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Regisseur Andreas Dresen und die Schauspielerin Liv Lisa Fries lachen beim Photocall ihres Films „In Liebe, Eure Hilde“ (Sektion Wettbewerb) nebeneinander.

© dpa/Soeren Stache

Auftakt mit Dresen-Film: Film über NS-Widerstandskämpferin eröffnet Schulkinowochen in Brandenburg

Eine historische Geschichte, erzählt für die Gegenwart: Andreas Dresens Film über Hilde Coppi und ihren Widerstand gegen die NS-Diktatur zieht Jugendliche in seinen Bann.

Von Antje Kayser

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Kurz ist es still im Saal, als der Abspann von „In Liebe, Eure Hilde“ läuft, dann kommt spontaner Applaus im großen Kinosaal im Filmpalast in Oranienburg auf. Fast jeder Platz ist besetzt, gebannt haben die Schülerinnen und Schüler den Film verfolgt.

Mit diesem Film wurden in Anwesenheit des Regisseurs die Brandenburger Schulkinowochen eröffnet. Noch bis zum 4. April werden Filme in 31 Kinos gezeigt, insgesamt gibt es um die 280 Veranstaltungen. Die Filme sind Teil des Unterrichts und sollen zur Film- und Medienkompetenz, Allgemeinbildung und Wertebildung der Kinder und Jugendlichen beitragen.

Nominiert beim Deutschen Filmpreis

Liv Lisa Fries („Babylon Berlin“) verkörpert in Andreas Dresens Film eindrucksvoll die junge Widerstandskämpferin Hilde Coppi (1909-1943). Sie war Mitglied der sogenannten Widerstandsgruppe Rote Kapelle und engagierte sich gegen das NS-Regime. Der Film ist beim Deutschen Filmpreis unter anderem als bester Spielfilm nominiert, vergangenes Jahr lief er im Wettbewerb der Berlinale, wo er auch Premiere feierte.

Die Schüler aus der elften Klasse des Georg-Mendheim-Oberstufenzentrums und des Louise-Henriette-Gymnasiums Oranienburg haben an diesem Vormittag auch viele Fragen an den Regisseur, der auf der Bühne steht und sich eine Dreiviertelstunde Zeit nimmt, um mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen.

Woher der Regisseur so genaue Details über das Leben von Hilde Coppi habe, fragt ein Schüler, der im Unterricht selbst schon einen Vortrag über Coppi gehalten hat, und bei seiner Internetrecherche schnell an eine Grenze gestoßen war. Was in dem Film historisch belegt und was ausgedacht ist, fragt ein anderer. Warum gerade der Lehnitzsee eine Rolle spielt und wie die Dreharbeiten an dem im Sommer bei Badegästen beliebten See liefen. Wie die Schauspielerinnen und Schauspieler sich auf die Rollen vorbereiten. Wieso intime Szenen und die Geburt von Hilde Coppis Sohn so intensiv gezeigt werden, will eine Schülerin wissen.

Episodische Erzählweise

Eine Botschaft hatte Dresen mit seinem Film nicht, trotzdem klingt seine Haltung in seinen Antworten durch, etwa wenn er vom Bürokratiewahn der Nationalsozialisten spricht, die genau notierten, wen sie wann und wo umgebracht haben. Oder wenn er nebenbei erwähnt, dass Diktaturen von der großen Menge an Opportunisten getragen werden.

Er erzählt, wie er der Drehbuchautorin Laila Stieler vorschlug, die Geschichte nicht chronologisch, sondern in Episoden zu erzählen, sodass die Geschichte im Gefängnis von der Verhaftung bis zum Ende chronologisch verläuft, man die Liebesgeschichte von Hans und Hilde Coppi aber gleichzeitig rückwärts kennenlernt. Er erzählt davon, welche anderen Figuren historisch belegt sind (die Gefängniswärterin, der Pfarrer), was man einem Publikum zumuten kann, und welche Kniffe es beim Filmemachen gibt, etwa, sich von zwei verschiedenen Figuren inspirieren zu lassen, sie im Film aber in einer zu vereinen.

Eindrucksvoller Besuch bei Hans Coppi Jr. zu Hause

Und natürlich spricht Dresen von dem Besuch bei Hans Coppi Jr. zu Hause, dem heute 82-jährigen Sohn der Widerstandskämpferin. Er überlebte, wuchs bei seinen Großeltern auf, wurde später Historiker und erforschte nicht nur die Geschichte seiner Familie. Coppi Jr. habe Dresen gebeten, seine Eltern nicht als Widerstandskämpfer zu heroisieren, sondern sie auch als die normalen jungen Leute darzustellen, die glücklich waren.

Filme könnten sehr hilfreich bei der Vermittlung von Geschichte sein, sagt Dresen im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. „Film erzählt ja ganz konkrete, sinnliche, auch emotionale Geschichten und ermöglicht damit auch so einen ganz persönlichen Einstieg, finde ich.“

Er habe bewusst versucht, die jungen Hauptfiguren sich so verhalten zu lassen, wie junge Menschen von heute. „Das war genau unsere Absicht, eine Vergleichbarkeit herzustellen, dass man den Figuren auf der Leinwand zuschaut und auch gleichzeitig vielleicht ein kleines bisschen darüber nachdenkt: ‚Wie hätte ich mich denn an ihrer Stelle eigentlich verhalten?‘“ (dpa)

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