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Wegen geringer Beschwerden in die Notaufnahme?: Das will Gesundheitsministerin Warken künftig verhindern
Die Notaufnahmen vieler Krankenhäuser sind überlastet. Sie verursachen hohe Kosten. Gesundheitsministerin Warken möchte jetzt erreichen, dass weniger Patienten sich dorthin begeben.
Stand:
Wie sehr die Notaufnahmen in Deutschen Krankenhäusern überlastet sind, merken Patienten oft an den stundenlangen Wartezeiten. Mit einer Reform will Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) nun für Abhilfe sorgen. Einen entsprechenden Gesetzentwurf hat sie der Bundesregierung zur Abstimmung gegeben. Der Gesetzentwurf liegt dem Tagesspiegel vor. Zuerst hatte die „FAZ“ darüber berichtet.
Der Entwurf zielt darauf, Patienten mit dringenden Anliegen zielgenauer ein passendes Angebot zu vermitteln, statt alle in überfüllte Notaufnahmen zu schicken. In Notrufhotlines und an zentralen Anlaufstellen in den Krankenhäusern soll es dafür eine bessere Steuerung geben.
Eine entsprechende Reform plante bereits die Ampelkoalition. Nun unternimmt Warken einen neuen Anlauf.
Wenn Patientinnen und Patienten anrufen, …
… sollen sie unter der bundesweiten Nummer 116 117 eine Ersteinschätzung zum weiteren Vorgehen bekommen. Viele akute Beschwerden könnten an diesen „Akutleitstellen“ schnell und unkompliziert mit telefonischer ärztlicher Beratung geklärt werden, hieß es aus dem Ministerium – auch per Video.
Vorgesehen ist eine digitale Vernetzung der Hotline mit der Notrufnummer 112. Wenn man dort in dringenden Fällen anruft, sollen die Rettungsleitstellen klären, ob ein Rettungswagen, ein Notarzt oder ein Hubschrauber geschickt wird – oder ob man auch nur zur Akutleitstelle der 116 117 weitergeleitet wird.
Kommen soll zudem eine Vorgabe, dass man bei Anrufen unter der 112 gleich am Telefon eine Anleitung zur Wiederbelebung bekommt, wenn jemand anders etwa einen plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand hat. Die Rettungsleitstellen sollen mit Apps vernetzt werden, über die freiwillige Ersthelfer alarmierbar sind.
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Wenn Patienten direkt in die Klinik gehen, …
… sollen sie an vielen Standorten an einem Empfangstresen zunächst eine Ersteinschätzung bekommen, wohin es weitergeht – in die Notaufnahme oder eine nahe Notdienstpraxis. Dafür sollen bundesweit „integrierte Notfallzentren“ aufgebaut werden, die 24 Stunden am Tag geöffnet sein sollen. An manchen Standorten kann es auch Zentren speziell für Kinder und Jugendliche geben.
Die unterstützende Notdienstpraxis soll an Wochenenden von 9 bis 21 Uhr offen sein, Mittwoch und Freitag von 14 bis 21 Uhr sowie Montag, Dienstag und Donnerstag von 18 bis 21 Uhr.
Geplant ist auch ein Anreiz, vor dem Weg ins Krankenhaus zuerst bei der 116 117 anzurufen, wo man eine erste Einschätzung zur Dringlichkeit bekommt. Patientinnen und Patienten mit einem entsprechenden Nachweis sollen dann am zentralen Tresen in der Klinik bei gleichgewichtigen Beschwerden in der Regel schneller drankommen als „Selbsteinweiser“, die direkt vorstellig werden.
Die Reform soll nicht nur die langen Wartezeiten in den Krankenhäusern verringern. Mindestens ebenso wichtig ist laut Ministeriumskreisen eine Entlastung der Ärzte und Pflegekräfte in den Kliniken.
Hohe Kosten durch ineffiziente Notfallversorgung
Fachleute sehen in einer bedarfsgerechteren Notfallversorgung eine der größten Sparmöglichkeiten im deutschen Gesundheitssystem. Denn derzeit gehen aufgrund langer Wartezeiten und in den Abendstunden auch viele Patienten mit Beschwerden in die Notaufnahme, die besser von niedergelassenen Ärzten versorgt werden könnten. Bei einer Befragung des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenversicherung gaben im vergangenen Jahr 28 Prozent der Befragten an, ihre Beschwerden hätten genauso gut in einer Arztpraxis behandelt werden können.
Oft werden diese Patienten dann noch stationär aufgenommen. Laut der Befragung des Verbands war das bei 40 Prozent aller Patienten in der Notfallaufnahme der Fall. Im europäischen Vergleich ist das ein sehr hoher Wert. Das liegt auch daran, dass die Kliniken die Behandlung dann besser abrechnen können. Die Krankenhausversorgung von Patienten ist aber besonders teuer für die Krankenkassen.
Durch die Reform der Notfallversorgung will Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) deshalb langfristig gut 1,3 Milliarden Euro pro Jahr einsparen. Hinzu kommt ein weiteres Potenzial von etwa einer Milliarde Euro – etwa durch Einsparungen bei den Rettungsdienst-Fahrten. Manche Experten hoffen auf einen noch größeren Effekt. (mit dpa)
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