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Brandenburg: Altes Brandenburg
Die Bevölkerung in der Mark altert schneller als in anderen Bundesländern. Einige berlinferne Regionen zählen zu den ältesten Deutschlands
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Potsdam - Für die Landespolitik sind es in Zeiten der Kreisreform und des Personalmangels im Pflegebereich alarmierende Zahlen: Die Bevölkerung in Brandenburg altert im deutschlandweiten Vergleich besonders schnell. Das zeigt eine Analyse der von den Deutschen Versicherern getragenen Initiative „7 Jahre länger“. Demnach hat Brandenburg mit 46,8 Jahren den zweithöchsten Altersschnitt unter allen Bundesländern. Nur im Nachbarland Sachsen-Anhalt ist die Vergreisung mit 47,4 Jahren noch dramatischer. Nur wenig besser ist es im Rest der neuen Bundesländer.
Zudem ist Brandenburg nach Mecklenburg-Vorpommern zugleich das Bundesland, das seit 1995 am schnellsten gealtert ist: Binnen 20 Jahren ist der Altersdurchschnitt um siebeneinhalb Jahre gestiegen. Für Sachsen-Anhalt wurde eine Zunahme von sieben Jahren verzeichnet. Bundesweit dagegen ist die Bevölkerung binnen zwei Jahrzehnten von 40 auf 44,2 Jahre gealtert. Nach den Prognosen dürfte der Altersschnitt bis 2030 auf bis zu 47,1 und bis 2060 auf 50,6 Jahre steigen. 1990 waren die Menschen noch durchschnittlich 39,3 Jahre alt, 1970 rund 36,2 Jahre.
Die Analyse der Deutschen Versicherer beruht auf den finalen Bevölkerungsdaten des Statistischen Bundesamtes. Sie zeigt auch, wie stark die Entwicklung im Vergleich zu Berlin sowie innerhalb des Landes zwischen Speckgürtel und berlinfernen Regionen auseinander driftet. Berlin ist mit 42,7 Jahren hinter Hamburg das zweitjüngste Bundesland, dort stieg der Altersdurchschnitt nur um 2,8 Prozent.
Innerhalb Brandenburgs kann nur Potsdam mit Berlin mithalten. Potsdam ist mit 42,8 Jahren die jüngste Kommune unter den Landkreisen und kreisfreien Städte. Die Alterung seit 1995 ist mit 3,8 Jahren etwa halb so hoch wie der Landesdurchschnitt und deutlich unter dem Bundesschnitt. Das sorgt dafür, dass Brandenburg nicht ganz am Ende des Rankings landet. Denn der Rest des Landes altert rapide. Gleich vier brandenburgische Landkreise, nämlich Elbe-Elster, Oberspreewald-Lausitz, Prignitz und Spree-Neiße zählen mit je 49,1 Jahren zu den zehn ältesten Regionen der Bundesrepublik. Noch schlimmer ist es nur in einigen Regionen von Sachsen-Anhalt und Thüringen mit einem Altersdurchschnitt von 49,3 bis 49,8 Jahren.
Bemerkenswert ist auch, wie schnell die Regionen in Brandenburg gealtert sind. Am schnellsten gealtert ist die Bevölkerung im Landkreis Uckermark: Die Einwohner sind heute durchschnittlich 10,2 Jahre älter als Ende 1995. Das ist nach der kreisfreien Stadt Suhl (plus 10,7 Jahre) in Thüringen der zweithöchste Zuwachs bundesweit. Und auch in den ältesten Landkreisen Elbe-Elster, Oberspreewald-Lausitz, Prignitz und Spree-Neiße lag die Differenz deutlich über neun Jahren, ebenso in Frankfurt (Oder) mit 9,7 Jahren. Selbst für Cottbus wurden 8,6 Jahre verzeichnet. In den Speckgürtel-Kreisen Teltow-Fläming, Potsdam-Mittelmark, Havelland und Oberhavel waren es etwas mehr als sechs Jahre.
Auch die Zuwanderung von Flüchtlingen hat an der Situation bislang wenig geändert – im Gegensatz zum Bundestrend. Deutschlandweit wirkt die hohe Zuwanderung 2015 wie eine Verjüngungskur: Das Durchschnittsalter sank leicht um 0,1 Jahre, es war den Angaben zufolge der erste Rückgang seit der Wiedervereinigung 1990 überhaupt. In Brandenburg dagegen stieg das Durchschnittsalter um ein halbes Jahr.
Dass Brandenburg im Schnitt älter wird, hat auch mit der Abwanderung junger Menschen zu tun. Junge Brandenburger zieht es einer anderen Studie zufolge vor allem in Städte. „Die Leute gehen nach Potsdam, Rostock, Schwerin, Hamburg oder Berlin“, sagte der Studienautor Harald Simons der Zeitung „Prignitzer“. Die Studie des Berliner Empirica-Instituts im Auftrag der Unternehmervereinigung Wittstock (Dosse) untersuchte exemplarisch die Kreise Prignitz und Ostprignitz-Ruppin. Demnach siedeln immer weniger Menschen in die alten Bundesländer um. Generell sank die Zahl der Abwanderer, was aber nach Ansicht der Forscher nichts damit zu tun hat, dass die Heimatregionen attraktiver geworden seien. „Der Rückgang der Abwanderung aus dem ländlichen Raum erklärt sich im Wesentlichen dadurch, dass kaum noch jemand da ist, der abwandern könnte“, sagte Simons. Alexander Fröhlich
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