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Brandenburg: Auf Brandenburgs Schüler kommen schwere Zeiten zu Bildungsministerin Martina Münch (SPD) zieht Zügel an: Strengere Vorgaben, mehr Tests

Potsdam - Der Druck auf Brandenburgs Schulen wächst. Nachdem hiesige Schüler in Deutsch, Mathematik oder Englisch trotz vor fast zehn Jahren eingeleiteter Bildungsoffensive in Ländervergleichen schlecht abschneiden, kündigte Bildungsministerin Martina Münch (SPD) am Donnerstag auf einer Pressekonferenz zum Start des neuen Schuljahres an, dass die Zügel weiter angezogen werden.

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Potsdam - Der Druck auf Brandenburgs Schulen wächst. Nachdem hiesige Schüler in Deutsch, Mathematik oder Englisch trotz vor fast zehn Jahren eingeleiteter Bildungsoffensive in Ländervergleichen schlecht abschneiden, kündigte Bildungsministerin Martina Münch (SPD) am Donnerstag auf einer Pressekonferenz zum Start des neuen Schuljahres an, dass die Zügel weiter angezogen werden. „Es geht um eine größere Verbindlichkeit, um Mindeststandards“, sagte Münch. Und es soll noch mehr Leistungstests geben.

Neu ist, dass für Grundschüler ein Mindestwortschatz von 700 häufig gebrauchten Worten vorgegeben wird, den jedes Kind bis zur 4.Klasse beherrschen soll. Das Modell hat das SPD-Bildungsministerium „aus Bayern adaptiert“, wie Münch sagte. Vor dem Hintergrund  regelmäßig festgestellter Defizite in Deutsch wird, ebenfalls eine Premiere, eine Pflichtlektüre für die 3. und 8.Klassen eingeführt. Das Bildungsministerium hat an die Schulen „verbindliche Lektüreempfehlungen“ geschickt, eine Auswahl von jeweils vier bis sechs Kinder- und Jugendbüchern – die bei den Kindern beliebt, spannend, aber pädagogisch wertvoll sind. Daraus muss je Altersklasse ein Buch „verbindlich“ behandelt werden.

Und es wird noch mehr kontrolliert. In den 2. und 4.Klassen werden laut Münch in Deutsch und Mathe „Orientierungsarbeiten“ eingeführt, die zu diversen Vergleichsarbeiten hinzukommen. Die Prüfung in der 10. Klasse in Englisch wird um einen zentralen, landesweit einheitlichen Hörverstehenstest erweitert, nachdem bei einem bundesweiten Vergleich brandenburgische Schüler beim Hören englischer Texte besonders wenig verstanden hatten. Und in der gymnasialen Oberstufe soll es schwerer werden, wichtige Fächer abzuwählen, die entsprechenden Vorgaben werden ebenso angezogen.

Nicht nur die Schüler trifft es, auf der anderen Seite soll die Fortbildung der Lehrer forciert werden. Münch kündigte an, dass bis Herbst 2011 ein Konzept für eine Reform der Lehrerbildung vorgelegt werden soll, das in eine für 2013 geplante Novelle des Lehrerbildungsgesetzes münden soll. Konkret geht es auch dort um den Abbau von Schwächen: So sollen Verfahren entwickelt werden, ob Lehramtsstudenten für den Lehrerberuf und seine extremen Belastungen wirklich geeignet sind, um rechtzeitig Fehlentscheidungen zu vermeiden. Ziel sei auch, dass individuelle, auch sonderpädagogische Förderung eine größere Rolle spiele, sagte Münch.

Und für Englischlehrer werde derzeit gemeinsam mit den Pädagogischen Hochschulen Freiburg und Heidelberg ein Konzept zur Weiterbildung erarbeitet. Den Auftakt machte in diesen Sommerferien eine Sommerakademie für 130 Englischlehrer. Die nächste Akademie soll es für 60 Englischlehrer in den Herbstferien geben. Für die Opposition ist das ein Tropfen auf den heißen Stein. „Kläglich“ sei diese Bilanz, so die Grünen, da 1000 Englischlehrer Fortbildungsbedarf hätten.

Bei der Weiterbildungsoffensive setzt Münch zunächst auf Freiwilligkeit der Lehrkräfte. „Zwangsfortbildung ist selten effektiv“, sagte sie. Allerdings stellte die Ministerin klar, dass „es verbindliche Vorgaben geben wird, wenn nur Wenige Fortbildungsangebote in Anspruch nehmen“. Für den erhofften Qualitätssprung an den Schulen setzt das Ministerium auch auf frischen Wind durch die nunmehr 2000 jungen Lehrer, die bis 2014/2015 eingestellt werden sollen, weit aus mehr als bislang geplant. Dies haben Bildungsministerium und Finanzministerium jetzt entschieden, da nur so die Schüler-Lehrer-Relation (1:15,4) trotz des Ausscheidens vieler älterer Pädagogen wie im Koalitionsvertrag beschlossen stabil bleiben kann.

Vorher waren Bildungsministerium und SPD lange davon ausgegangen, dass 1250 neue Lehrer ausreichen, auch die Zahl findet sich im SPD-Wahlprogramm und im Koalitionsvertrag. Eine plausible Erklärung für die dramatische Differenz der Zahlen hatte Münch nicht. Und für eine Rücknahme der geplanten Kürzungen bei den freien Schulen sieht sie trotz vom Finanzministerium nach oben korrigierten Prognosen für den Landeshaushalt „keine Spielräume.“

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