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Die persönlichen Werte im Politbarometer für Friedrich Merz (CDU) sind wenig überzeugend.

© Reuters/Eva Manez

Union setzt sich von AfD ab: Mehrheit spricht sich im „Politbarometer“ gegen Merz als Kanzler aus

Am Dienstag soll der CDU-Chef vom Bundestag gewählt werden. Die Union legt im Politbarometer zwar zu. Vertrauen in Merz haben die Bürger aber nicht. Wichtigstes Thema bleibt die Wirtschaft.

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Die AfD steht im Fokus der innenpolitischen Debatten. Nachdem die rechte Partei bei der Bundestagswahl auf 20,8 Prozent der Stimmen gekommen war, legte sie in der Folgezeit in Umfragen weiter zu, zog teilweise mit der Union gleich oder überflügelte sie sogar. Im aktuellen Politbarometer von ZDF und Tagesspiegel setzen sich CDU/CSU mit dem vermutlich künftigen Kanzler Friedrich Merz (CDU) nun wieder deutlicher ab.

Die Union kommt in der am Freitag veröffentlichten Erhebung der Forschungsgruppe Wahlen auf 27 Prozent (plus eins), die AfD rutscht leicht auf 23 Prozent (minus eins) ab, bleibt aber mit Abstand zweitstärkste Kraft. Die Umfrage wurde durchgeführt, bevor bekannt wurde, dass das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) die gesamte AfD als gesichert rechtsextremistisch einstuft.

Pistorius weiter klar der beliebteste Politiker

Die SPD liegt im Politbarometer unverändert bei 15 Prozent, die Grünen verlieren einen Prozentpunkt und kommen nun auf elf Prozent. Die Linken kämen auf zehn Prozent. Nicht im Parlament vertreten wären das BSW mit drei und die FDP mit vier Prozent. Die anderen Parteien erhielten zusammen sieben Prozent (plus eins), darunter keine Partei, die mindestens drei Prozent erzielen würde. Mit diesen Werten hätte ein Bündnis aus CDU/CSU und SPD erneut keine Mehrheit.

Die Skepsis sowohl gegenüber dem designierten Kanzler Merz als auch gegenüber der schwarz-roten Koalition ist weiter groß. 48 Prozent finden die Aussicht auf eine solche Regierung, die am Dienstag nach der Kanzlerwahl ihre Arbeit aufnehmen soll, gut. 37 Prozent finden sie schlecht.

Geteilt sind die Meinungen insbesondere in Bezug auf die Lösungskompetenz von Schwarz-Rot: Fast die Hälfte der Befragten (47 Prozent) glaubt, dass die Koalition aus CDU, CSU und SPD keine Lösung für die aktuellen Probleme liefern kann. Die andere Hälfte (48 Prozent) ist optimistischer.

Merz überzeugt Mehrheit als Person nicht

Auch die persönlichen Werte für Merz sind wenig überzeugend: Nur 38 Prozent sprechen sich für den CDU-Vorsitzenden als Kanzler aus, 56 Prozent lehnen ihn ab. Obwohl die SPD-Mitglieder dem Koalitionsvertrag zugestimmt haben, lehnen im Politbarometer 62 Prozent der SPD-Anhänger Merz ab, nur 32 Prozent finden ihn gut. Damit findet ein Kanzler Merz deutlich weniger Zustimmung als eine von ihm geführte Bundesregierung.

Bei der Beurteilung von Politikerinnen und Politikern nach Sympathie und Leistung („Was halten Sie von?“) steht Boris Pistorius nach wie vor mit Abstand auf Platz eins. Der alte und vermutlich neue Verteidigungsminister von der SPD wird auf der Skala von +5 bis -5 mit einem Durchschnittswert von 2,3 (hier und im Folgenden Vergleichswert aus April: 1,9) eingestuft.

Auf den Plätzen zwei bis vier liegen Gregor Gysi (Links) mit 1,0 (0,9), SPD-Chef Lars Klingbeil mit 0,8 (0,5) und Robert Habeck (Grüne) mit 0,0 (minus 0,1). Es folgen CSU-Chef Markus Söder mit minus 0,3 (minus 0,6), Merz – nach seinem Tiefstwert in der Umfrage vom 11. April jetzt mit minus 0,3 (minus 0,8) – und der scheidende Kanzler Olaf Scholz (SPD) mit minus 0,6 (minus 0,9).

Auf Platz acht zurückgefallen ist Annalena Baerbock (Grüne) mit minus 0,7 (minus 0,6). Danach kommt Sahra Wagenknecht (BSW) mit minus 1,7 (minus 1,7), Schlusslicht bleibt AfD-Chefin Alice Weidel mit minus 2,4 (minus 2,4).

Viele Bürger erwarten keine wirtschaftliche Erholung

Bei der Frage nach den wichtigsten Themen steht für die Bürgerinnen und Bürger nach wie vor die Wirtschaft im Fokus. Allerdings erwartet kaum jemand eine Erholung. Die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump verstärkt die Sorgen noch.

Von fünf zum Ranking vorgelegten Themenbereichen nennen im Politbarometer mit 45 Prozent die meisten „Wirtschaft“ vor „Soziales“ mit 21 Prozent. Ähnlich viele halten „Asyl/Flüchtlinge“ (12 Prozent), „Verteidigung“ (10 Prozent) und „Klimaschutz“ (10 Prozent) für die Aufgaben, um die sich die zukünftige Regierung vordringlich kümmern sollte (Rest zu 100 Prozent „weiß nicht“).

Auch außenpolitisch überwiegt bei den Bürgerinnen und Bürgern die Skepsis. Trotz der Vermittlungsbemühungen der USA erwarten nur 13 Prozent der Befragten, dass es in den nächsten Wochen zu einem dauerhaften Waffenstillstand in der Ukraine kommt, 84 Prozent glauben das nicht.

Das dürfte zu einem erheblichen Teil auch daran liegen, dass nur 30 Prozent glauben, dass der russische Präsident Wladimir Putin den Krieg beenden würde, wenn er die bisher von Russland besetzten Gebiete dauerhaft behalten könnte (nicht beenden: 62 Prozent).

Wahlumfragen sind generell immer mit Unsicherheiten behaftet. Unter anderem erschweren nachlassende Parteibindungen und immer kurzfristigere Wahlentscheidungen den Meinungsforschungsinstituten die Gewichtung der erhobenen Daten.

Grundsätzlich spiegeln Umfragen nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und sind keine Prognosen auf den Wahlausgang.

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