
© dpa/Soeren Stache
Widerstand gegen Verkehrsminister: Arbeitnehmer bei der Bahn wollen neuen InfraGO-Chef verhindern
Verkehrsminister Schnieder will den Chef der Bahn-Infrastruktursparte auswechseln. Doch sein Kandidat hat keine sichere Mehrheit im Aufsichtsrat, seine Vorstellung am Montag wackelt.
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Die geplante Neubesetzung des Chefpostens bei der Infrastruktursparte DB InfraGO stößt auf Widerstand bei den Vertretern der Arbeitnehmer. Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) will den bisherigen InfraGO-Chef Philipp Nagl ersetzen. Stattdessen will er Dirk Rompf beauftragen, das marode Schienennetz zu sanieren.
An diesem Montag wird Rompf nun aber womöglich doch nicht zusammen mit der neuen Bahnchefin Evelyn Palla als neuer InfraGO-Chef vorgestellt. Das erfuhr der Tagesspiegel aus Konzernkreisen.
Denn offensichtlich ist nicht gesichert, dass Rompf im Aufsichtsrat die nötige Zweidrittelmehrheit erhält. Auf Arbeitnehmerseite stößt Rompf, der derzeit für das Beratungsunternehmen Ifok arbeitet und in dieser Funktion auch das Verkehrsministerium berät, auf massive Vorbehalte.
Betriebsrat nennt Rompf ein „absolutes No-Go“
Vor seinem Wechsel zu Ifok im Jahr 2021 war Rompf sechs Jahre Vorstand der früheren Infrastruktursparte der Bahn, der DB Netz AG. In dieser Zeit verfiel das Schienennetz massiv, obwohl der damalige Infrastrukturvorstand der Bahn, Ronald Pofalla, der Politik signalisierte, die Bahnanlagen seien in einem guten Zustand.
Rompf hat schon in seiner Zeit als Vorstand der Netz AG ein blasses Bild abgegeben.
Thomas Brandt, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der InfraGO
Das Misstrauen gegen Rompf bei den Arbeitnehmern ist deshalb groß. Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende der InfraGO stellte sich bereits öffentlich gegen Rompf. Dessen Berufung sei „aus Sicht der Interessenvertreter bei der InfraGO ein absolutes No-Go“, sagte Thomas Brandt dem „Spiegel“. „Rompf hat schon in seiner Zeit als Vorstand der Netz AG ein blasses Bild abgegeben.“
Nagl galt bei der Bahn hingegen lange als Hoffnungsträger. Er entwickelte das Konzept der sogenannten Korridorsanierungen maßgeblich mit, um das lange vernachlässigte Schienennetz wieder in Schuss zu bringen. Noch bis 2036 sollen dabei über 40 Hauptstrecken monatelang vollständig gesperrt und grundlegend saniert werden.
Kein Vertrauen in derzeitigen Chef
Nagl sah das als einzige Chance, das Schienennetz in einem überschaubaren Zeitrahmen wieder in Schuss zu bringen. Das Konzept führt jedoch zu starken Einschränkungen für Fahrgäste und Unternehmen, die über die Schiene transportieren.
Insbesondere Schnieders Staatssekretär Ulrich Lange (CSU) sieht die Korridorsanierungen deshalb mit großer Skepsis. Dies könnte erklären, warum Nagl nun nicht mehr das Vertrauen von Verkehrsminister Schnieder genießt.
Dass sein vorgesehener Nachfolger Rompf nun auf den öffentlichen Widerstand der Arbeitnehmer trifft, kommt für Schnieder zur Unzeit. Am Montag will er nicht nur seine neue Bahnchefin Palla, sondern auch eine neue Strategie für den Bahnkonzern vorstellen.
Die zukünftige Rolle der InfraGO ist dabei ein entscheidender Punkt. Die Infrastruktursparte arbeitet seit einer Reform des früheren Verkehrsministers Volker Wissing (parteilos) gemeinwohlorientiert. Erwartet worden war, dass Schnieder ihr eine größere Unabhängigkeit von der Konzernholding gibt. Das soll sicherstellen, dass die vielen staatlichen Milliarden für die Sanierung des Schienennetzes nicht im teils dysfunktionalen Bahnkonzern versickern.
Als Aufbruchssignal kann Schnieder das allerdings schlecht verkaufen, wenn die InfraGO zugleich führungslos dasteht. Schnieder und Rompf dürften deshalb nun alles daran setzen, die Arbeitnehmerseite doch noch vom geplanten Chefwechsel bei der InfraGO zu überzeugen.
Am Abend soll es dazu noch nach Tagesspiegel-Informationen eine Abstimmungsrunde der Arbeitnehmervertreter geben.
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