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Friedrich Merz (links) und Angela Merkel bei einer Veranstaltung im September 2022.

© IMAGO/Political-Moments/imago

Unionskanzlerkandidat in Nöten: Merz muss auch gegen Merkel gewinnen

Angela Merkel stellt sich gegen Friedrich Merz, um ihren Kurs in der Migrationspolitik zu rechtfertigen. Der Kanzlerkandidat nimmt den Kampf an – und muss sich gegen Zweifler aus den eigenen Reihen durchsetzen.

Stephan-Andreas Casdorff
Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Stand:

Er schafft das? Friedrich Merz, Kanzlerkandidat – ob er wirklich Kanzler wird, steht dahin. Die Union beginnt zu zweifeln.

Den Wahlkampf wird er in jedem Fall noch machen müssen. Holt er dann, sagen wir, 26 Prozent, wäre das auch schon ein schönes Ergebnis.

Und dann? Dann beginnt eine neue Zeitrechnung, vielleicht: Nach der Wahl ist vor der Wahl – eines Kanzlerkandidaten, der im Bundestag nach mehreren Seiten hin anschlussfähig, koalitionsfähig ist. Ist das Merz? Die SPD, die Grünen, die FDP (sofern sie überhaupt in den Bundestag kommt) – es wird schwierig.

Für Merz erst recht. Und das ist das Ergebnis des Wahlkampfs – seines Wahlkampfs gegen Angela Merkel. Sie mit ihrer Idee einer moderaten Union, einer SDU, einer sozialdemokratischen CDU – einige Anhänger hat sie noch. Die hat sie in einer unerhörten Intervention mobilisiert.

Merkel denkt an ihr politisches Vermächtnis

Der letzte Wahlkampf der Angela Merkel – dabei denkt sie weniger an die Union, sondern vor allem an sich. Ihr Kurs in der Migrationspolitik – es kann nicht sein, was nicht sein darf: dass sie etwas falsch gemacht haben könnte.

Merz im Kampf mit Merkel. Er will zeigen: Ich stehe – und notfalls verliere ich, doch mit mir gibt es eine Asylwende. Ein Weg von Merkel. Dafür nimmt er in Kauf, sich mit ihr zu messen.

Stephan-Andreas Casdorff

Ein Erfolg der demonstrativen Abkehr von ihr und ihrem Kurs aber würde das für alle dokumentieren. Darum bekämpft sie Merz. Auf ihre Verantwortlichkeit soll kein Schatten fallen – ganz bestimmt nicht der, dass es im Wesentlichen sie war und mit ihr die Grünen, Teile der SPD und nicht zuletzt auch die Kirchen, die im Ergebnis die AfD hervorgerufen haben.

Sie waren es dann auch, die der AfD nicht mehr Herr geworden sind. Sie, die Befürworter des „Wir schaffen das“ von Angela Merkel, haben die migrationsfeindliche AfD in dieser Stärke geschaffen. Das soll aber nicht Merkels Erbe sein.

Merz im Kampf mit Merkel. Er will zeigen: Ich stehe – und notfalls verliere ich, doch mit mir gibt es eine Asylwende. Ein Weg von Merkel. Dafür nimmt er in Kauf, sich mit ihr zu messen. Dafür nimmt sie in Kauf, ihrer Partei zu schaden.

Zwölf Abgeordnete waren es noch, die in der Fraktion dem Kurs von Merz die Gefolgschaft versagten. Er kennt sie alle. Manche kehren nicht wieder.

Ob Merz den Sieg schafft? Er muss dafür auch gegen Merkel gewinnen. Das steht dahin.

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