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Brandenburg: 30 Prozent Lücke zum Westen Erstes ostdeutsches Wirtschaftsforum

Bad Saarow - Der Aufholprozess der ostdeutschen Wirtschaft tritt nach den Worten des Wirtschaftswissenschaftlers Joachim Ragnitz seit 15 Jahren auf der Stelle. „Es ist nicht alles so toll, wie man es sich wünschen würde“, sagte der Leiter der Dresdner Niederlassung des Ifo-Instituts am Donnerstag in Bad Saarow beim ersten Ostdeutschen Wirtschaftsforum.

Bad Saarow - Der Aufholprozess der ostdeutschen Wirtschaft tritt nach den Worten des Wirtschaftswissenschaftlers Joachim Ragnitz seit 15 Jahren auf der Stelle. „Es ist nicht alles so toll, wie man es sich wünschen würde“, sagte der Leiter der Dresdner Niederlassung des Ifo-Instituts am Donnerstag in Bad Saarow beim ersten Ostdeutschen Wirtschaftsforum.

Die Lücke der ostdeutschen Länder Brandenburg, Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern zum Westen betrage etwa 30 Prozent. Damit dürfe man sich aber keineswegs abfinden, sagte er. Als eine der Ursachen für den großen Abstand nannte er einen fehlenden Wachstumswillen in vielen Unternehmen. Dies sei nur über Generationen zu lösen. Zudem treffe die Abwanderung junger Fachkräfte den Osten hart. Es gebe einen Elitenmangel. Dies könne zwar durch Zuwanderung abgemildert werden – doch viele Ausländer wollten nicht in den Osten und viele Menschen im Osten seien gegen Zuwanderung, sagte Ragnitz.

Es dürfe auch nicht allein um das Aufholen gehen, sondern vor allem um ein stärkeres Wirtschaftswachstum. Auf der Tagung diskutieren rund 120 Unternehmer, Politiker und Experten noch bis heute Abend über die weiteren Perspektiven des Ostens. Die Veranstaltung hat den Weltwirtschaftsgipfel im Schweizer Davos als Vorbild. Statt im Wintersportort findet die Tagung in der kleinen brandenburgischen Kurstadt Bad Saarow statt. Es solle ein Gipfel zur strategischen Wirtschaftsentwicklung im Osten sein, sagte der Initiator und Herausgeber des Magazins „Wirtschaft+Markt“, Frank Nehring.

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) sagte als Gastredner, eine Ursache des schwachen Wachstums sei der Rückgang der Bevölkerung. Bis 2030 könnte der Osten bis zu sieben Prozent seiner Einwohnerzahl verlieren. Der Staat müsse aber trotzdem die Infrastruktur aufrechterhalten, sagte er. Kitas, Schulen und Krankenhäuser müssten bestehen bleiben.

Die Firmen im Osten müssten die Stärken der Region wie gute Ausbildung, bezahlbarer Wohnraum und hervorragende Kinderbetreuung daher stärker ausspielen. Große Chancen habe in diesem Zusammenhang auch der Tourismus. Es sei ein Fehler gewesen, den Osten zum Experimentierfeld für niedrige Löhne zu machen, sagte Gabriel.

In den vergangenen Jahren war die Wirtschaftskraft im Osten Deutschlands insgesamt deutlich langsamer gestiegen als in den westdeutschen Bundesländern. Dadurch hat sich die Schere zwischen Ost und West weiter vergrößert. Nach dem jüngsten Bericht der Bundesregierung zum Stand der Deutschen Einheit lag die Wirtschaftskraft je Einwohner im Osten 2015 noch immer 27,5 Prozent unter dem Niveau in den alten Ländern. Rochus Görgen

Rochus Görgen

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