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BER-Debakel: Abflug verschoben

Immer wieder tauchten neue Probleme auf der BER-Baustelle auf, immer wieder wurden sie von den Verantwortlichen dementiert. Am Ende mussten sie jedes Mal doch eingestanden werden

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Potsdam - Es war ein Montag, der 27. August 2012, fast vier Monate nachdem die Eröffung des Hauptstadtflughafen Berlin-Brandneburg geplatzt war. Auf der Titelseite berichteten die PNN unter der Überschrift „BER-Eröffnung womöglich erst 2014“, dass wegen der eklaktanten Probleme auf der BER-Baustelle der Termin für die Inbetriebnahme noch weiter nach hinten verschoben werden muss. Doch Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), der stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats der Flughafengesellschaft ist, kanzelte die PNN wegen des Berichts nur als Schülerzeitung ab.

Und das ist nur ein Beispiel für das, was sich rund um das BER-Desaster abspielte. Stets berichteten die Medien über neue und anhaltende Probleme auf der Baustelle, die Verantwortlichen, die Geschäftsführung der Flughafengesellschaft und der Aufsichtsrat, dementierten das zunächst und räumten es später doch ein.

Auch diesmal war es so. Im September, als sich die Hoffnungen von Platzeck und dem Aufsichtsratsvorsitzenden, Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), auf eine schnelle Lösung des Problems und eine Eröffnung schon im März 2013 erledigt hatten, beschloss das Kontrollgremium einen neuen Zeitplan. Demnach sollten die Arbeiten auf der Baustelle seit Mitte November schon wieder richtig auf Hochtouren laufen. Stattdessen waren nur etwa 300 Arbeiter auf der Baustelle. Selbst Technik-Chef Horst Amann ließ sich in einer Pressemitteilung von Anfang Dezember mit den Worten zitieren, „dass wir schon mehr Bauarbeiten sehen, aber wir sind im Plan“.

Doch bereits zu dieser Zeit verdichteten sich die Zeichen, dass es mit dem Eröffungstermin am 27. Oktober 2013 wohl nichts wird. Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag, Anton Hofreiter (Grüne), sprach von einem neuen Zeitverzug von zwei Monaten. Und auch die Vertreter der drei Gesellschafter von Bund, Berlin und Brandenburg ließen immer stärker durchblicken, dass sie vorerst nicht für den Termin garantieren wollen. Vor allem Wowereit und Platzeck wollten plötzlich erst einmal bis März warten, bis die Ergebnisse der Brandschutztests vorliegen, um sich festzulegen, ob der Eröffnungstermin 27. Oktober 2013 zu halten ist. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) sagte vor dem Jahreswechsel: „Der Miteigentümer Bund sieht Anzeichen dafür, dass der Eröffnungstermin am 27. Oktober 2013 möglicherweise nicht gehalten werden kann.“ Ein Risiko bestehe darin, ob der Brandschutz gewährleistet werden könne. Die Bilanz von Ramsauers BER-Sonderkommission war verheerend.

Der Grund für die erneut verschobene Eröffnung sind erhebliche Probleme mit der Brandschutzanlage. Die Firmen Siemens und Bosch bekommen ihre Softwaresysteme für die Mess- und Steuerungstechnik nicht kompatibel. Bereits Ende Dezember hieß es, wenn es bis Mitte Januar nicht gelingt, das Problem zu lösen, seien auch die Tests, die bis Frühjahr Klarheit bringen sollten, hinfällig. Dieser Fall ist nun offenbar eingetreten.

Die Inbetriebnahme des neuen Hauptstadtflughafens in Schönefeld muss damit zum fünften Mal verschoben werden. Seit dem ersten Spatenstich im September 2006 sind mehrere Anläufe gescheitert. Der Eröffnungstermin 30. Oktober 2011 wurde 16 Monate zuvor gekippt. Begründung: Neue Sicherheitsvorschriften und die Pleite zweier Planungsfirmen. Tatsächlich ist der Bau schon ein Jahr im Rückstand. Der Termin 3. Juni 2012 wird Anfang Mai, nur vier Wochen vorher, abgeblasen. Begründung: Die Brandschutzanlage funktioniere nicht. Tatsächlich ist in dem Neubau noch viel mehr nicht fertig. Der März-Termin 2013 hält nicht lange, jetzt fällt auch der Oktober-Termin. Jetzt muss es heißen: „BER-Eröffnung erst 2014“. Was das an neuen Mehrkosten für das Projekt bedeutet, das um das Doppelte auf 4,3 Milliarden Euro teurer geworden ist, wird sich noch zeigen. (mit pet)

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