegen die EU und andere Akteure, die sich gegen den Krieg stellten, teilte der Auswärtige Dienst der EU mit. Mehr in unserem Liveblog. Mehr in unserem Liveblog. 
  • Vor einer erwarteten Großoffensive der Ukrainer im südlichen Gebiet Cherson hat es entlang der Front nur vereinzelt Gefechte gegeben. Das ging am Montag aus den Lageberichten der russischen und ukrainischen Streitkräfte hervor.
  • Der bisherige ukrainische Regierungsbeauftragte für die Sanktionen gegen Russland, Oleksii Makeiev, ist seit heute offiziell neuer Botschafter seines Landes in Deutschland. Am frühen Nachmittag überreichte er Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sein Beglaubigungsschreiben. 
  • Russland wirft dem Westen vor, durch seine Sanktionen im Grunde genommen russische Gold- und Devisenreserven gestohlen zu haben. Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow sagt vor der Presse, ganz allgemein hätten bestimmte westliche Länder einen großen Teil des russischen Vermögens gestohlen. Er antwortet auf die Frage nach einem Vorschlag der Europäischen Union, die im Zuge der Sanktionen wegen des russischen Angriffskrieges eingefrorenen russischen Vermögenswerte zum Wiederaufbau der Ukraine zu nutzen. 
  • Der Preis für europäisches Erdgas ist am Montag kräftig gefallen und auf den tiefsten Stand seit Juni gesunken. Am Morgen brach der Preis des Terminkontrakts TTF für niederländisches Erdgas um mehr als 13 Prozent auf 100,00 Euro je Megawattstunde ein. Der TTF-Kontrakt gilt als Richtschnur für das europäische Preisniveau. 
  • Am Sonntag hat zum sechsten Mal ein von den UN gecharteter Frachter mit Getreide einen ukrainischen Hafen verlassen. Dieser habe sich „direkt in den Jemen mit Weizen“ auf den Weg gemacht, teilte Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj mit.
  • Grünen-Sicherheitsexperte Konstantin von Notz dringt angesichts jüngster Sabotage-Vorfälle auf klar geregelte Zuständigkeiten bei den Sicherheitsbehörden zum Schutz Kritischer Infrastruktur. „Wir brauchen neue Strukturen zur Erkennung und Abwehr hybrider Bedrohungen, ein Dachgesetz zum Schutz kritischer Infrastrukturen und vor allem glasklare Zuständigkeiten angesichts einer Vielzahl handelnder Akteure“, sagt von Notz den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

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