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Sterne und viele Streifen. Vor der US-Botschaft erinnerten Passanten an die Opfer des Attentats.

© Hannibal Hanschke/Reuters

Brandenburg: Aus Trauer wird Trotz

Gedenken an Terroropfer von Orlando vor Botschaft

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Berlin - Es war einer der schwersten Terrorakte eines Einzeltäters in der Geschichte. Einen Tag nach dem Attentat in einem Schwulen- und Lesbenclub in Orlando in den USA nahmen am Pariser Platz mehr als hundert Menschen an der Gedenkveranstaltung vor der US-Botschaft teil und legten Blumen, Kränze und Spruchbänder nieder. „Berlin ist auf deiner Seite“, war dort auf Englisch zu lesen. Einige beteten für die Angehörigen der Opfer.

Auch die Grünen-Spitze nahm an der Gedenkminute teil, mit dem Bundesvorsitzenden Cem Özdemir und den Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter. „Es ist ein Anschlag gegen die westliche Welt“, sagte Özdemir.

Viele Anwesende wollten ein Zeichen in die Welt senden, zahlreiche Anwesende schwenkten große Regenbogenfahnen, Symbol der Schwulen- und Lesbenbewegung. „Ich empfinde Trauer, Wut und Angst“, sagte einer der Anwesenden. Für viele sei es ein Anschlag auf die ganze queere Community. Dort, wo die Angst zu überwiegen scheint, macht sich gleichzeitig auch eine Art Trotzreaktion breit. Ein weiterer Teilnehmer, Mitarbeiter bei einem Berliner Schwulenmagazin, forderte: „Wir müssen noch bunter und weltoffener werden.“ Ein anderer plädierte dafür, „Haltung zu bewahren“, sagte aber auch, die Community brauche aus dem Innenministerium mehr Rückhalt und Unterstützung.

Viele sahen den Anschlag als Anlass für eine breite gesellschaftliche Diskussion über Menschenrechte und Schwulenhass. Einer der Trauernden, der sich mit Andy vorstellte, berichtete, vier Angriffen innerhalb eines Jahres in Berlin ausgesetzt gewesen zu sein, an Bahnhöfen und auf Straßen. Die Zahl der Übergriffe auf Homosexuelle habe sich in ganz Berlin in letzter Zeit erhöht, so Bastian Finke, Leiter des schwulen Anti-Gewalt-Projekts Maneo. Zudem gebe es bundesweit Defizite, was die Zusammenarbeit mit den Polizeibehörden angeht, sagte Finke. Während Berlin die einzige Stadt sei, in der die Polizei einen Ansprechpartner für Hasskriminalität gegenüber Schwulen, Lesben und Transgender einsetzt, sollten insgesamt mehr Sicherheitskonzepte ausgearbeitet werden, um jegliche Art der Gewaltbereitschaft zu bekämpfen, forderte er – etwa bei der Parade zum Christopher Street Day, die am 23. Juli durch Berlin ziehen wird. Philipp Kiehl

Philipp Kiehl

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