Brandenburg: Aus Berlin nach Zentralasien
Polizeifahnder entdeckten gestohlene Autos – beim tadschikischen Präsidenten-Klan
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Berlin - Die Ermittler suchten gestohlene Luxuswagen bislang in Polen, im Baltikum, Russland oder in der Ukraine. Jetzt mussten sie feststellen: Gestohlene Luxus-Limousinen aus Deutschland werden von der Familie des Präsidenten von Tadschikistan gefahren. Dort aber sind die Wagen laut einem „Bild“-Bericht für die deutschen Behörden nicht greifbar. Berlins Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) und das Auswärtige Amt versuchen seit Längerem, die Autos zurückzubekommen – bislang ohne Erfolg, wie eine Sprecherin des Senators am Donnerstag den Zeitungsbericht bestätigte. Die Ermittlungsgruppe „Westwind“ der Berliner Kriminalpolizei spürte zahlreiche Autos per GPS-Ortung im zentralasiatischen Tadschikistan auf. Inzwischen sorgten die Untersuchungen für diplomatische Verstimmungen.
Senator Heilmann schrieb im Mai 2013 an den damaligen Außenminister Guido Westerwelle (FDP): „Die Mehrheit der Fahrzeuge befindet sich im Besitz von Personen, die wirtschaftlich und familiär mit der Familie des tadschikischen Präsidenten verbunden sind.“ Das deutsche Außenministerium sprach das Problem laut Zeitung mehrfach an, allerdings ohne konkretes Ergebnis. Der tadschikische Außenminister soll deswegen eine Reise nach Berlin abgesagt haben.
Bereits 2011 und 2012 stellte die Berliner Justiz sogenannte Rechtshilfeersuchen an die Behörden in Tadschikistan. Der Staat war dem UN-Abkommen gegen grenzüberschreitende organisierte Kriminalität von 2009 beigetreten. Berlin bat um Unterstützung und das Beschlagnahmen der Autos. Mehr als Dokumente und Abschriften von Zeugenaussagen kamen in Berlin aber nicht an.
Im autoritär geführten, bitterarmen Tadschikistan regiert seit 1992 Staatschef Emomali Rachmon (61). Im November trat er eine weitere siebenjährige Amtszeit in der Ex-Sowjetrepublik nördlich von Afghanistan an. Die Wahl wurde von Beobachtern als undemokratisch verurteilt. Tadschikistan gilt als Transitland für Drogen aus Afghanistan in den Westen.
Die Berliner Justiz-Sprecherin betonte, das Thema sei Heilmann sehr wichtig. Entscheidend beim Kampf gegen die Autodiebe sei auch, die Vertriebswege durch Osteuropa zu kappen. Man werde weiter über das Bundesamt für Justiz und das Auswärtige Amt Druck ausüben.
Die Ermittlungsgruppe „Westwind“ der Kripo arbeitet laut einem Polizeisprecher seit 2009 und hat zehn Mitglieder. An den Ermittlungen sind auch das Bundeskriminalamt (BKA), andere Bundesländer und die Polizei aus Litauen beteiligt. „Ziel ist die Aufklärung der Verschiebung teurer Autos nach Osteuropa“, sagte ein Sprecher. „Dabei geht es um Diebe, Zwischenstationen, Mittelsmänner und Auftraggeber bis zu den Abnehmern.“ Autostrecken von Berlin nach Tadschikistan sind weit über 5000 Kilometer lang. Vor zwei Jahren reisten ein LKA-Fahnder und ein BKA-Kollege eigens nach Tadschikistan, um dort nach gestohlenen Autos zu suchen.
Geheime GPS-Ortungssysteme werden von Herstellern oder Besitzern zur Sicherung in Luxuslimousinen eingebaut. Die Geräte aktivieren sich zum Teil selber, wenn das Auto ungewöhnlich bewegt wird, und melden sich bei dem Besitzer, der die Daten verfolgen kann. Die Polizei wollte sich zu technischen Details nicht äußern. Andreas Rabenstein
Andreas Rabenstein
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