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Dieses undatierte Foto, das von der Direktion für strategische Kommunikation des ukrainischen Militärs veröffentlicht wurde, zeigt das Wrack einer iranischen Shahed-Drohne, die in der Nähe von Kupiansk (Ukraine) abgeschossen wurde.

© Foto: Uncredited/dpa

Ukraine-Krieg Tag 271: Steht Moskau vor einem Engpass bei den Drohnen? 

Berlin bietet Polen Patriot-Raketenabwehrsystem an + Ukrainische Ermittler entdecken wohl Folterstätten in Cherson. Der Überblick am Abend.

Auffällig bei den heftigen Luftangriffen durch Russland auf die Ukraine in der vergangenen Woche war, dass vergleichsweise wenige Drohnen eingesetzt wurden (wir berichteten im Newsletter hier). Rund 90 Raketen, aber nur rund zehn Drohnen feuerte die russische Armee zum Beispiel am Donnerstag auf die Ukraine ab. An manchen Tagen davor waren es Dutzende Drohnen auf einmal.

Die „Welt“ bringt heute in einem Beitrag (Quelle hier) interessante Zahlen zu den iranischen Drohnen und mutmaßt, dass sie für Moskau schon zur Mangelware werden könnten. Ein zitierter, in London lebender, iranischer Militärexperte erklärt, dass der Iran monatlich nur rund 20 Drohnen bauen könne. Weit mehr als 300 Drohnen hat die Ukraine nach eigenen Angaben bisher schon abgeschossen. Dazu passt die Meldung der „Washington Post“, dass Russland die Drohnen nun auch selbst produzieren will. 

Allerdings schreibt die „Welt“ unter Bezug auf ukrainische und iranische Quellen auch, dass Russland zwischen 2200 und 3500 iranische Drohnen zur Verfügung habe. Eine Zahl, die deutlich über derjenigen liegt, die der Chef des ukrainischen Geheimdienstes Kyrylo Budanow in einem Interview Ende Oktober nannte. 600 Drohnen seien bis zu diesem Zeitpunkt aus dem Iran nach Russland gegangen, ließ er wissen, insgesamt habe Moskau 1700 Stück bestellt, die aber teilweise noch produziert werden müssten (mehr im Newsletter hier). 

Die unterschiedlichen Einschätzungen und Zahlen zeigen, wie schwierig es in diesem Krieg ist, Analysen durchzuführen, die auf gesicherten Informationen aufbauen. Eine gute Daumenregel hat der Kriegsforscher Phillips O’Brien schon ziemlich am Anfang des Konflikts gegeben: Wie wahrscheinlich eine Zahl ist, zeigt sich an der Entwicklung auf dem Schlachtfeld. Es lohnt sich also, in den kommenden Wochen die Zahl der Drohnenangriffe genauer zu verfolgen.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Verschiedene Videos zeigen eine blutige Szene bei der Rückeroberung eines Ortes in Luhansk durch die Ukraine. Kiew spricht von Verteidigung gegen eine vorgetäuschte Kapitulation
  • Nach dem Raketeneinschlag im Südosten Polens bietet die Bundesregierung dem Land nun auch das Patriot-Raketenabwehrsystem zur Sicherung des Luftraums an. Bundesverteidigungsministerin Lambrecht fordert Verbesserungen bei der Luftabwehr der Nato. 
  • Nach der Rückeroberung der südukrainischen Stadt Cherson haben ukrainische Ermittler nach eigenen Angaben vier von den russischen Besatzern genutzte Folterstätten entdeckt. Sie hätten insgesamt vier Gebäude ausgemacht, teilte die Generalstaatsanwaltschaft mit. 
  • Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat seit Beginn des russischen Kriegs in der Ukraine mehr als 700 Angriffe auf die Gesundheitsinfrastruktur in dem Land registriert. „Das ist ein Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht und die Kriegsregeln“, sagte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge in Kiew. 
  • Norwegen unterstützt die Ukraine mit umgerechnet knapp 191 Millionen Euro beim Kauf von Gas für den bevorstehenden Winter. Ein entsprechendes Abkommen unterzeichnete der norwegische Finanzminister Trygve in Oslo. 
  • Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat Parlamentarier aus den Bündnisstaaten vor nachlassendem Engagement für die Ukraine gewarnt. Er wisse, dass die Unterstützung der Ukraine mit Kosten verbunden sei und dass viele Menschen unter steigenden Kosten für Energie und Lebensmittel litten, sagte er in Madrid. 
  • Der Kreml ist Befürchtungen in der russischen Bevölkerung entgegengetreten, wonach eine zweite Mobilisierungswelle von Reservisten für den Krieg gegen die Ukraine geplant sein könnte. Im Kreml gebe es darüber „keine Diskussionen“, sagte Sprecher Dmitri Peskow laut russischen Nachrichtenagenturen. 
  • Nach Ansicht des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft wirken die westlichen Sanktionen gegen Russland. Ein Wirtschaftsrückgang in diesem Jahr von vier Prozent klinge nicht nach allzu viel, sagte Geschäftsführer Michael Harms in der ARD. Aber auch im nächsten Jahr werde es einen Rückgang geben. 
  • Nach ihrem Rückzug über den Fluss Dnipro in der Südukraine konzentrieren sich die russischen Kräfte nach britischer Einschätzung auf die Verteidigung der Stadt Swatowe im Osten des Landes. Dort seien die russischen Truppen nun am verletzlichsten, teilte das Verteidigungsministerium in London mit.
  • Die erbitterten Gefechte im Donbass im Osten der Ukraine dauern nach den Worten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj weiter an. Vor allem das Gebiet um Donezk sei schwer umkämpft, sagte er am Sonntagabend in seiner täglichen Videoansprache.
  • Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat „gezielte“ Angriffe auf das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja beklagt. Die Lage sei „sehr ernst“, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi dem französischen Sender BFMTV.

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